Nach der Flut in Rheinbach und Meckenheim Wie weit der Wiederaufbau an den kirchlichen Gebäuden ist

Rheinbach/Meckenheim · Neben kommunalen und privaten Gebäuden traf die Flutkatastrophe 2021 auch zahlreiche kirchliche Gebäude. Baukoordinator Günter Spittel gibt einen Überblick, welche wieder nutzbar sind - und wo noch Geduld gefragt ist.

 Seit Weihnachten kann in der katholischen Kirche St. Martin in Flerzheim wieder Gottesdienst gefeiert werden. Nach der Flut war sie stark beschädigt.

Seit Weihnachten kann in der katholischen Kirche St. Martin in Flerzheim wieder Gottesdienst gefeiert werden. Nach der Flut war sie stark beschädigt.

Foto: Alexander C. Barth

Im Juli 2021 machte das Wasser vor nichts Halt. Privathäuser und städtische Infrastruktur waren genauso betroffen wie kirchliche Gebäude. In den katholischen Gemeinden wären dafür die ehrenamtlichen Kirchenvorstände zuständig. Die Schäden an Kindergärten, Pfarrhäusern und nicht zuletzt Kirchen sind jedoch teils immens. Günter Spittel ist daher als Baukoordinator unter anderem für Rheinbach und Meckenheim zuständig. Rund anderthalb Jahre nach der Katastrophe kann er erste Erfolge vermelden.

Es würde allerdings „zähflüssig“ laufen, so Spittel im Gespräch mit dem GA über die Baustellen. Das Problem seien beispielsweise Zeiten der Handwerker. Wobei Spittel betonte, dass die gerade in den Flutregionen leisteten, was nur irgendwie möglich sei. Was er aber bisher nicht kannte: Viele Betriebe hätten über Weihnachten und Neujahr zwei Wochen Pause eingelegt. „Die waren am Limit angekommen“, so seine Vermutung. Umso größer die Freude über jedes Gebäude, das wieder seiner ursprünglichen Nutzung übergeben werden kann. Wenn Spittel auch betont: „Wir bauen nur das auf, was kaputtgegangen war.“ Dann allerdings, wenn es machbar ist und sich anbietet, nach modernen Standards. „Wir versuchen in allen Gebäuden, wo Heizungen erneuert werden, nachhaltig umzudenken.“ Meist würden dann Hybrid-Lösungen aus Erdwärme und Gastherme gewählt. Insgesamt wurde bei den Projekten priorisiert. Es gelte „Kita vor Krypta“, so Spittel. So ist der Stand bei den unterschiedlichen Objekten:

Flerzheimer Kita wieder in Betrieb

Kita St. Ursula Flerzheim: „Bis auf Fenster, Dach und Wände ist nichts geblieben“, fasst Spittel die Arbeiten an der Flerzheimer Kindertagesstätte zusammen. Das Gebäude sei kernsaniert. Sein Fazit: „Es ist schöner als vorher, weil es neu ist.“ Die Kita sei Priorität eins gewesen. Seit Mitte 2022 ist sie wieder in Betrieb.

Kita St. Josef Wormersdorf: Nur wenige Zentimeter Wasserstand im Keller bedeuteten hier: Der Boden inklusive des schwimmenden Estrichs musste raus. Der Turnraum im Keller ist mittlerweile aber wiederhergestellt.

Kita St. Helena Rheinbach: Hier standen ebenfalls nur Zentimeter Wasser im Keller – ein Glück für das dort untergebrachte Archiv. Trotzdem mussten die Akten und Archivarien schnell herausgeholt und getrocknet werden. Unterdessen sind sie gesichtet. Besonders historische Stücke wurden ans Archiv des Erzbistums in Köln übergeben. In den renovierten Kita-Keller soll demnächst die Kleiderstube der Caritas einziehen.

Das Archiv zieht in den Pfarrhauskeller

Krypta der Pfarrkirche St. Martin Rheinbach: Kurz vor der Katastrophe war hier alles neu gemacht worden: Anstriche, Böden, Toiletten. „Viel Geld, viel Zeit und viel Arbeit“, so Spittel. Im März 2021 war alles fertig. Im Juli dann stand das Wasser bis unter die Decke. Die neu angeschafften Stühle mit Spezialbezügen schwammen darin. Die Sanierung begann von vorne. Seit dem Jahresende 2022 steht die Krypta nun wieder als kleiner Andachtsraum zur Verfügung. Hier feiert die Gemeine beispielsweise unter der Woche Gottesdienste und hat Platz für das Angebot „Kindergotteslob“, das parallel zur Messe stattfindet.

Keller Pfarrhaus Rheinbach: Infrastruktur wie Server und Haustechnik sowie Lagerräume waren hier vom Wasser betroffen. Mit der Sanierung einher geht eine Umstrukturierung. Im Pfarrhauskeller soll in Zukunft das Archiv der Kirchengemeinde untergebracht werden.

Jugendarbeit teilte sich Gebäude

Der Wiederaufbau der kirchlichen Gebäude läuft, wie Baukoordinator Günter Spittel zeigt. Der Partyraum im Jugendheim ist schon fast fertig. Die Jugendlichen bauen noch eine Bar.

Der Wiederaufbau der kirchlichen Gebäude läuft, wie Baukoordinator Günter Spittel zeigt. Der Partyraum im Jugendheim ist schon fast fertig. Die Jugendlichen bauen noch eine Bar.

Foto: Juliane Hornstein

Pfarrzentrum am Lindenplatz: In dem Gebäude sind mehrere Einrichtungen der Kirchengemeinde, die unterschiedlich betroffen waren. Die Jugendgruppen konnten vor rund zwei Monaten wieder in das Jugendheim der Katholischen jungen Gemeinde (KJG) einziehen. Küche, WC-Anlagen und Kellerräume sind fertig. Derzeit arbeiten die Jugendlichen in ihrem Partyraum. Laut Spittel wollen sie unter anderem eine Bar einbauen. Für alle hier hatte Spittel einiges an Lob, denn die ohnehin knappen Flächen im KJG-Erdgeschoss teilten sich die Zuständigen mit den Mitarbeitenden des Jugendzentrums Live St. Martin. Die Bücherei, die ebenfalls im Pfarrzentrum beheimatet ist, hatte in den Kellergeschoss-Räumen einen Totalschaden. Rund 2000 Bücher wurden vernichtet, etwa 4000 Medien konnten dank schneller Hilfe gerettet werden. Seit Oktober läuft wieder der normale Betrieb.
Schwierigkeiten macht dafür die Heizungsanlage im Pfarrzentrum. Der Kessel rostet unter der Isolierung, die im Wasser stand. Sie funktioniere „gerade noch so“, beschrieb es Spittel. Er hofft, dass es bis ins Frühjahr so bleibt. Dann kommt der bereits bestellte Ersatz.

Jugendzentrum Live St. Martin: Hier müssen die Jugendlichen noch Geduld haben. Parterre und Keller sind total beschädigt. Mit viel Geschick sei es aber gelungen, die Heizung so umzuklemmen, dass der erste Stock beheizt werden kann. Für die gesamte Sanierung sichte man noch die Angebote. „Einen Auftrag in der Größenordnung gibt man nicht einfach so raus“, erklärt Spittel.

In der Flerzheimer Kirche war ein Künstler am Werk

Kirche St. Martin Flerzheim: Gerade frisch abgeschlossen war die Schimmelsanierung der Kirche in Flerzheim – und dann kam die Flut. Die Bänke, die im Wasser gestanden hatten, mussten raus. Immerhin konnten sie gereinigt und in Neukirchen zwischengelagert werden. Die Holzpodeste darunter mussten aber erneuert werden. Auch die Heizungsanlage wurde überarbeitet. Dazu brauchte es neue Luftschächte. Was es nicht einfacher macht: Bei der Kirche ist überall der Denkmalschutz zu beachten. „Da muss jeder Schritt abgestimmt werden“, erklärt Spittel. Wird gegraben, wie beispielsweise für die Heizungsschächte, kann es sogar sein, dass ein Archäologe anwesend sein muss. Eine besondere Herausforderung seien zudem die rund 125 Jahre alten Fliesen gewesen. So mussten die Fliesen an einer Stelle ausgeschnitten und an anderer wieder verlegt werden. „Da war ein Künstler am Werk“, lobte Spittel die Arbeit. „Man sieht keinen Unterschied zu vorher.“ Wovon sich die Flerzheimer überzeugen können. Seit Weihnachten ist die Kirche wieder nutzbar.

Pfarrheim Flerzheim: Da sei man noch dran, so der Baukoordinator über das Flerzheimer Pfarrzentrum, in dem Keller und Erdgeschoss überflutet waren. Fliesen und Tapeten seien aber schon erledigt. Geht es nach Plan, kann das Gebäude, in dem Bücherei und Jugendraum untergebracht sind, im Februar wieder genutzt werden.

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