Spendensammlung für Kinder in anderen Ländern Sternsinger gehen elf Kilometer am Tag durch Rheinbach

Rheinbach · Auch in Rheinbach ziehen in diesen Tagen Sternsinger durch die Straßen. Warum engagieren sich junge Menschen auf diese Art? Und was erleben sie dabei? Der GA hat eine Gruppe begleitet.

 Als Sternsinger unterwegs in Rheinbach: (v. l.)Thoralill Quadflieg, Lena Schäfer, Lotte Limbach, Marie-Christin Schirmann, Viktoria Radovanovic, Johanna Saß und Emily Beichelt.

Als Sternsinger unterwegs in Rheinbach: (v. l.)Thoralill Quadflieg, Lena Schäfer, Lotte Limbach, Marie-Christin Schirmann, Viktoria Radovanovic, Johanna Saß und Emily Beichelt.

Foto: Stephan Faber

Caspar, Melchior und Balthasar sind landauf, landab wieder unterwegs. Auch in Rheinbach. Im Wohngebiet zwischen Breslauer Straße und Burgacker sind es gleich sieben Freundinnen, die als Sternsinger durch die Straßen ziehen, ausgestattet mit einem goldenen Stern und Aufklebern mit dem traditionellen Segen „C+M+B“.

Nach einer coronabedingten Zwangspause im vergangenen Jahr dürfen die Freundinnen nun wieder den Haussegen persönlich überbringen. Und durch eine tägliche Testung abgesichert, ist auch das Singen wieder möglich. Der General-Anzeiger hat die jungen Leute ein Stück begleitet:

Die Rheinbacher Sternsinger laufen elf Kilometer am Tag

„Im letzten Jahr ist die Aktion ausgefallen. Da wurden Zettel mit dem Segen und einem Hinweis auf das Spendenkonto ausgelegt“ berichtet Thoralill Quadflieg, die als Leiterin gemeinsam mit Emily Beichelt die Gruppe begleitet. „Viele Menschen freuen sich, wenn wir jetzt endlich wieder vorbeischauen. Sie erzählen dann, dass sie letztes Jahr keinen Segen bekommen haben und es deshalb auch ein doofes Jahr war, mit Corona und Flut.“

Obwohl das Kindermissionswerk als Ausrichter der Aktion Dreikönigssingen den Sternsingern für 2022 eine App zur Planung der Aktion zu Verfügung stellt, wird das Rheinbacher Stadtgebiet noch nach den traditionellen Plänen der Kirchengemeinde abgelaufen. „Wir haben tatsächlich noch die alten Vorlagen, in denen Rheinbach in Gebiete aufgeteilt ist. Da kommen dann so rund elf Kilometer pro Tag zusammen.“ sagt Quadflieg.

Verkleidet sind befreundeten Schülerinnen des St.-Joseph-Gymnasiums mit Gewändern, die vor einigen Jahren von engagierten Eltern rundum erneuert wurden. Den Segen bringen sie wahlweise nicht nur als Aufkleber an den Häusern an, sondern auch ganz klassisch mit geweihter Kreide. Lena Schäfer, die zum ersten Mal mit dabei ist, hat dabei schon Unterschiede ausgemacht. „Auf Holztüren und Backsteinen geht es mit der Kreide am besten“, sagt sie.

Beträge bis 50 Euro landen in der Spendendose

Marie-Christin Schirmann trägt eine Spardose in Form eines Elefanten, den „Spendenelefant“. Sie hat immer einen guten Einblick in die aktuelle Kassenlage. „Vorletztes Jahr ist sehr viel gespendet worden, dieses Jahr ist es eher verhalten.“ Ihrer Ansicht nach kann das mit den Belastungen durch Corona und die Flut zu tun haben. „Aktuell ist alles dabei, von 20 Cent bis 50 Euro“, berichtet sie.

So geht es von Haus zu Haus. Unzählige Klingelknöpfe werden gedrückt. Ab und zu gibt es dabei auch skurrile Situationen für die Sternsinger. Etwa, wenn Hausbewohner beim Duschen überrascht werden oder Kinder die Tür öffnen. „Ein kleiner Junge kam zur Tür, hat aufgemacht, wir haben angefangen zu singen, er hat große Augen bekommen und dann die Tür wieder zu gemacht. Andere fangen aber auch direkt an zu tanzen“, erzählt Viktoria Radovanovic. Das erhöhe die Motivation, meint Johanna Saß. „Es macht einfach Spaß, die Freude zu sehen und zu erklären, warum man das macht“, ergänzt sie.

40 Sternsinger ziehen durch Rheinbach

Statt die Füße hochzulegen und die Ferien zu genießen, sind in diesem Jahr allein in Rheinbach 40 Kinder zwischen sechs und 15 Jahren als Sternsinger unterwegs, begleitet von 20 Leiterinnen und Leitern. Emily Beichelt ist schon zum neunten Mal dabei. In diesem Jahr zum ersten Mal als Gruppenleiterin. „Im Dezember gehen wir immer durch alle Grundschulen und machen Werbung für die Sternsinger-Aktion“, sagt sie.

Obgleich das Kindermissionswerk das Kinderhilfswerk der katholischen Kirche in Deutschland ist, müssen Sternsinger aber unbedingt katholisch sein. „Das Ganze ist konfessionslos und jeder kann mitmachen“, erläutert Emily Beichelt.

Das gesammelte Geld geht an Hilfsprojekte in verschiedenen Länder. Und deshalb spürt Lotte Limbach eine gewisse Befriedigung, als sie mit den anderen bei nasskaltem Wetter durch die Straßen geht. „Ich habe jetzt jemandem geholfen, den ich gar nicht kenne. Dieses Gefühl geholfen zu haben ist großartig und man macht ja eigentlich nicht viel. Man opfert zwei bis drei Tage und ist mit seinen Freundinnen unterwegs“, sagt sie – und macht sich mit den anderen Sternsingern auf den Weg zum nächsten Haus.

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