Maikirmes in Rheinbach Viele Schausteller kommen seit Jahrzehnten

RHEINBACH · Es duftet nach Zuckerwatte, nach gebrannten Mandeln und Popcorn. Käthchen Müller taucht Holzspieße mit grünen Äpfeln in die Schüssel mit rotem Zuckerguss. Die 63-jährige Schaustellerin aus Siegen ist seit 38 Jahren bei der Rheinbacher Maikirmes dabei, die zurzeit wieder für buntes Treiben auf den Wällen sorgt.

 Gut besucht ist die Maikirmes in Rheinbach.

Gut besucht ist die Maikirmes in Rheinbach.

Foto: Wolfgang Henry

Einige der "Paradiesäpfel" ruhen schon zum Trocknen auf einem Kuchenblech. "Oft fragen mich Eltern, wie sie solche Äpfel selbst machen können. Dann rate ich ihnen immer ab. Wegen der hohen Verbrennungsgefahr , wenn der Zucker schmilzt", erklärt Müller. Als Kind habe sie ihren Großeltern deshalb nur aus wirklich sicherer Entfernung bei der Herstellung der Paradiesäpfel zusehen dürfen. Von Ostern bis Weihnachten ist sie mit ihrem Wagen in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz unterwegs. Käthchen Müller wurde sogar auf einer Kirmes geboren.

Den Stand mit den typischen Kirmes-Süßigkeiten hat sie von ihren Großeltern übernommen. Auch ihre beiden erwachsenen Söhne sind Schausteller. "Damals, als die Jungens noch in die Schule gingen, waren sie unter der Woche bei Pflegeeltern", erzählt die inzwischen geschiedene Mutter.

Die Hündgens aus Euskirchen sind ebenfalls seit fast 40 Jahren regelmäßig in Rheinbach. "Während der Maikirmes fahren wir abends zurück nach Hause. Aber zur Herbstkirmes übernachten wir im Wohnwagen", sagt Günther Hündgen (36), der mit seiner Frau einen Imbisswagen betreibt. Dann herrsche oft ein enormer Besucherandrang - bis tief in die Nacht. Und das bedeutet: Er muss länger arbeiten. "An den Lärm bin ich gewöhnt, ich könnte sogar in einer Disco schlafen", scherzt er.

Fünf Mal im Jahr sind sie in Rheinbach vor Ort: zur Kirmes im Mai und im September, an den beiden verkaufsoffenen Sonntagen und zum Weihnachtsmarkt. "Mein schönstes Erlebnis auf einer Rheinbacher Kirmes hatte ich vor acht Jahren. Da gab mir jemand die Telefonnummer einer Frau. Und heute sind wir verheiratet", erinnert sich Hündgen.

Vater Otto Hündgen (72) sitzt gegenüber: an der Kasse des Kinderkarussells. Wie so oft im Schaustellergewerbe ist auch der Imbiss ein reiner Familienbetrieb. "Für die Kirmes muss man geboren sein", meint Günther Hündgen. Es gebe zwar auch Quereinsteiger, aber viele von ihnen gäben schon nach zwei oder drei Jahren wieder auf, erzählt er.

Keine Rheinbacher Kirmes ohne die Schiffschaukeln von Norbert Lünenbach (38). Ihr 50er-Jahre-Dekor erinnert an die alte Zeit. Viele fühlen sich da an ihre Kindheit erinnert. In einem acht Meter langen Anhänger hat Lünenbach das Fahrgeschäft transportiert. "Mit zwei Leuten braucht man etwa dreieinhalb Stunden zum Aufbauen", erklärt er.

Auch der Autoscooter von Günter Barth (71) ist aus Rheinbach nicht mehr wegzudenken. Sein Großvater kam schon 1940 als Schausteller in die Stadt. "Der Himmeroder Wall war damals noch kein Parkplatz. Die Kirmes fand hier auf einer Wiese statt", erzählt Ulla Barth (51), die Nichte. Sie ist mit dem "Schwarzwaldgrill" angereist. Auf einigen Plätzen sind sie zusammen, aber jeder hat doch seinen eigenen Tourplan. "Es dauert eineinhalb bis zwei Tage, den Autoscooter aufzubauen", weiß sie. Und Günter Barth packt noch immer selbst mit an.

"Schön ist, dass wir viele Stammkunden haben, die man jedes Jahr wiedersieht", sagt Ulla Barth. Sie freue sich, dass manche, die als Kinder bei ihrem Onkel Autoscooter gefahren sind, als junge Eltern jetzt mit ihrem Nachwuchs ein paar Runden drehen.

Auf der Maikirmes stehen auch noch zwei Kinderkarussells und das Fahrgeschäft "Twister" sowie mehrere Schieß-, Wurf- und Angelbuden. Bis einschließlich Sonntag, 5. Mai, ist die Kirmes geöffnet.

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