Schrift mit Entstehungsgeschichte Wie Rheinbach zur Glasstadt wurde

Rheinbach · Gerd Hickisch erzählt in „Hier ist es schön, hier möchten wir bleiben – 1946“ die Entstehungsgeschichte Rheinbachs als Glasstadt und beschreibt, wie die Heimatlosigkeit vieler Menschen sich zu etwas Positivem entwickeln konnte.

Das Foto zeigt den ersten Übersee-Export aus Rheinbach nach Montevideo in Uruguay.

Das Foto zeigt den ersten Übersee-Export aus Rheinbach nach Montevideo in Uruguay.

Foto: privat

Der Zweite Weltkrieg war zu Ende, Europa lag in Trümmern. Viele Menschen verloren ihre Heimat. Dieses Schicksal traf auch die Sudetendeutschen, unter ihnen viele Glasveredler, die per Dekret aus ihrer böhmischen Heimat vertrieben wurden und sich eine neue Heimat suchen mussten. Für Rheinbach sollte sich dieser Umstand als Glücksfall erweisen. Denn damit begann ein Jahr nach Ende des Zweiten Weltkrieges die Historie Rheinbachs als Glasstadt.

Die Entstehungsgeschichte beleuchtet Gerd Hickisch in seiner neuen Schrift „Hier ist es schön, hier möchten wir bleiben – 1946“, die er gemeinsam mit seinem Sohn Christoph und Schwiegertochter Carina Pütz, Bürgermeister Ludger Banken, dem Ersten Beigeordneten Raffael Knauber und Museumsleiterin Ruth Fabritius vorstellte. Die 66 Seiten umfassende Publikation widmet sich der Ansiedlung der vertriebenen Sudetendeutschen aus Böhmen in Rheinbach, der Gründung von Glasfachschule und Glasmuseum sowie dem weltältesten Unternehmen zur Herstellung von hochwertigen Kristallleuchten Christoph Palme.

Die Geschichte dieser Leuchtenmanufaktur mit 300-jähriger Tradition ist zugleich die Geschichte der Familie Hickisch, die mit den Eltern des Autors, Erich und Grete Hickisch, aus der „ersten Heimat“ Böhmen 1946 in die „neue Heimat“ Rheinbach übersiedelte. Im Jahr 1946 nämlich, machten sich drei Sudetendeutsche aus Steinschönau auf „Erkundungsreise“ in den Westen jenseits des Rheins, wie Autor Hickisch schildert: Professor Alfred Dorn, ehemals Leiter der Glasfachschule Steinschönau (Kamenicky Senov), Karl Lorenz, Glasgeschäftsmann aus Steinschönau, und Erich Hickisch, Kronleuchterfabrikant aus Steinschönau.

Auf der Suche nach einer neuen Heimat

 Christoph Palme Fabrik Parchen Montagewerkstatt 1936

Christoph Palme Fabrik Parchen Montagewerkstatt 1936

Foto: privat

„Eine Gruppe von 300 Menschen aus Steinschönau und den Nachbarorten suchte nach dem richtigen Standort für die neue Heimat. Das sollte die Freiheit in Westdeutschland sein bei den dortigen Besatzern, den Amerikanern und Briten“, schreibt Hickisch. Diese „drei Pioniere“ besuchten 1946 im Rheinbacher Rathaus den damaligen Stadtdirektor Victor Römer – eine Begegnung, die den Ausgangspunkt für die Geschichte Rheinbachs als Glasstadt legte. 1947 siedelten sich die ersten Familien an, im Februar 1948 konnten bereits die ersten Werkstätten eröffnet werden, am 1. April 1948 folgte die feierliche Eröffnung der Glasfachschule und 20 Jahre später die Eröffnung des Glasmuseums im September 1968. Die Kristallleuchtenmanufaktur Christoph Palme entwickelte sich „in der Summe mit fast 250 Mitarbeitern zum größten gewerblichen Arbeitgeber im Bereich Glas in der 70-jährigen Nachkriegsgeschichte der Glasstadt Rheinbach“, so Museumsleiterin Fabritius.

Bilder dokumentieren Beliebtheit

Bilddokumentationen in dem Buch Hickischs weisen nach, wo die Palme-Leuchten überall hängen: in Kirchen, Moscheen, Hotels, Schiffen, Theatern, Schulen und vielen anderen öffentlichen und privaten Häusern in der ganzen Welt – von Abu Dhabi, Uruguay und Amsterdam über Brüssel und Berlin bis Qatar, Washington und Bonn. Infolge „der Globalisierung, der Ost-Grenzöffnung und des Regierungsumzugs von Bonn nach Berlin“ mussten die Palme-Manufaktur und das Leuchtenhaus mit großer Ausstellung geschlossen werden. Heute führen Gerd und Christoph Hickisch den Internethandel „Christoph Palme – Lighting & Crystals“ mit Leuchten, Zubehör und Dekorationen.

Die Schrift „Hier ist es schön, hier möchten wir bleiben – 1946“ ist für 13 Euro im Shop des Glasmuseums Rheinbach erhältlich.

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