100 Jahre Pauken, Wirbeltrommel und Querflöten Wie der Spielmannszug Echo Niederdrees seine Zukunft sichert
Rheinbach-Niederdrees · Der Spielmannszug des kleinen Rheinbacher Höhenorts Niederdrees feiert sein 100-jähriges Bestehen. Warum neben Tradition und Harmonie vor allem die Kinder eine Rolle spielen
Der kleine Ort Niederdrees feiert ein großes Jubiläum: Mehr als 100 Jahre schon ist der Spielmannszug Echo fester Bestandteil der Dorfgemeinschaft. Das galt es mit Live-Musik im Festzelt und einem großen Tambourzug natürlich auch gebührend zu würdigen. Aber wie schafft es ein 450 Einwohner zählender Rheinbacher Höhenort, über zehn Jahrzehnte lang einen Musikverein aufrechtzuerhalten?
Über diese Frage muss auch Ralf Büser, seit zwölf Jahren Vorsitzender des Spielmannszugs, erst mal nachdenken. „Wir haben bisher einfach Glück gehabt“, sagt er und lacht, bevor er nach weiterem Überlegen etwas ernster wird: „Vielleicht ist es im Dorf auch einfacher als in einem Stadtgebiet. Hier kennt uns jeder, wir gehören einfach dazu.“ Und das bereits seit Generationen, wie das Beispiel der Familie Büser zeigt.
Ralf Büsers Vater und sein Onkel waren auch Mitglieder des Spielmannszugs Echo, sein Großvater im Odendorfer Pendant. Kein Wunder, dass es da auch vor 42 Jahren den elfjährigen Ralf in den Spielmannszug zog. „Familientradition“ sei das inzwischen. Warum die sich lohnt, hat Büser von der Pike auf mitbekommen: „Die Spontaneität ist das Besondere an einem Spielmannszug. Wir haben keine Noten und spielen flexibel und spontan los, wenn der Tambour das Signal gibt.“ Der habe nämlich das Sagen.
Trotzdem werden die Stücke vorher eingeübt, damit die Mitglieder sie auch in- und auswändig können. Einmal die Woche ist die Probe fest im Terminkalender eingeplant. Im Repertoire befinden sich neben Marsch-, Karnevals- und Martinsmusik auch Schlager. An Instrumenten haben die Mitglieder die Wahl unter anderem zwischen Becken, Pauken, Wirbeltrommel, Lyra und Querflöte.
Wer beim Echo eintreten möchte, muss noch keines der Instrumente spielen können, ebenso wenig wie Notenlesen. „Nur Taktgefühl wäre von Vorteil und die Ausdauer dranzubleiben“, sagt Büser und ergänzt: „Man muss nur wollen. Den Rest bekommen wir hin.“ Denn Neulinge werden stets von drei geschulten Aktiven betreut.
Kinder bezahlen keinen Beitrag
Geschult ist ein gutes Stichwort. Denn Büser sieht einen Spielmannszug nicht nur wegen der guten Betreuung als Alternative zur Musikschule an: Kostengünstiger sei es auch. Instrumente und Uniformen werden vom Verein gestellt. Lediglich sechs Euro ab 18 Jahren jährlich beträgt der Mitgliedsbeitrag. Und Kinder? „Ab 18 Jahren ist der Beitrag“, wiederholt Büser, „Kinder und Jugendliche zahlen bei uns nichts.“ Willkommen sind sie dafür umso mehr, der Verein freut sich über einen breiten Altersquerschnitt bei den 30 Mitgliedern zwischen zehn und 67 Jahren. Erst im vergangenen Jahr seien fünf Kinder zwischen neun und zwölf Jahren frisch dazugekommen. „Die Jugend lernt von den Alten, und jeder hat Spaß an der Musik. Das harmoniert einfach“, freut sich der 53-Jährige.
Gerade nach „Hochs und Tiefs“ in den vergangenen Jahrzehnten sei der Zuspruch erfreulich. Denn noch Ende der 1990er Jahre habe der Verein mit nur 16 Mitgliedern Probleme mit dem Nachwuchs gehabt. Die jüngsten Jahre sind dagegen klar als Hoch zu verbuchen. Neben dem großen Fest zum 100-Jährigen, das unter anderem aufgrund der Pandemie nachträglich über die Bühne ging, gab es bereits an Karneval einen weiteren Ritterschlag zu vermelden: Seit der letzten Session ist der Spielmannszug Echo 1921 offizieller Regimentsspielmannszug der Rheinbacher Stadtsoldaten und wird in Zukunft auch zwischen dem 11.11. und Aschermittwoch deren Uniform tragen. Der Spielmannszug ist jedenfalls fest im Dorf verankert und hat mit seinen zehn Jahrzehnten Vereinstätigkeit etwas geschafft, was nicht vielen gelingt: „Da sind wir auch sehr stolz drauf“, so Büser.