Gesamtschule Rheinbach Start mit 136 Schülern

RHEINBACH · Um 13.05 Uhr war es so weit: Stefan Ludwig, Leiter der Gesamtschule Beuel und von der Bezirksregierung eingesetzter Leiter des Anmeldeverfahrens in Rheinbach, trat vor die Tür, um die offiziellen Anmeldezahlen für die Gesamtschule zu verkünden.

 Ab Sommer werden sich Haupt- und Gesamtschüler ein Schulgebäude teilen.

Ab Sommer werden sich Haupt- und Gesamtschüler ein Schulgebäude teilen.

Foto: Wolfgang Henry

Auf diesen Augenblick hatten Bürgermeister Stefan Raetz sowie Bernd Beißel, CDU-Fraktionsvorsitzender, und Folke große Deters, Vorsitzender der SPD, am Freitag eine Weile warten müssen - sie waren bereits zum offiziellen Anmeldeschluss gegen 12 Uhr in der Aula der Hauptschule am Dederichsgraben erschienen, um das Ergebnis direkt zu erfahren. Zu der Zeit zählten Ludwig und der stellvertretende Schulleiter der Gesamtschule Windeck, Frank Sauerzweig, aber noch Anmeldungen - und überprüften jede akribisch.

"Da die Schule keinen Anmeldeüberhang hat, sind die 136 Schüler alle aufgenommen", sagte Ludwig. Insgesamt ist die Gesamtschule mit fünf Zügen auf 150 Schüler ausgelegt. Raetz verdeutlichte aber, dass die Politik sich über weitere Züge unterhalten werde, sollten noch mehr Anmeldungen kommen. Er freute sich über das Ergebnis, das die Politiker direkt mit Sekt feierten.

Glücklich zeigte sich auch Alfters Bürgermeister Rolf Schumacher, der nach dem Scheitern des Plans einer Kreisgesamtschule eine Gesamtschul-Kooperation mit Rheinbach vorgeschlagen hatte. "Mit der Zahl der Anmeldungen aus Alfter liegen wir im Plan. Wenn die Schule erst einmal sechszügig läuft, wird sich auch das Anmeldeverhalten in der Gemeinde Alfter verändern. Wir haben jetzt den ersten Schritt zur Dependance gemacht."

Freude herrschte ebenfalls bei den Rheinbacher Ratsfraktionen. Es sei ein guter Tag für Rheinbach, sagte Bernd Beißel (CDU). "Mit der Gründung der Gesamtschule ist die Bildungsstadt Rheinbach für die Zukunft bestens gerüstet." Nun warte auf alle Beteiligten die Herausforderung, der Schule ein attraktives Profil zu geben. Laut SPD-Bürgermeisterkandidat Dietmar Danz ist das Schulsystem in Rheinbach jetzt zukunftsfest gemacht.

Das Bildungsangebot vermittle in acht (G 8) und neun Jahren (G 9) alle möglichen Schulabschlüsse. Folke große Deters dankte den Eltern in der Stadtschulpflegschaft und Gesamtschulinitiative zudem für ihr Engagement. FDP-Fraktionsvorsitzender Karsten Logemann machte deutlich: "Die Zukunftssicherheit ist gegeben. Nun wird es darum gehen, unter einem Dach die begabungsgerechte Förderung hinzubekommen. In der neuen Gesamtschule sehen wir auch die Chance, den inklusiven Unterricht zu realisieren."

Die UWG habe das Projekt von Anfang an vertreten, sagte Ratsherr Hubert Martini. "Wir freuen uns deshalb besonders, dass es gelungen ist. Dass es beim ersten Mal schief gegangen ist, hat nur an mangelnder Akzeptanz gelegen. Das war jetzt anders." Auch der Fraktionsvorsitzende der Grünen, Joachim Schollmeyer, zeigte sich "sehr glücklich". Die Gesamtschule sei nicht nur das richtige, sondern auch das gewünschte Modell, sagte er.

Bettina Beerbaum, Erste Vorsitzende des Fördervereins Gesamtschule Alfter, setzt große Hoffnungen in die Dependance-Lösung. "Die geringen Anmeldezahlen aus Alfter sind kein Zeichen, dass der Bedarf nicht groß ist, sondern dass einige Ortsteile ungünstig zu Rheinbach liegen", sagte sie. Die Elterninitiative Schulvielfalt in Rheinbach bedauert dagegen, dass sich die Gegenseite durchgesetzt hat. Die Gesamtschule müsse sich nun unter Beweis stellen, so Sprecher Christian Hillgruber. Klagen will die Initiative "aus Rücksicht auf die Eltern" aber nicht, obwohl sie "an der Rechtmäßigkeit des Verfahrens" zweifle.

Die Arbeit von Anmeldeverfahrensleiter Stefan Ludwig ist in Rheinbach noch nicht ganz beendet. Direkt nach der Auszählung begann er gestern, die Aufnahmebestätigungen zu unterschreiben. Sie sollen in der kommenden Woche verschickt werden.

Das sagen die Rektoren

  • Der Leiter der Gemeinschaftshauptschule, Adolf Füllenbach, der zum Ende des Schuljahres 2013/14 in Rente geht, hatte die "Lösung Gesamtschule" erwartet. "Nun hoffen wir, dass die Gesamtschule einen guten Start haben und gut entwickelt werden wird", sagte er auf Anfrage des General-Anzeigers. "Für unsere Schüler hoffen wir vor allem, dass die guten Konzepte, die wir an der Gemeinschaftshauptschule besonders in der Berufsvorbereitung und in der integrativen Arbeit erfolgreich umgesetzt haben, auch in der künftigen Gesamtschule Eingang finden werden."
  • In Bezug auf Auswirkungen auf das Städtische Gymnasium Rheinbach (SGR) verlässt sich dessen Leiter Stefan Schwarzer "auf das Wort der Verwaltung", dass sich die Gründung in keiner Weise negativ auf das SGR auswirken werde - "weder finanziell in Bezug auf die Modernisierung des Gebäudes und der Ausstattung, noch hinsichtlich der Schülerzahlen". Als Vorsitzender des Schulausschusses habe Bernd Beißel (CDU) wiederholt betont, dass er von positiven Effekten für das Gymnasium ausgehe, weil sich das Gymnasium nun auf die Schüler konzentrieren könne, die tatsächlich aufgrund ihrer Leistungen für die Schulform geeignet seien. "In dieser Hinsicht begrüßen wir die Gründung der Gesamtschule ebenfalls und gehen bereits im nun laufenden Anmeldeverfahren von diesen positiven Effekten aus", so Schwarzer.
  • Helmut Kirfel, Leiter des Pallotti-Kollegs, dessen Schulbetrieb zum 31. Juli 2016 ausläuft, meinte: "Dass es nun für einige Jahre mindestens drei ,Schulen im Abbau? in Rheinbach geben wird, dürfte für viele Betroffene eine erhebliche Belastung bedeuten." Wie berichtet, werden seit dem Schuljahr 2012/2013 Fünftklässler nicht mehr am Pallotti-Kolleg, sondern am benachbarten Mädchengymnasium Sankt Joseph aufgenommen und unterrichtet. Den Schülern wünscht Kirfel, "dass die Hoffnungen der Gesamtschulbefürworter in Erfüllung gehen und die Optimierung des Rheinbacher Schulangebots wirklich gelingt." Sein größter Wunsch sei, dass nun politisch wieder Ruhe einkehre und ausschließlich die Schüler in den Vordergrund der Bemühungen aller rückten.

Reaktionen aus Alfter

  • Für den CDU-Fraktionsvorsitzenden Barthel Schölgens ist es erfreulich, dass nun Sicherheit für Eltern und Kinder gegeben ist. Die wenigen Anmeldungen aus Alfter hätten die CDU schon überrascht, zumal der neue Bahnhaltepunkt Impekoven eine gute Anschlussmöglichkeit biete. "Ich bin aber zuversichtlich, dass noch mehr Schüler aus Alfter kommen werden", sagte er.

Das Ergebnis ist für mich "keine Überraschung", meinte der Fraktionssprecher der Grünen, Wilhelm Windhuis. Seine Fraktion hatte sich dafür stark gemacht, von Beginn an Standorte der Schule in Rheinbach und Alfter einzurichten. Bei den geringen Anmeldungen aus Alfter sehe er nicht, dass sich im nächsten Jahr mehr anmelden. "Aber ich lasse mich gerne positiv überraschen."

"Wir hätten zwar lieber eine eigene Gesamtschule gehabt, doch das war ja nicht möglich", sagte SPD-Fraktionschef Georg Steinig. "So haben wir jetzt zumindest ein attraktives Angebot für die halbe Gemeinde. Mit dem neuen Bahnhaltepunkt Impekoven werden dann auch mehr Kinder das Angebot nutzen können."

"Wir sind froh, dass es diese Möglichkeit nun gibt", äußerte sich Konrad Hobe, Fraktionsvorsitzender der FDP. Die Liberalen waren es, die den Antrag eingebracht hatten, eine Dependance in Alfter anzustreben. Dabei soll es auch bleiben, sagt er, und: Nun müsse sich zeigen, dass "das neugeborene Kind auch laufen lernt".

Es sei erfreulich, dass es jetzt ein solches Gesamtschul-Angebot für Alfterer Kinder gebe, sagte Bolko Graf Schweinitz, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler Alfter. Bezüglich der angestrebten Dependance-Lösung müsse beobachtet werden, wie sich die Schule entwickele. Im nächsten Jahr hätten Eltern nun aber größere Sicherheit.

"Wir sind enttäuscht, dass die Schule kommt", erklärte Werner Urff (UWG). Die Anmeldezahlen aus Alfter zeigten das geringe Interesse, auch wegen des weiten Weges nach Rheinbach. Nun gebe es neue Fragen. Zum Beispiel, ob die Dependance Gesamtschule zu nennen sei oder eher Sekundarschule, wenn die Oberstufenschüler nach Rheinbach müssten.

Jede Gesamtschule sei generell "ein Gewinn", sagte Peter Eßer, fraktionsloses Mitglied im Rat für die Linke. Dass es nur wenige Anmeldungen aus Alfter gebe, liege daran, dass es aus einigen Ortsteilen zu weit nach Rheinbach sei. Es wäre besser gewesen, "die Schule vertikal zu teilen" oder eine Kreisgesamtschule zu schaffen. Letztere sei auch noch nicht aus dem Rennen, meint er.

"Da die Verkehrsverbindung nach Rheinbach unglücklich ist, war es abzusehen, dass es nur wenige Anmeldungen gibt", meinte Maria-Luise Streng, fraktionsloses Ratsmitglied. Sie sei für eine eigenständige Gesamtschule in Alfter, die Dependance-Lösung sei aber "besser als nichts".

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