Amtsgericht Rheinbach Sohn "frisierte" heimlich den Roller - Vater freigesprochen

RHEINBACH · Dass sein 15-jähriger Sohn keinen Roller fahren darf, der 70 Stundenkilometer schnell ist, weiß ein Vater. Was aber, wenn dieser Roller eigentlich nur 25 kmh fahren konnte, vom Sohn jedoch technisch so geschickt und versteckt manipuliert wurde, dass er deutlich schneller war?

Hat der Vater sich dann als Halter des Rollers der Verletzung seiner Sorgfaltspflicht schuldig gemacht und den Sohn fahrlässig ohne Führerschein fahren lassen? Mit dieser Frage sah sich Strafrichter Jan Fante in der Verhandlung gegen einen 48-Jährigen am Amtsgericht Rheinbach konfrontiert und sprach den Vater schließlich frei.

Als der 15-Jährige auf der Landstraße zwischen Meckenheim und Rheinbach mit dem Roller unterwegs war, fuhr ein Polizeifahrzeug hinter ihm her, das auf dem eigenen Tacho eine Geschwindigkeit zwischen 70 und 80 Stundenkilometern feststellte. Die Beamten stoppten den Jugendlichen, weil der Roller nur 25 Stundenkilometer hätte fahren dürfen.

Bei der Überprüfung zeigte sich die Manipulation, die dem Vater nach dessen Angaben unbemerkt geblieben war, obwohl er selbst den Roller am Wochenende "zum Brötchenholen" genutzt hatte. Dann aber war der Roller tatsächlich nur bis 25 Stundenkilometer schnell gewesen, sodass der Vater keinen Verdacht schöpfte.

Des Rätsels Lösung lieferte der 15-Jährige selbst als Zeuge: Sein Freund habe das notwendige Material samt Einbauanleitung im Internet besorgt, sodass mittels eines versteckten Funkempfängers über eine Fernbedienung die Technik so verändert wurde, dass der Roller entweder bei 25 Stundenkilometer gedrosselt war oder eben weit höhere Geschwindigkeiten erreichen konnte.

Aufgrund der "geschickten Konstruktion" sahen Staatsanwaltschaft und Gericht auf Seiten des Vaters keinen Verstoß gegen die Sorgfaltspflicht. "Man ist selbst überrascht, wie einfach so etwas geht. Aber die Sorgfaltspflichten gehen nicht so weit, dass Sie täglich in den Motor schauen müssen", sagte Richter Fante und sprach den angeklagten Vater frei.

Dem Sohn, der von der Polizei belehrt worden war und darüber hinaus einen Verkehrstrainingskursus absolvieren muss, machte er unmissverständlich klar: "Ich rate dir schwer, diesen Kurs zu machen. Sonst hast du ganz schlechte Voraussetzungen, wenn du mal eine 120er fahren möchtest!"

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