Familie Hermann aus Rheinbach So wird Weihnachten in einem Drei-Generationen-Haus gefeiert

Rheinbach · Drei Generationen versammeln sich in diesem Jahr um den Weihnachtsbaum von Familie Hermanns in Rheinbach. Einige Rituale werden beibehalten, andere nicht mehr.

Drei Generationen versammeln sich um den Weihnachtsbaum. (v.l.) Celina, Liv, Ralph und Claudia Hermanns.

Drei Generationen versammeln sich um den Weihnachtsbaum. (v.l.) Celina, Liv, Ralph und Claudia Hermanns.

Foto: Stephan Faber

Der Weihnachtsbaum steht schon dekoriert im Wohnzimmer der Familie Hermanns in Rheinbach. Die Eltern von Ralph Hermanns haben 1962 das große Haus am Weilerweg erbaut. „Das war von Anfang an ein Mehrgenerationenhaus“, erinnert sich Ralph Hermanns. „Zunächst haben wir hier mit meinen Großeltern gewohnt.“ Vor 30 Jahren trat dann Claudia in Ralphs Leben und man zog gemeinsam in die erste Etage. „Mein Mann wollte das Haus nicht verlassen. Er ist hier geboren und hat seinem Vater versprochen, nie irgendwo anders zu wohnen“, berichtet sie. Heute wohnt Tochter Celina mit ihrer einjährigen Tochter Liv mit im Haus.

Die Weihnachtszeit im Hause Hermanns begann immer mit dem Backen der ersten Plätzchen. „Oma Hildegard hat immer diese komischen Monde, Vanillekipferl, mit uns gebacken“ weiß Celina noch. Parallel wurden die Wunschzettel erstellt. „Wir haben immer aus einem Katalog die Sachen ausgeschnitten, auf ein Blatt Papier geklebt, ans Fenster gelegt und dann gehofft, dass irgendwann der Zettel abgeholt wurde.“ Mutter Claudia und Vater Ralph hingegen mussten ihre Wünsche noch als handgeschriebenen Brief verfassen. Dabei standen eine Tasse Milch und ein Keks immer als Wegzehrung für das Christkind bereit.

Ein Keks fürs Christkind

Nach einem Experiment in Sachen Weihnachtsbaum im vergangenen Jahr ging es für den diesjährigen Tannenbaum wieder in die Natur. „Letztes Jahr hatten wir mal einen Baum aus dem Baumarkt. Der war aber schon nach einer Woche hinüber. Deshalb sind wir diesmal wieder in den Wald gefahren, nach Hilberath, und haben dort einen frischen Baum geholt.“ Es ging aber auch schon spektakulärer in die Bäume, erinnert sich Celina. „Früher ist mein Papa mit der Feuerwehr und den Kindern nach Kirchsahr in eine Plantage gefahren. Im Anschluss haben wir dann noch dort noch gegrillt und gemütlich zusammengesessen.“

Claudia Hermanns hat gemeinsam mit Tochter und Enkelin den Baum vorab geschmückt. „Ich sage dann immer: Liv, wir müssen dem Christkind helfen.“ Dabei verzichtet man dieses Jahr auf traditionellen Christbaumschmuck aus Glas. „Dieses Jahr haben wir Plastikkugeln genommen, damit sich Liv nicht verletzt, wenn mal was kaputt geht.“ Früher war Weihnachtsbaum-Schmücken natürlich alleinige Aufgabe der Eltern vor dem 24. Dezember. „In der Nacht zu Heiligabend haben wir unsere Eltern immer belauscht. Wir hatten einen Kamin, über den man hören konnte, was im Wohnzimmer gesprochen wurde“, erinnert sich Claudia. Tochter Celina hatte im Vorfeld schon immer versucht, herauszufinden, was es zur Bescherung geben würde. „Die Geburtstagsgeschenke habe ich vorher immer schon gefunden, die Weihnachtsgeschenke aber nie.“ Ihre Mutter kennt die Gründe. „Die Oma hatte früher eine Mangelmaschine im Keller mit einem Holzvorbau. Dahinter habe ich alles versteckt.“

Vor der Bescherung zur Waldkapelle

Traditionell geht es in der Familie Hermanns vor der Bescherung auf einen Spaziergang zur Waldkapelle in Rheinbach. „Wir hatten noch Schnee und wurden trotzdem vorher rausgejagt. Dann gab es Kakao und Milch“, schaut Claudia zurück auf vergangene Weihnachtsfeste. Im Anschluss ging es dann ins feierlich erleuchtete Wohnzimmer. „Die Tür zum Wohnzimmer war abgeschlossen. Dann wurde das Glöckchen geläutet, man durfte eintreten und es gab Geschenke.“

Das Aufsagen von Gedichten und Singen von Weihnachtsliedern hat Tochter Celina vor vielen Jahren in der Familie Hermanns schon abgeschafft. „Ich musste am Weihnachtsbaum immer noch ein Gedicht aufsagen oder ein Lied singen, das man in der Schule gelernt hatte“, kannte Claudia Hermanns noch die Tradition. „Unsere Tochter hat dann aber irgendwann ganz selbstbewusst gesagt: Nee, mach ich nicht mehr.“

Vater Ralph Hermanns erinnert sich noch an ein besonderes Geschenk in seiner Jugend: „Das war eine Eisenbahn, die man auch im Garten aufbauen konnte. Aber jedes Weihnachten in meiner Jugend war ich wunschlos glücklich.“ Tochter Celina fällt ein Geschenk ihres Opas Peter ein: „Ich erinnere mich an ein selbstgebautes Haus aus Holz für meine Barbies, mit echtem Teppich am Boden und Tapetenresten an den Wänden.“

Beim anschließenden Weihnachtsessen probieren die Hermanns immer gerne mal was Neues aus. „Dieses Jahr testen wir unseren neuen Tischgrill. Zum Fleisch gibt es dann Kartoffelgratin“, stellt Claudia Hermanns die aktuellen Menüpläne vor. „Davor hatten wir aber auch viele Jahre Kartoffelsalat mit Würstchen und Sauerbraten im Wechsel.“ In den Tagen danach steht Resteverwertung und viel Ruhe im Zentrum. „Wir rattern auch nicht mehr die Verwandtschaft ab. Früher wurde zu den Tanten gefahren, und jedes Kind hat überall noch einmal riesige Tüten mit Geschenken bekommen. An Weihnachten wollen wir als Familie zur Ruhe kommen.“

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