Von Hochwasser bis Stromausfall Das soll Rheinbach bei der nächsten Katastrophe besser machen

Rheinbach · Im ersten von drei Workshops nach der Flut im Juli 2021 hat die Stadt Rheinbach Erfahrungsberichte und Vorschläge von Bürgern zur Stärkung der „kommunalen Resilienz“ gesammelt. Was Bürger loben und kritisieren.

 Die nachbarschaftliche Hilfe habe nach der Flut in Rheinbach gut funktioniert, waren sich Teilnehmer des Bürgerworkshops einig. Die Kommunikation müsse jedoch verbessert werden.

Die nachbarschaftliche Hilfe habe nach der Flut in Rheinbach gut funktioniert, waren sich Teilnehmer des Bürgerworkshops einig. Die Kommunikation müsse jedoch verbessert werden.

Foto: Ralf Klodt

Leuchttürme dienen an der Küste als Orientierungspunkte für Schiffe im Dunkeln und warnen vor gefährlichen Klippen. In Rheinbach gibt es keine Küste, dennoch will die Stadt ein Netz aus „Leuchttürmen“ einrichten: als Anlaufstelle für Hilfesuchende bei einem Stromausfall oder sonstigen Ausnahmezuständen. Der Begriff fiel am Montagabend in der Rheinbacher Stadthalle immer wieder, und die Idee eines Netzwerkes solcher Anlaufstellen kam bei den dort anwesenden Bürgerinnen und Bürgern gut an.

Diese brachten Erfahrungen und Anregungen dazu ein, wie man die „kommunale Resilienz“ stärkt. Hintergrund ist die Flutkatastrophe im Juli 2021, die die Rheinbacher City und umliegende Dörfer teils schwer getroffen hat. Die Stadt will in Zukunft besser auf Katastrophen jeglicher Art reagieren können.

Lob und Kritik von Anwohnern

Aus allen Ortsteilen der Kommune kamen Anwohner, vielfach Vertreter der Freiwilligen Feuerwehren. Insgesamt waren es 80 Personen, womit sich Bürgermeister Ludger Banken und die Mitarbeiter der Agentur „AntwortING“, die den Workshop leitete, sehr zufrieden zeigten. An insgesamt elf Tischen für die Innenstadt, die neun Stadtteile und eine übergeordnete Perspektive diskutierten die Teilnehmer : Was lief gut nach der Flut, was weniger gut, und welche Lösungsvorschläge haben die Bürger?

Als positiv wurden der Zusammenhalt und die Hilfsbereitschaft der Nachbarschaft hervorgehoben. Ebenso die schnelle Müllentsorgung und die Unterstützung durch Feuerwehren, Landwirte, Betriebe, Hilfe aus anderen Kommunen und die bundesweite Solidarität.

Kommunikation als großer Schwachpunkt

Nicht so gut, da waren sich die Beteiligten bei der Ergebnispräsentation am Ende einig, funktionierte die Kommunikation. Offizielle Informationen, wohin man sich wenden konnte, hätten gefehlt, bemängelte der gewählte Sprecher vom Tisch für die Rheinbacher Innenstadt: „Wo sollen wir hin, wenn wir nicht telefonieren können?“, lautete ein Beispiel. Auch mit der Koordination der eingetroffenen Hilfsgüter sei man anfangs überfordert gewesen.

Viele Gerüchte seien im Umlauf gewesen, meinten andere Teilnehmer: Immer wieder habe es geheißen, die Steinbachtalsperre sei gebrochen oder das Leitungswasser sei kontaminiert. Beides stimmte nicht, sorgte aber für zusätzliche Unsicherheit. Die Bevölkerung sei nicht früh genug und nicht eindringlich genug gewarnt worden, viele hätte das Hochwasser überrascht. Der Sprecher vom Tisch für Niederdrees bemängelte zudem die Versorgungslage pflegebedürftiger Menschen in der Katastrophe.

Bürger wünschen sich Notfall-Leitfaden

Aus diesen Kritikpunkten leiteten die Teilnehmer Vorschläge ab: Man brauche einen leicht verständlichen Leitfaden für den Notfall, eine Anleitung zur Selbsthilfe in Form einer knappen Checkliste, am besten im EC-Karten-Format. Vor allem sollten die Informationen nicht nur online verfügbar sein, was im Fall eines Blackouts wenig helfe, sondern als Hauswurfzettel, betonte der Sprecher für die Projektgruppe Queckenberg-Loch.

Die „Leuchttürme“ stießen auf allgemeine Zustimmung. Der Sprecher für die Hilberather Gruppe wünschte sich, „dass, wenn der Leuchtturm besetzt ist, da auch jemand steht, der glaubhaft Zuversicht vermitteln kann“. Ferner schlugen Teilnehmer ein freiwilliges Melderegister für Fachkräfte vor, ein „Wer-kann-was“, so der Sprecher für Todenfeld. Dort könnte sich eintragen, wer im Ernstfall zum Beispiel mit medizinischer oder technischer Ausrüstung und entsprechendem Know-how helfen könnte. Die Reinigung von Bächen und Gräben wurde genannt, es gab mehrere Aufrufe, für die Haushalte eigenverantwortlich Notfallvorräte anzulegen. Bei der Müllentsorgung solle der Umweltschutz berücksichtigt werden, und die Stadt müsse darauf achten, dass niemand durchs Raster falle. Und Gregor Zörn, Löschgruppenführer der Wormersdorfer Feuerwehr, rief auf, die dörfliche Infrastruktur zu stärken: „Man steht zusammen, man hilft sich.“

Nur der erste von drei Workshops

Er und sein Ortsvorsteher Rolf Münch fanden es grundsätzlich gut, dass die Stadt bereit sei, die Köpfe mit den Bürgern zusammenzustecken. Banken versprach zur Kommunikation im Katastrophenfall: „Da arbeiten wir dran.“ Daniela Hoffmann, Fachbereichsleiterin für Öffentlichkeitsarbeit, betonte, diese Kommunikation müsse in beide Richtungen gehen.

Die Veranstaltung am Montag war der erste von drei Workshops. Als nächstes setzt sich die Stadt mit Fachakteuren zusammen: Vertreter von Energie- und Telekommunikationsversorgern, Abfallentsorgern, Rettungsdiensten und der Katastrophenhilfe. Im dritten Workshop am 29. November kommen beide Gruppen dann zusammen, und Rolli Münch ist dann wieder dabei. „Das Ergebnis will ich mitkriegen.“ Zörn erwartet dann konkrete Pläne und eine zeitnahe Umsetzung. „Es bringt nichts, jetzt Workshops zu machen und in drei Jahren ist nichts dabei herumgekommen.“

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