Städtisches Gymnasium Rheinbach Schulsportstudie mit Siebtklässlern - Schwimmen und ein kleiner Piks

RHEINBACH · Im Dienste der Wissenschaft durchpflügen Annika, Julian und Jan die Bahn und lassen sich anschließend sogar ins Ohr piksen: Die Zwölfjährigen und weitere Freiwillige der siebten Klassen des Städtischen Gymnasiums Rheinbach nehmen an einer Schulsportstudie zum Schwimmen teil. Und machen sich so ganz nebenbei auch fit fürs Deutsche Jugendschwimmabzeichen nach den Herbstferien.

 Im Dienste der Wissenschaft ziehen die Schüler des Städtischen Gymnasiums ihre Schwimmbahnen.

Im Dienste der Wissenschaft ziehen die Schüler des Städtischen Gymnasiums ihre Schwimmbahnen.

Foto: Wolfgang Henry

Während es aber beim Schwimmabzeichen unter anderem um Schnelligkeit geht, bestimmen die Kinder ihr Tempo bei der wissenschaftlichen Schulsportstudie selbst. Und das ist für die Ausdauer und Fitness auch viel effektiver, betont Franz J. Schneider, der die Studie in Kooperation mit dem Institut für Kreislaufforschung und Sportmedizin der Deutschen Sporthochschule Köln, dem Städtischen Gymnasium und dem Freizeitbad Monte Mare leitet.

Schneider ist Lehrer am Franken-Gymnasium in Zülpich und will "aus der Praxis für die Praxis" ein System für ein möglichst ökonomisches Ausdauertraining und dessen Testung entwickeln. Im Bereich Dauerlauf hat er das schon mit den eigenen Schülern getan; nun überträgt er sein System mit Hilfe der Rheinbacher Gymnasiasten auf das Schwimmen.

"Mein Ziel ist ein Trainings- und Testsystem speziell zur aeroben Ausdauer. Die fördert im Gegensatz zur anaeroben Belastung - der Körper geht dann eine Sauerstoffschuld ein - viele organische Systeme und sogar kognitive Leistungen", betont Schneider.

Nach standardisierter Anweisung absolvieren die Schüler vier Trainingseinheiten mit ansteigendem Belastungsumfang von vier bis 16 Minuten Ausdauerschwimmen. Im Test gilt es dann, ein extensives Ausdauerschwimmen auf der höchsten Leistungsstufe von 20-minütigem Dauerschwimmen durchzuhalten.

Für Annika kein Problem: "Ich schwimme sowieso regelmäßig und gern, dabei kann ich gut abschalten. Ich hätte auch schneller schwimmen können, aber darum ging es ja nicht", verrät die Zwölfjährige und lässt sich direkt nach dem Test Blut aus dem Ohrläppchen abnehmen, die Herzfrequenz messen und nach ihrem subjektiven Belastungsempfinden befragen.

Diese Messungen erheben Thomas Schmidt und seine Assistenten im Rahmen seiner Bachelor-Arbeit zum Thema "Sport, Gesundheit und Prävention" an der Sporthochschule Köln. "Laktatwert und Herzfrequenz geben Auskunft über die Belastungsintensität", erklärt der 24-Jährige.

"Mit diesen Erhebungen erhalten wir auch Aufschluss darüber, wie lange Schüler in dem Alter zu schwimmen in der Lage sind und ob die Vorgaben des neuen Sport-Lehrplans in NRW zum Ausdauerschwimmen realistisch sind", ergänzt Schneider. Dementsprechend beinhaltet seine Studie auch ein tabellarisches Notensystem für alle Jahrgänge.

Vor allem aber geht es ihm um sinnvolles Training: "Ein moderates Ausdauertraining ist sehr effektiv für Fett- und Stressabbau, für Stoffwechsel und Kreislauf. Und es kann eine regelrecht reinigende Wirkung auf die Psyche haben. Kurzum: Es ist Gold wert für die Gesundheit, und darum freuen wir uns über das Sponsoring der Barmer GEK, ohne das wir die Studie nicht finanzieren könnten."

Dass das Training gewirkt hat, spüren Jan und Julian auch daran, dass sie schon kurz nach Beendigung ihrer Bahnen keine körperliche Belastung mehr spüren. Und der kurze Piks ist dank stärkender Süßigkeit auch schnell vergessen.

Die Trainingseinheiten und Tests werden im Rahmen des regulären Sportunterrichts der jeweiligen Klassen nach den Ferien weitergeführt. Die wissenschaftliche Auswertung ist für den kommenden Winter anvisiert.

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