Nach fast 40 Jahre Lehrerdasein Urgestein Christine Rösner geht in den Ruhestand

Rheinbach · Sie machte Hauptschüler fit fürs Leben: Nach rund 40 Jahren im Schuldienst, davon 37 Jahre an der Rheinbacher Hauptschule am Dederichsgraben, verabschieden Schüler, Eltern, Lehrer und Weggefährten Lehrerin Christine Rösner.

 Christine Rösner war fast 40 Jahre an der Rheinbacher Hauptschule Lehrerin. Freitag wird die Schulleiterin in den Ruhestand verabschiedet.

Christine Rösner war fast 40 Jahre an der Rheinbacher Hauptschule Lehrerin. Freitag wird die Schulleiterin in den Ruhestand verabschiedet.

Foto: Mario Quadt

Ein „seltsames Gefühl“ beschleicht Christine Rösner, wie sie selbst sagt, wenn sie durch die Flure der Haupt- und Realschule in Rheinbach schreitet. „Ich habe heute meine letzte Klassenarbeit schreiben lassen“, berichtet die scheidende kommissarische Schulleiterin, die zusammen mit Florian von Sothen die auslaufende Hauptschule leitet. Nach rund 40 Jahren im Schuldienst, davon 37 Jahre an der Rheinbacher Schule am Dederichsgraben, verabschieden sie am Freitag ab 13.30 Uhr Schüler, Eltern, Lehrer und Weggefährten in den Ruhestand.

Wer Christine Rösner kennt, weiß, dass ihr der Abschied von ihrer Schule nicht leicht fällt – insbesondere, da bereits jetzt feststeht, dass 2019 die letzte Schulstunde an der auslaufenden Hauptschule gehalten wird. „Wir verlieren im Sommer wieder drei Klassen“, sagt sie im Gespräch mit dem General-Anzeiger. „Das heißt, dass wahrscheinlich auch drei Kollegen gehen müssen.“ Waren zu Spitzenzeiten mehr als 600 Mädchen und Jungen Hauptschüler in Rheinbach, sind es aktuell rund 150 in noch sieben Klassen.

Ihr ganzes Schulleben über setzte sich Christine Rösner dafür ein, dass ihre Hauptschüler im Bildungssystem nicht „durchs Gitter fallen“, wie sie es nennt. Zusammen mit ihren Kollegen kämpft sie dafür, dass an der Hauptschule die klar gegliederte Berufswahlorientierung der Schüler ein Markenzeichen der Schule ist. Ein Garant für den sicheren Übergang der Rheinbacher Hauptschüler ins Berufsleben ist etwa das Jahrespraktikum. Ein Jahr haben die Betriebe Zeit, ihren neuen Mitarbeiter auf Herz und Nieren zu prüfen. Das Konzept, keinen Abschluss anzubieten, ohne eine Abschlussbeschäftigung zu finden, geht auf, sagt die 65 Jahre alte Lehrerin, die Deutsch, Geografie und Textil/Gestalten studierte und ferner Englisch, Geschichte und Kunst unterrichtet.

„Unsere Schule hatte immer einen guten Ruf“, sagt Rösner. Jedoch habe die Bildungseinrichtung am Makel gelitten, der Hauptschülern anhafte. Mit Stolz berichtet sie, dass viele Selbstständige in der Glasstadt ihre Schüler waren. Rösners Maxime „Lernt ein gutes Handwerk, dann verdient ihr mehr als ich“ hätten viele mit Erfolg beherzigt. Der Institution Hauptschule „das Genick gebrochen“ habe letztlich die Freigabe des Elternwillen, findet sie. „Wir hatten uns auf die Einschätzung der Grundschulkollegen immer gut verlassen können.“ Wenn die Eltern aber das letzte Wort haben, welche Schule ihr Kind besucht, entschieden sich viele lieber für eine andere weiterführende Schule.

„Ich bin jeden Tag gern gekommen“, sagt Rösner und betont 'jeden' besonders. „Ich bin ein zufriedener Mensch und war nie krank.“ Kollegen und Schüler lieben sie wegen ihrer Offenheit und Ehrlichkeit sowie ihrer Korrektheit – eine pampig dahingesagte Antwort aus ihrem Mund ist ungefähr so wahrscheinlich wie eine gut gehende Altbierstube in der Kölner Altstadt.

Sie werde mehr unternehmen und mehr Sport machen können, antwortet sie nach kurzem Überlegen auf die Frage, was kommt, wenn nicht mehr der Stundenplan vorgegeben ist. Nachhilfe, was Engagement in Vereinen angeht, benötigt sie nicht. Sie ist Mitglied im Rheinbacher Schützenverein, im Brauchtumsverein sowie in gleich zwei Partnerschaftsvereinen.

Da sie Strukturiertheit zu schätzen weiß, werde sie auch rasch Struktur in ihren Tag bringen – ohne dass die Schulglocke sagt, welche Stunde es geschlagen hat. So behält sie ihr Ehrenamt als Ortsbeauftragte der Volkshochschule (VHS) Voreifel für den Standort Dederichsgraben. Das heißt: Sie sorgt dafür, dass VHS-Kurse in den Räumen der Schule stattfinden können und entsprechende Örtlichkeiten zur Verfügung stehen.

Apropos VHS: Nicht zuletzt will Christine Rösner im Ruhestand noch eine Sprache lernen. „Italienisch kann ich schon, darum würde ich Spanisch nehmen. Damit kann man auf der Welt noch ein bisschen mehr zurechtkommen als mit Italienisch“, sagt Rösner.

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