Das Pferd als Therapeut Therapeutisches Reiten auf Gut Waldau auch zu Corona-Zeiten

Rheinbach · Die Interaktion zwischen Mensch und Tier funktioniert: Auch in der Corona-Zeit findet auf Gut Waldau Therapeutisches Reiten statt.

 Geschicklichkeit und Zutrauen in die eigene Stärke wird beim Therapeutischen Reiten auf Gut Waldau vermittelt.

Geschicklichkeit und Zutrauen in die eigene Stärke wird beim Therapeutischen Reiten auf Gut Waldau vermittelt.

Foto: Axel Vogel

Tom sieht entspannt aus. Der Fünfjährige ruht auf einem im Vergleich zu ihm riesigen Pferd. Entgegen der Reitrichtung hat er seinen Kopf sanft auf der breiten Kruppe abgelegt. Easy Dancer trottet am Führstrick durch die Halle. Erst zufrieden, dann auf einmal unruhig. Tom reagiert schnell auf die veränderten Bewegungen, setzt sich auf. Die Interaktion zwischen Pferd und Kind funktioniert. Was nicht selbstverständlich ist, denn Tom ist gehörlos und hat eine Erkrankung aus dem Autismus-Spektrum. Dass er sich im Pädagogisch therapeutischen Voltigiersportzentrum so auf ein anderes Lebewesen einlässt, ist ein Erfolg.

Viele Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit unterschiedlichen Problemen, mit psychischen Erkrankungen oder körperlichen Beeinträchtigungen sind regelmäßig dort. Derzeit laufen die Therapiestunden allerdings nur unter strengen Hygieneregeln.

„Danke an den Ordnungsamtsleiter“, betont Birgit Schneider-te Grotenhuis, systemische Kinder- und Jugendtherapeutin im Zentrum auf Gut Waldau, mehrfach. Denn nur in enger Absprache mit diesem Amt war die Wiederaufnahme der Einheiten überhaupt möglich.

Auf dem Rücken der Pferde den Verlust der Eltern verarbeiten

Das Pferd als „Co-Therapeut“ erreiche so viel, schwärmt Schneider-te Grotenhuis. Sie erzählt von Jugendlichen mit Ängsten, die aufblühen. Von Kindern, die in Begleitung sanfter Vierbeiner den Verlust eines Elternteils verarbeiten. Auch von jungen Menschen, die einfach einmal ihre Wut formulieren, wenn das Leben ihnen übel mitgespielt hat. Und von Erwachsenen, die ihre Depression angehen.

Für das Zentrum allerdings ist die Situation schwierig, vor allem finanziell. Die Therapien werden über Spenden gefördert, die Haupteinnahmequelle ist der Voltigiersport für Kinder mit und ohne Beeinträchtigungen. Diese Gruppen dürfen schon seit Monaten nicht mehr stattfinden.

Andere Angebote, die vor allem im Bereich Inklusion geplant waren, mussten umgebaut werden. So sollten Kinder mit und ohne Beeinträchtigungen schon vergangenes Jahr die vier Elemente gemeinsam mit Pferden erleben. Die Luft spüren im Galopp, die Erde und Pflanzen beobachten, während Pferde und Kinder durch den Wald spazieren. Projektleiterin Lena Molkenthin hatte sich einiges ausgedacht, die „Aktion Mensch2 ihre finanzielle Unterstützung zugesagt.

„Aktion Mensch“ blieb trotz Lockdowns bei Finanzzusage

„Und dann kam uns der Lockdown in die Quere“, bedauert sie nun. Als klar war, dass so bald keine gemeinsamen Aktionen möglich sein würden, setzte sie zumindest einige Ideen in einer Projektzeitschrift um. Die bekamen die Kinder alle zwei Wochen nach Hause, die „Aktion Mensch“ blieb bei ihrer Finanzzusage auch für dieses Konzept. Mit Pferdevorstellungen und kleinen Experimenten zum Nachmachen gab es nun ein wenig Spaß daheim. „Es ging weniger um Wissen, wie es in der Schule üblich ist, sondern mehr darum, dass sie ins Tun kommen“, erläutert Molkenthin das Angebot. Sie verschickte beispielsweise ein Rezept für Seifenblasenlösung zum Nachmachen, am besten draußen.

Auch wenn vor allem die Idee, unterschiedliche Kinder in Kontakt zu bringen, so nicht ganz umsetzbar war, führt der Verein das Angebot für Vier- bis 14-Jährige noch einmal durch. Der Kursus ist schon ausgebucht, der nächste wird geplant. Vielleicht dann auch mit Pferden vor Ort oder einer Exkursion zur Feuerwehr.

Anmeldungen zum Angebot an vier.elemente@hotmail.com. Informationen zum Verein, zur Therapie und zu Spendenmöglichkeiten gibt es auf www.vrf-rheinbach.de, bei Birgit Schneider-te Grotenhuis, ☏ 0173/54 47 62 6, Petra van Groningen, ☏ 0151/54 60 79 98.

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