Glosse Yoga im Rheinbacher Glasmuseum

Meinung | Rheinbach · Sich in einem Museum in Entschleunigung zu üben, ist ein neuer Trend. GA-Redakteur Mario Quadt hat sich seine Gedanken darüber gemacht, wie Yoga inmitten einer Ausstellung wie den Exponaten des Rheinbacher Glasmuseums funktioniert.

Da hat mir meine kleine Tochter einen Floh ins Ohr gesetzt: Die Sechsjährige, mitunter ein Wirbelwind vor dem Herrn, kam aus dem Kindergarten und begrüßte mich mit einem entschleunigt gehauchten „Namaste“. Meine Verwunderung war gerade verklungen, da zeigte sie, welche Yogaübungen sie von ihrer Kitagruppenleiterin gelernt hatte. Ein schwer beeindruckter Vater sah mit an, wie sie sich zum Sonnengruß, Baum oder Hund in Positur rückte. Dass ich einige Positionen mitmachen musste, lasse ich an dieser Stelle lieber unerwähnt.

Somit gerade heimlicher Fan der Sehnsucht nach Entschleunigung geworden, wurde ich jetzt gewahr, dass es im Rheinbacher Glasmuseum in Bälde einen Yogakursus gibt. Yoga im Museum? Und dann noch mit filigraner Glaskunst überall? Kein Widerspruch, findet Ruth Fabritius, Leiterin des Glasmuseums. „Der Werkstoff Glas, dieser geheimnisvolle 'Phoenix aus Sand und Asche', steht wie kaum ein anderer für Entschleunigung“, sagt Fabritius. „Der lange Schmelz- und der unter Umständen noch langwierigere Kühlprozess von bis zu mehreren Wochen, das aufwendige Veredeln durch Schliff, Gravur oder Malerei – bei all diesen Vorgängen spielt der Faktor Zeit eine entscheidende Rolle, was kraftvolle Dynamik in Form und Dekor keineswegs ausschließt.“

Am Samstag, 4. Mai, ist der erste von drei Samstagen, an dem Yogalehrerin Adele Gottwald von 17.30 bis 19 Uhr zeigt, wie Yoga geht. Jeder Termin kostet 15 Euro inklusive Museumseintritt. Anmeldungen sind ab Dienstag, 2. April, unter 02226/917500 oder glasmuseum@stadt-rheinbach.de möglich. Ich selbst rolle meine Matte lieber im (teilüberdachten) Innenhof des Museums aus: Wenn ich mit Schwung die Unterlage ausrolle, ist mir um die filigranen Exponate bange.

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