Flüchtlinge im evangelischen Pfarrhaus Rheinbach Unterkunft für drei Familien

Rheinbach · Seit knapp sechs Monaten leben drei Familien im evangelischen Pfarrhaus in Rheinbach. Die sechs Erwachsenen und fünf Kinder kommen aus Afghanistan und Syrien. Pfarrer Diethard Römheld mag seine neuen Nachbarn nicht mehr missen. Er pflegt einen engen Kontakt zu ihnen.

 Eine "Herberge der evangelischen Kirche für Flüchtlinge" hat Pfr.Diethard Römheld (r) an der Ramershovener Stra0e neben seinem Wohnhaus eingerichtet; hier im Gespräch mit einigen Flüchtlingen

Eine "Herberge der evangelischen Kirche für Flüchtlinge" hat Pfr.Diethard Römheld (r) an der Ramershovener Stra0e neben seinem Wohnhaus eingerichtet; hier im Gespräch mit einigen Flüchtlingen

Foto: Axel Vogel

Pfarrer Diethard Römheld hat nur die besten Erfahrungen mit seinen neuen Nachbarn gemacht. Während der Seelsorger der evangelischen Kirchengemeinde Rheinbach mit seiner Frau Anke Kreutz im Küsterhaus lebt, bewohnen das nebenan liegende zweistöckige Pfarrhaus seit knapp sechs Monaten drei Familien aus Afghanistan und Syrien mit insgesamt fünf Kindern. Knapp ein Jahr lang stand das Pfarrhaus an der Ramershovener Straße nach der Pensionierung und dem damit verbundenen Auszug von Pfarrer und Superintendent Eberhard Kenntner leer. Dessen Nachfolge im Pfarramt trat Römheld vor 14 Monaten an, wählte aber als Wohnort das mit 110 Quadratmetern deutlich kleinere Küsterhaus aus.

„Das Pfarrhaus war für meine Frau und mich einfach zu groß“, erklärt der 57-Jährige seine Entscheidung für den kleineren Wohnort. Monatelang hatte die evangelische Kirchengemeinde vergeblich versucht, das Pfarrhaus auf dem „freien Markt“ zu vermieten. Als Anfang 2015 die Flüchtlingswelle auch nach Rheinbach schwappte, entschied das Presbyterium der Gemeinde, der Stadt das Haus zur Unterbringung von Asylsuchenden anzubieten. „Dieses Angebot lehnte die Stadt mit der Begründung ab, dass die Immobilie zu gut sei“, erzählt Römheld. Erst im Herbst kam es zwischen Stadt und Kirchengemeinde zu einem Mietvertrag, der sich an den Rheinbacher Vergleichsmieten orientiert. „Das Pfarrhaus gehört zum Kirchenvermögen, sodass wir niemanden umsonst wohnen lassen können“, erklärt Römheld.

Die Räume des zweistöckigen Backsteinbaus wurden komplett renoviert. Die Stadt richtete das Haus mit den notwendigsten Möbeln ein. Zusätzliches Mobiliar wie das Sofa im Wohnzimmer stammen vom Sperrmüll oder aus Spenden Rheinbacher Bürger. Die sechs Schlafzimmer, ein Ess- und ein Wohnzimmer, zwei Bäder und eine Küche teilen sich nun elf Personen, die sich in „ihrem Haus“ schon zu Hause fühlen. „Die Flüchtlinge sind sehr rücksichtsvoll. Ich höre so gut wie nichts von ihnen“, betont Römheld. Hier und da klingeln seine neuen Nachbarn, weil sie Fragen zu technischen Problemen oder einfach zum Alltag haben.

Für den dreijährigen Amir, seinen Bruder Omid (7) und die Geschwister Ahmadyzan (zweieinhalb), Bushrallah (11) und Tala (14) ist der Garten, der zum Haus gehört, das „Größte“, können sie doch dort ungestört spielen. Ihre Väter Abedin (35), Ammar(46) und Ibrahem (33) möchten gerne den Lebensunterhalt selber verdienen. Für den Afghanen Abedin, der seit acht Monaten in Deutschland lebt und mittlerweile recht gut die deutsche Sprache beherrscht, wäre es ein Traum, wenn er in Rheinbach seinen erlernten Beruf als Fliesenleger ausüben könnte. Ein Praktikum bei einem Rheinbacher Unternehmen hat er bereits hinter sich, nun wartet er auf seine Arbeitserlaubnis.

Auch die beiden Syrer Ammar und Ibrahem hoffen, in ihren Berufen als Makler und Verkäufer Fuß fassen zu können. „Ich habe aber keine Probleme, auch andere Arbeiten zu machen“, betont der dreifache Familienvater Ammar. Besonders stolz ist er auf die Leistungen seiner Kinder Tala und Bushralla. Beide sprechen schon gut Deutsch und dolmetschen häufig für ihre Eltern. Während der Sohn noch die vierte Klasse der Gemeinschaftsgrundschule Sürster Weg besucht und nach den Ferien aufs Gymnasium wechselt, absolviert seine Schwester die Internationale Klasse im Städtischen Gymnasium, will aber ebenfalls den Sprung aufs Gymnasium schaffen.

Wie lange die Familien in dem zweistöckigen Backsteinbau noch wohnen werden, hängt von ihrer Anerkennung als Flüchtlinge ab. „Wenn die Anerkennung vorliegt, müssen die Flüchtlinge für die Miete selbst aufkommen. Außerdem bleibt die Frage, ob die Stadt in dem Haus weitere Flüchtlinge unterbringen möchte oder nicht“, erklärt Römheld. „Bis 2025 könnte das Haus theoretisch weiter für Asylsuchende genutzt werden. Dann gehe ich in Pension und es ist die Entscheidung des neuen Pfarrers, ob er im Pfarrhaus wohnen will oder nicht.“

Pfarrer Römheld indes mag seine neuen Nachbarn nicht mehr missen. Der gegenseitige Kontakt ist im Laufe der Zeit immer enger geworden.

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