Junge Forscherin aus Damaskus Studentin hat Angst um ihre Eltern in Syrien

Rheinbach · Die angehende Biomedizinerin hat sich gegen 5.000 Bewerber für ein Stipendium durchgesetzt und studiert an der Rheinbacher Hochschule. Ihre Eltern leben noch in Damaskus.

Ein Ziel treibt Mounera Jbara an: Sie möchte nach ihrem Studium Medikamente entwickeln, die chronisch und unheilbar Erkrankten helfen. Deshalb studiert sie an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg am Campus Rheinbach Biomedical Sciences, zu deutsch Biomedizinische Wissenschaften.

Jbara kommt aus syrischen Hauptstadt Damaskus. Oft wird sie gefragt, ob sie ein Flüchtling sei. Und verneint die Frage. Denn die 25-Jährige kam vor einem guten Jahr mit einem offiziellen Visum ins Land. Sie hat ein Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) im Programm „Führungskräfte für Syrien“ bekommen. 5.000 Bewerber gab es, 271 wurden ausgewählt.

Die Hochschule konnte Jbara selbst bestimmen. Sie kam nach Rheinbach, weil ihr der Praxisbezug wichtig ist. Und fand hier, so sagt sie, sehr gut ausgestattete Labore vor. Jbara hat Vergleichsmöglichkeiten, denn sie hat in Syrien bereits Pharmazie studiert und ein Jahr in einer Apotheke gearbeitet. „Aus meinem Pharmaziestudium habe ich einen sehr guten theoretischen Hintergrund. Ich möchte meine praktischen Fähigkeiten weiter ausbilden“, sagt sie.

Bei ihrer Arbeit in der Apotheke hatte sie mit chronisch Kranken zu tun. „Es gibt schon viele Medikamente, die den Patienten helfen, aber sie haben starke Nebenwirkungen“, sagt sie: „Da müssen wir Lösungen finden.“ Ein Semester studiert sie noch in Rheinbach, dann wird Jbara für ihre Masterarbeit nach Aachen wechseln und sich auf Nanomedizin spezialisieren.

In Deutschland hat sie sich schon gut eingelebt. Vor ihrem Studium hat sie einen dreimonatigen Deutschkurs in Marburg gemacht und in einer deutschen Familie gewohnt. „Dabei habe ich mein Bild von den Deutschen verändert“, sagt die angehende Wissenschaftlerin. So fand sie es positiv, wie sehr die beiden Kinder der Familie ihre Eltern respektieren. „Das war so nett, eine sehr gute Erfahrung“, sagt Jbara.

Ihr Traum ist es, Klavierspielen zu lernen. Sie hat schon Kontakt zu einer Klavierlehrerin aufgenommen, hatte aber noch keine Möglichkeit anzufangen, denn: „Ein Klavier ist so teuer und mein Zimmer so klein.“

Jbaras Eltern leben noch in Damaskus. „Natürlich habe ich Angst um sie“, sagt die Studentin. Bewusst sehe sie keine Nachrichten, telefoniere aber jeden Tag zweimal mit ihrer Mutter, um zu hören, ob alles in Ordnung ist.

Wenn Jbara ihr Studium abgeschlossen hat, darf sie in Deutschland bleiben und promovieren oder sich eine Stelle suchen. Mittelfristig möchte sie aber zurück nach Syrien. Denn so sei das DAAD-Stipendium gedacht: „Hier entwickelt man seine Fähigkeiten, um in der Zukunft das eigene Land wieder aufzubauen.“ Eines wird sie dann sicherlich vermissen: Das deutsche Brot. Jbara: „Ich liebe alle Brote aus deutschen Bäckereien.“

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