Konrad Beikircher gastiert in Rheinbach Seine Mission: Verbreitung rheinischer Lebensart

Rheinbach · Das Rheinland weist die höchste Reliquiendichte in ganz Europa auf. Das hat der Vatikan ermittelt, wie Konrad Beikircher den Rheinbacher Theaterbesuchern voller Begeisterung weitererzählt. Der Kabarettist ist sich sicher: Dass es im Rheinland so viel schöner ist als anderswo, liegt vor allem an den Heiligen, den Reliquien sowie den vielen Kirmessen.

 Unterhielt sein Publikum in Rheinbach vorzüglich: Konrad Beikircher.

Unterhielt sein Publikum in Rheinbach vorzüglich: Konrad Beikircher.

Foto: Tomas Rodriguez

Und dass das Volksvergnügen keineswegs im Widerspruch, sondern im Gegenteil in harmonischer Verbindung zum Ehrwürdigen steht, erläuterte er anhand des Beispiels von Pützchens Markt, der auf das Wirken der Heiligen Adelheid und die alljährliche Adelheidis-Wallfahrt zurückgeht.

Ja, der „normale“ Glaube – also der Katholizismus – sei schon ein Segen. Wenn etwa der Haustürschlüssel einmal verloren geht, kein Problem: eine Kerze für den Heiligen Antonius angezündet, der für Verlorenes und Gefundenes zuständig ist – und schon tauchen die Schlüssel wieder auf. Die Protestanten hingegen, die „armen Socken“, müssen extra zum Fundamt laufen. Für Protestanten bringt der waschechte Rheinländer also allenfalls Mitleid auf. Und darum steht Beikirchers Beitrag zur 500-Jahr-Feier der Reformation im kommenden Jahr bereits fest: Er lässt sein legendäres Ahl-Möhne-Paar Frau Roleber und Frau Walterscheidt wiederaufleben und den Glaubenskampf aus aktuellem Anlass ganz neu ausfechten.

Mit Kostproben der rheinisch-katholischen Frau Roleber und ihrem zugezogenen protestantischen Konterpart Frau Walterscheidt erinnerte Beikircher im Stadttheater in Rheinbach an die Anfänge seiner Karriere als Kabarettist in der WDR-Sendung „Unterhaltung am Wochenende“ mit Elke Heidenreich. Damals wurde er zum ersten und einzigen Mitglied sowie Präsidenten des Missionswerkes für die Verbreitung der rheinischen Lebensart, für das er bis heute unermüdlich im Einsatz ist. Und das, obwohl der 70-Jährige bekanntlich aus Südtirol stammt.

Aber seit er vor 51 Jahren und rund zwei Wochen nach Bonn kam, hat ihn die „geschmeidigste Sprache der Welt“ in ihrem Bann. „Rheinisch ist immer dabei, die Sprache, die auch uns Herrjott spricht, deshalb ist es im Rheinland ja so schön!“ Und mit nichts als selbigem Dialekt sowie seinem unbändigen Temperament und Parodie-Talent hielt Beikircher sein Publikum im gut besetzten Stadttheater mühelos bei Laune.

Dass er dabei vom eigentlichen Leitfaden seines aktuellen Programms „Bin ganz meiner Meinung“ immer wieder abkam, ließ ihn selbst schon zu Beginn des vergnüglichen Abends Schlimmes befürchten: „Das wird wieder so ein Abend, an dem meine Frau hinterher schimpft, wat häste da wieder verzällt?‘“ Dem Rheinbacher Publikum freilich war das gerade recht – es war ganz seiner Meinung.

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