Start in die neue Session Sibbeschuss spannt den Rettungsschirm
Rheinbach/Swisttal · Einigen Karnevalsgesellschaften ist es zu riskant, Künstler zu verpflichten, weil sie Regressforderungen befürchten, falls die Veranstaltung coronabedingt ausfällt. Die Band Sibbeschuss hat da eine Lösung parat.
Die Band Sibbeschuss verzichtet auch weiterhin auf die Zahlung der kompletten Gage, wenn eine Veranstaltung aufgrund gestiegener Corona-Fallzahlen und den damit verbundenen Maßnahmen abgesagt werden muss.
„Wir hatten die Idee dazu schon in der Session 2020/2021, als zum ersten Mal der Karneval abgesagt werden musste“, erläutert Frontmann und Sänger Sascha Hardt den „Pandemie-Passus“ im Vertrag der Band. Normalerweise ist es üblich, dass die Veranstalter bei einer Absage den gebuchten Künstlerinnen und Künstlern die volle Gage zahlen. Oft bedeutet dies das finanzielle Fiasko für die betroffene Karnevalsgesellschaft oder den kleinen Club an der Ecke. „Wir machen das ja nicht fürs Geld und verdienen unser tägliches Brot in normalen Berufen“, sagt Murphy Mörsdorf, Gitarrist bei Sibbeschuss. „Uns ist wichtig, dass das Brauchtum erhalten und nicht auf der Strecke bleibt.“
Branche ist verunsichert
Zum ersten Mal in ihrer Bandgeschichte haben die fünf Jungs am 11.11. kein Engagement. Die Branche ist stark verunsichert und setzt bei der Bandbuchung zunächst auf die großen Zugpferde wie Brings, Höhner, Kasalla und Co. „Erst wenn dann eine bestimmte Menge an Karten im Vorverkauf abgesetzt wurde, werden die kleineren Acts dazu gebucht“, weiß Hardt zu berichten. „Das können wir natürlich auf der einen Seite gut verstehen, denn auch die gestiegenen Nebenkosten, wie Energie und Saalmiete, müssen erstmal reingeholt werden.“
Umso erstaunlicher, dass das Angebot von Sibbeschuss derzeit kaum Anklang findet. Normalerweise stünden jetzt schon bis zu 80 Termine im Kalender für die kommenden Monate bis Februar 2023. „Aktuell sind wir bei knapp 50. Dafür erhalten wir aber schon vermehrt Anfragen für den Sommer 2023“, hält Bassist Robert Henseler fest.
Dirk Lüssem aus Ludendorf, Literat der Treuen Husaren in Köln, und damit verantwortlich für die Programminhalte von Sitzungen des Traditionskorps, kennt das Problem nur zu gut. „Die kleinen Gesellschaften sind sehr vorsichtig. Zudem haben alle noch nicht ihre Anträge beim Sondertopf des Bundes für die vergangene Session abgearbeitet, weil dies nicht einfach mit ein paar Clicks online schnell zu erledigen ist.“ Und er hat noch eine weitere Beobachtung. „Wir stellen fest, dass viele Menschen auch erst sehr kurzfristig Karten für die Veranstaltungen kaufen. Dabei stehen Fragen wie „Bin ich gesund, findet das Konzert überhaupt statt oder hab ich das Geld noch? im Vordergrund. Vorbei sind die Zeiten, an denen Tickets monatelang an der Kühlschranktür hingen.“