Literaturkursus des Rheinbacher Gymnasium Schüler überzeugen in Nazi-Satire

RHEINBACH · Ein Jahr lang hat sich der Literaturkursus der Jahrgangsstufe 11 des Städtischen Gymnasiums Rheinbach mit der Kunst des Schauspielens beschäftigt, ein Stück ausgewählt und geprobt. Am Freitag und Samstag präsentierten die 26 Schülerinnen und Schüler das Ergebnis ihrer Arbeit.

 Mit der bösen Lubitsch-Satire "Sein oder Nichtsein" überzeugten die Schüler das Publikum.

Mit der bösen Lubitsch-Satire "Sein oder Nichtsein" überzeugten die Schüler das Publikum.

Foto: Axel Vogel

In zwei Aufführungen mit jeweils unterschiedlicher Besetzung, damit jeder Kursteilnehmer eine Rolle verkörpern konnte, zeigten sie im Stadttheater die Komödie "Sein oder Nichtsein" nach dem gleichnamigen Film von Ernst Lubitsch, den der emigrierte deutsche Regisseur 1942 auf die Leinwand gebracht hatte.

Die Handlung beginnt kurz vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges in Warschau. Eigentlich hatte das Polski-Theater ein Anti-Nazi-Stück aufführen wollen, hatte aber keine Genehmigung erhalten und zeigte stattdessen Shakespeares Hamlet. Immer während er Hamlets Monolog "Sein oder Nichtsein" spricht, muss Schauspieler Josef Tura irritiert feststellen, dass ein Mann den Zuschauerraum verlässt. Es handelt sich dabei um den jungen Fliegerleutnant Stanislaw Sobinsky, der sich nun ungestört mit Turas Frau Maria treffen kann. Im Krieg kehrt Sobinsky mit einem Geheimauftrag gegen die deutschen Besatzer ins Theater zurück. Um ihrer drohenden Verhaftung zu entgehen, führen die Schauspieler nun die Nazis nach allen Regeln der Schauspielkunst an der Nase herum und spielen nun buchstäblich um ihre Leben, um Sein oder Nichtsein.

Eine Komödie berge besondere Herausforderungen, erläuterte Literaturkursus-Leiter Patrick Grodau, der die Bühnenfassung des Stücks von Nick Whitby überarbeitet hatte und auch Regie führte. Es komme besonders auf das Timing an. Bei einer Nazi-Komödie bestehe zudem die Gefahr der Verharmlosung. Beide Klippen umschifften die Jungschauspieler gekonnt. Um bei den zahlreichen Hakenkreuzen und Heil-Hitler-Rufen auf der Bühne nicht missverstanden zu werden, legte Grodau dem Programmflyer vorsorglich einen erläuternden Text bei.

Die glaubhafte Verkörperung eines Nazi-Kommandos durch eine Truppe von Schmierendarstellern werfe ein entlarvendes Licht zurück auf den schmierenhaften Charakter der pompösen Inszenierungen der Nazis selbst, heißt es darin. Für das wandlungsfähige Bühnenbild bei den beiden Aufführungen zeichnete die Bühnenbild-AG unter Leitung von Elke Viltz verantwortlich. Unterstützung bei Licht und Ton kam von der Technik-AG unter der Leitung von Klaus Kreuzer. Das sonnigen Wetter am Freitag und die Fußball-Übertragung im Fernsehen am Samstag waren wohl der Grund dafür, dass trotz der gelungenen Aufführungen noch Plätze im Stadttheater frei blieben.

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