Kinder bringen den Segen in jedes Haus Sternsinger in Rheinbach sammeln über 20.000 Euro

Rheinbach. · Unterwegs mit den Sternsingern in Rheinbach: Rund 20 Leiter in neun Gruppen gehen in drei Tagen die Stadt ab und haben am Ende einen stolze Summe für Projekte im Libanon gesammelt. Über 20.000 Euro kommen bei der Aktion in diesem Jahr zusammen.

 Die Sternsinger ziehen durch Rheinbach, um Geld für Projekte im Libanon zu sammeln.

Die Sternsinger ziehen durch Rheinbach, um Geld für Projekte im Libanon zu sammeln.

Foto: Matthias Kehrein

Konstantin Schulte-Beckhausen (19) und seine Jungs haben am Freitag eine Wette abgeschlossen: Wenn sie es an diesem Tag schaffen, 2000 Euro zu „ersingen“, gibt der Gruppenleiter seinen Sternsingern für 60 Euro McDonalds aus. Viel Hoffnung hat die siebenköpfige Gruppe zwar nicht – am Donnerstag haben sie 1111 Euro an Spenden gesammelt – aber Motivation ist es für die Truppe genug.

„Wir laufen erst rechts hoch und dann links wieder zurück“, gibt der Gruppenleiter die erste Anweisung nach der Mittagspause. Seit 8.45 Uhr sind Schulte-Beckhausen, Hilfsleiter Lennart (15) und die Sänger Ole, Niels, Niklas, Nicolas und Philipp unterwegs. „Meine Gruppen sind meistens die frühsten“, sagt Schulte-Beckhausen, der seit elf Jahren bei der Aktion mitmacht. Nach der Mittagspause von 12.45 bis 15.15 Uhr stehen die Zehn- bis Zwölfjährigen an der Straße Zu den Fichten, Ecke Lurheck bereit, um den Segen in die Häuser Rheinbachs zu bringen und Spenden für Gleichaltrige in ärmeren Ländern zu sammeln.

Gleich beim ersten Haus öffnet eine Frau mit ihren zwei jungen Töchtern. „Wir kommen daher aus dem Morgenland, wir kommen, geführt von Gottes Hand“, trällern die fünf Jungs wie auf Kommando los. Sie sind in samtene bunte Umhänge gewickelt, Philipp trägt eine selbstgebastelte Krone und hält einen langen Stab mit einem großen Holzstern an der Spitze in der Hand – stellvertretend für den Stern, der die Heiligen Drei Könige in der Bibel zum Jesuskind geführt hat.

„Danke schön“, sagt die Frau, während sie einen Schein in die Spardose in der Form eines grünen Elefanten steckt, den Ole trägt. „Etwas für die Herrschaften“, ergänzt sie, als ihre Tochter den Jungs schüchtern eine Packung Ferrero Küsschen überreicht. „Das Wichtigste ist, dass wir genug Süßigkeiten bekommen“, scherzt Schulte-Beckhausen. Bis zum Ende der Aktion am Samstagmittag werden einige Säcke voll zusammenkommen, schätzt er.

Als an der nächsten Tür nach einer halben Minute niemand geöffnet hat, scheucht der Gruppenleiter seine Jungs: „Weiter, kommt.“ Es gibt viel zu tun, denn in Rheinbach wird noch an jeder Tür geklingelt, weiß der 19-Jährige. „Bei meinen Cousinen in Leverkusen kommen die Sternsinger nur, wenn man sie vorher bei der Gemeinde bestellt hat.“

Die Sternsingeraktion organisiert die Katholische junge Gemeinde (KjG) Rheinbach in Kooperation mit der Katholischen Kirche. 58 Kinder – darunter auch viele Mädchen – und rund 20 Leiter in neun Gruppen gehen Schulte-Beckhausen zufolge in drei Tagen die Stadt ab.

An der nächsten Seitenstraße, dem Sankt-Joseph-Weg, steigt eine Frau in rotem Mantel wieder aus ihrem Auto, als sie die Sternsinger sieht. „Könnt ihr erst hierherkommen? Ich wollte gerade weg“, ruft sie. Kein Problem für die Gruppe. Schulte-Beckhausen drückt auf alle elf Klingelschilder des mehrstöckigen Hauses mit der Nummer 8a; die Jungs ziehen bereits singend durch die offene Eingangstür. Die Frau im roten Mantel wohnt im Erdgeschoss und heißt Antonia Pasternak. „Ich bin damit groß geworden“, berichtet sie, nachdem Lennart den Segen an ihrem Türrahmen befestigt hat. „Wir sind normalerweise arbeiten, wenn die Sternsinger kommen, und haben sie nur selten erwischt. Aber heute habe ich frei“, freut sie sich.

Der Segen, früher mit Kreide gemalt, kommt heute modern als schwarzer Aufkleber mit weißer kreideartiger Schrift daher. „20*C+M+B+20“ steht darauf: die lateinische Abkürzung „Christus mansionem benedicat“ – auf Deutsch „Christus segne dieses Haus“.

Wieder draußen hat der Spendendosenelefant mittlerweile einen Namen: Elmo. Der Nieselregen und die einstelligen Temperaturen scheinen die Gruppe nicht zu stören. „Mir macht das einfach Spaß, mit den Jungs den Leuten den Segen zu bringen. Und es ist für den guten Zweck“, sagt Schulte-Beckhausen. „Die guten Momente sind, wenn man an ein Haus kommt und die gesammelten Segen der vergangenen Jahre noch da hängen.“ Auch Lennart findet es nicht schlimm, drei Tage seiner Freizeit zu opfern. „Einmal im Jahr kann man das machen“, meint er. Die Jungs albern herum. „Michael Jackson ist nicht tot, er ist nur verkleidet“, ruft einer von ihnen. „Die machen die ganze Zeit Blödsinn, aber ich war ja auch so als Kind“, sagt der Gruppenleiter. Das sei auch in Ordnung – solange niemand zuschaue, denn „man repräsentiert ja etwas“.

Viele Jungs sind über ihre Geschwister zur KjG und zum Sternsingen gekommen, erzählen sie. „Es macht es Spaß und hier sind immer coole Leute“, sagt Philipp. Nachwuchsprobleme hat die KjG nicht. „Es werden jedes Jahr mehr Sternsinger“, weiß Schulte-Beckhausen. Dafür macht er das gute (Ferien-)Angebot der KjG verantwortlich und dass in der Stadt viele Familien mit Kindern wohnen. Zwar öffnen nicht alle die Haustür, aber wenn sie es tun, werden die Jungs mit einem Lächeln empfangen.

Am Ende der Straße Zu den Fichten gibt es eine Trinkpause. Der erste Beutel ist mit Schokotafeln, Spekulatius und Marzipan gefüllt. Im letzten Haus haben die Sänger eine Flasche Zitronenwasser ergattert, die auf der Bank an der Bushaltestelle nun brüderlich geteilt wird. Die Jungen diskutieren schon, wo sie am Samstag ihr Abschlussessen feiern. Doch dann treibt ihr Gruppenleiter sie wieder an – denn bis zum Ende dieses Tages um 19 Uhr liegen noch einige Straßen vor ihnen. Ihre Wette gewinnen die Jungs am Ende nicht – am Freitag kommen „nur“ 1300 Euro zusammen. Insgesamt können sie und alle anderen Sternsinger aber stolz sein: Dieses Jahr haben sie 20 260 Euro gesammelt.

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