Literaturkurs des Sankt-Joseph-Gymnasiums Vom Kanton ins Rheinbacher Ghetto - Schüler erfinden Wilhelm Tell neu

Rheinbach · Die Mädchen und Jungen des Literaturkurses der Jahrgangsstufe 11 des Erzbischöflichen Sankt-Joseph-Gymnasiums haben das Theaterstück "Wilhelm Tell" von Friedrich Schiller umgeschrieben und in die Gegenwart verlegt. Ort des Geschehens ist ein Stadtteil von Rheinbach.

 Auf der Bühne stehen heute Rheinbacher Gymnasiasten.

Auf der Bühne stehen heute Rheinbacher Gymnasiasten.

Foto: Wolfgang Henry

Die Wahl der 27 Schüler unter der Leitung von Deutsch- und Französischlehrerin Birgit Beier fiel auf dieses klassische Werk, weil die Sage vom Apfelschuss sehr bekannt ist. Im Schauspiel wird überwiegend Jugendsprache verwendet, aber auch einige Zitate aus dem Original sind enthalten. Unterstützt wurden die Jugendlichen bei diesem Projekt auch von Studienreferendar Alexander Wilhelm, der mit Regie führte.

"Im Mittelpunkt des Stückes stehen der Kampf gegen die Unterdrückung und der Gewissenskonflikt, ob man, wie Dietrich Bonhoeffer es formuliert, ?einen Tyrannen töten darf? ", erklärt Annsofie Schumacher (17). Um lange Monologe zu vermeiden und eine weitere Frauenrolle zu schaffen, wurden aus Wilhelm Tell eine männliche und eine weibliche Figur: Will und Telly. "Aber Will gleicht ein bisschen mehr dem richtigen Tell", sagt Gina Hemmers (18). Ebenso wie bei Schiller beginnt das Stück mit der Verhinderung einer Vergewaltigung, wie die Zuschauern in einer kurzen Videosequenz sehen. Der junge Roúl rettet seine Freundin Glory und bringt sich damit selbst in Gefahr: Er wird von den Bodyguards des Täters gejagt. Der engagierte Sozialarbeiter Will hilft ihm, sich vor ihnen zu verstecken.

"Roúl gehört zu einer Jugendgruppe, die aus der sozialen Unterschicht stammt", erläutert Christian Blanco (19). Ein Krimineller, der "Big Boss" genannt wird, versucht die Clique für sich zu gewinnen. Roúls Freunde Jerome und Melli werden zu Handlangern des "Big Boss". So entwickelt sich in der Clique ein Konflikt, denn sie ist zwischen Moral und vermeintlicher Coolness hin- und hergerissen. Gemeinsam mit der Streetworkerin Telly versucht Will, die Jugendlichen auf den rechten Weg zu führen. Doch auch sie müssen sich zwischen moralischem Handeln und Gesetzestreue entscheiden. Wird ihr Versuch, die Clique und das Stadtviertel vom Big Boss zu befreien, ihnen selbst zum Verhängnis? Kann ein Tyrannenmord die sozialen Probleme lösen? Das Ende des Theaterstücks ist überraschend offen und regt zum Nachdenken an.

Frei nach Schiller präsentiert der Literaturkurs "Tell reloaded - vom Kanton ins Ghetto" in der Schulaula (Altbau, 1.Stock). Die Aufführungen finden an diesem Samstag um 19.30 Uhr und am Sonntag um 18.30 Uhr statt. Der Eintritt ist frei. Spenden sind willkommen.

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