Folgen des Hochwassers Die Kläranlage in Flerzheim hat die Flut gut überstanden

Rheinbach-Flerzheim · Auch die Kläranlage in Flerzheim wurde im Sommer überflutet. Den Betrieb musste die Anlage dennoch nicht einstellen. Wie das funktioniert hat.

 Auch die Kläranlage in Flerzheim ist durch die Flut im Juli 2021 beschädigt worden. Christian Hakenes ist Leiter des Standortes.

Auch die Kläranlage in Flerzheim ist durch die Flut im Juli 2021 beschädigt worden. Christian Hakenes ist Leiter des Standortes.

Foto: Axel Vogel

Die Kläranlage in Flerzheim war gerade erst mit einem Turbogebläse ausgestattet worden, dann kam die Flut und setzte unter anderem den Gebläsekeller unter Wasser. „Das Ereignis hat sämtliche Planungsgrößen überschritten“, sagt Planungsingenieur Luk Beyerle vom Erftverband. Die Folgen der Flutnacht im Sommer sind noch immer nicht komplett behoben, wie ein Besuch in der Kläranlage bei Flerzheim zeigt.

Die Anlage klärt die Abwässer von rund 35.000 Menschen in Meckenheim, Rheinbach und der Gemeinde Grafschaft. Die Kläranlage hat entscheidenden Einfluss auf die Wasserqualität des Swistbaches, in den sie einleitet. Daher muss die Abwasserreinigung jederzeit funktionieren.

Zukünftig kommt dieser Anlage eine noch höhere Bedeutung zu, da der Erftverband zur Kostenminimierung und zur Verbesserung der Reinigungsqualität Kläranlagen zusammengelegt. So wird zukünftig die Kläranlage Miel an die Kläranlage Flerzheim angeschlossen. Die Planungen zur Überleitung des Abwassers aus Miel nach Flerzheim und zur Erweiterung der Kläranlage Flerzheim laufen gerade.

Drei Tage vom Stromnetz abgeschnitten

Die Kläranlage war drei Tage lang von der öffentlichen Stromversorgung abgeschnitten. Sie verfügt aber über eigene Notstromaggregate, sodass die Abwasserreinigung jederzeit gewährleistet war.

Als die Swist über die Ufer trat, stieg das Wasser auch in den Kanälen der Anlage. Schnell trat das Wasser in die Installationskanäle über. Die Heizung, das Gebläse und mehrere Pumpen waren schnell unter Wasser, schildert Betriebsingenieur Christian Hakenes. Ungefähr eine halbe Million Euro Schaden hatte der Erftverband zu beklagen.

Dass der Betrieb der Anlage aufrechterhalten werden konnte, lag an den beiden Notstromaggregaten. Diese werden mit Diesel betrieben, doch der war im Chaos nach der Flutkatastrophe nicht leicht zu beschaffen, da die Diesellieferanten nicht in das gesperrte Gebiet fahren durften. „Unsere Mitarbeiter mussten mit Fahrzeugen Diesel in 20-Liter-Kanistern heranschaffen. Das Hauptproblem war, eine funktionierende Tankstelle zu finden“, sagt Hakenes.

Der Betrieb der Kläranlage musste nicht eingestellt werden

Der Aufwand hat sich gelohnt: Die Kläranlage musste ihren Betrieb nicht einstellen. Dennoch blieben langfristige Schäden. Eine Heizungsanlage kann erst in diesen Tagen wieder in Betrieb genommen werden. Diese dient dazu, die Temperatur im Faulturm konstant auf 37 Grad zu halten. Diese Temperatur braucht der Klärschlamm zum Gären. Die Heizung kommt aber nur dann zum Einsatz, wenn das Blockheizkraftwerk ausfällt, sodass die Funktionsweise des Faulturms nicht beeinträchtigt war.

„Wir sind in Flerzheim eigentlich glimpflich davongekommen“, sagt Luke Beyerle, Projektingenieur in der Abteilung Planung und Bauen. Sieben Anlagen im  Rhein-Sieg-Kreis und dem benachbarten Rhein-Erft-Kreis waren von der Flut betroffen. Die Anlagen in Köttingen und Heimerzheim wurden komplett überflutet. Selbst diese konnten aber nach wenigen Tagen wieder in Betrieb genommen werden. Die Kläranlage in Heimerzheim wird nach Angaben des Erftverbands mittelfristig aufgegeben, jedoch nicht vor dem Jahr 2025.

Alle Anlagen werden überprüft

Was der Erftverband aus dem Hochwasser gelernt hat? Vor dem Hintergrund der sehr präsenten Eindrücke des Hochwasserereignisses werden alle in Überschwemmungsgebieten liegende Abwasseranlagen überprüft, um im Notfall bauliche und maschinentechnische Anpassungen vorzunehmen oder mögliche schädliche Auswirkungen durch Erweiterung des ständig einsatzbereiten Notfallequipments wie mobile Pumpeinheiten und Notstromaggregate zu mildern.

In Flerzheim und vielen anderen Anlagen aus dem Altbestand war eine ganze Reihe von wichtigen Anlagen im Keller untergebracht und wurden relativ früh geflutet. „Das ist eigentlich nicht mehr der neueste Stand der Planung, aber begegnet einem noch relativ häufig“, sagt Beyerle. „Daher werden etwa wichtige Anlagen bei Modernisierungen nun nicht mehr in den Keller gestellt“, ergänzt er.

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