Baupläne für Rheinbacher Filetstück Zu viel Verkehr für Zufahrt zum Pallottiareal

Rheinbach · Ein Gutachter empfiehlt mehrere Wege aus und ins Rheinbacher Neubaugebiet Pallottiareal. Alleine das vorgesehene Jugendmedizinische Zentrum eines Investors aus Euskirchen würde pro Tag für zusätzlich 235 Fahrzeuge sorgen, die in die Pallottistraße fahren wollen.

Ganz neu ist die Idee keineswegs: Gleichwohl könnte die Vision, dass das zentrumsnahe Baugebiet auf dem früheren Pallottiareal nicht nur über die Pallottistraße, sondern auch über zwei zusätzliche Zuwegungen angebunden wird, schon bald vom Status des Reißbrettentwurfs im Masterplan Innenstadt in die Realität in Rheinbach übergehen. Denn: Insbesondere zu den morgendlichen und abendlichen Spitzenzeiten ist der innerstädtische Knotenpunkt Pallottistraße/Vor dem Voigtstor kaum in der Lage, den zusätzlichen Verkehr aus der Pallottistraße aufzunehmen. Zu diesem Ergebnis kommt der Zwischenbericht eines Verkehrsgutachtens.

Bereits heute staut es sich ständig auf der Straße Vor dem Voigtstor, einer der Haupteinfallstraßen ins Rheinbacher Zentrum. Da verlangt die Frage, was geschieht mit dieser Straße, wenn an der Pallottistraße durch das Neubaugebiet noch 300 Wohneinheiten für rund 900 Menschen hinzukommen, eine sorgsam erdachte Antwort. Die Gutachter der Düsseldorfer Verkehrsexperten der PTV Group haben sich im Auftrag des neuen Eigentümers des rund 30 000 Quadratmeter großen Geländes, der Kölner BPD Immobilienentwicklung GmbH, den Verkehr am besagten Knotenpunkt insbesondere während der Spitzenzeiten angeschaut - nämlich am Morgen zwischen 7.30 und 8.30 Uhr sowie am Abend von 17.15 bis 18.15 Uhr.

Alleine das vis-à-vis des Pallottiareals vorgesehene Jugendmedizinische Zentrum eines Investors aus Euskirchen sorge pro Tag für zusätzlich 235 Fahrzeuge, die in die Pallottistraße wollten, so das Gutachten. Ein besonderes Defizit erkennt Verkehrsplaner Peter Lange von PTV am Knoten von Pallottistraße/Vor dem Voigtstor für die benachbarte Gymnasiumstraße. Wer etwa von der Rheinbacher Umgehung über die Gymnasiumstraße in die Innenstadt möchte, muss Geduld mitbringen, wenn er nach links in die Straße Vor dem Voigtstor abbiegen möchte.

Zusätzliche Zuwege würden Situation entspannen

Um das künftige Wohnquartier grundsätzlich vom Autoverkehr zu entlasten, sei in diesem Sektor der Stadt eine „verstärkte Nutzung von Fuß- und Radwegen erstrebenswert“, sagte Lange in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung. Bereits im Masterplan Innenstadt ist die Idee zu finden, dass die Anbindung und Erschließung des Pallottiareals nur möglich ist, wenn es zwei zusätzliche Zuwegungen zum neuen Wohnquartier gibt: am Knotenpunkt Stadtpark/Neugartenstraße und an der Schützenstraße.

„Es ist sinnvoll, den Verkehr über mehrere Knoten abfließen zu lassen“, sagte Lange. „Es wäre die falsche Botschaft, zu sagen, es funktioniert nur über einen Knoten.“ Diese erste Untersuchung der PTV soll den Teilnehmern des Architektenwettbewerbs zum neuen Wohnquartier an der Pallottistraße (siehe Kasten) als Grundlage für ihre Entwürfe dienen. Bereits am Dienstag, 28. Mai, ist eine Preisgerichtssitzung vorgesehen.

Dass bis zur Realisierung der Pläne für das Pallottiareal noch einige Verkehrsfragen zu klären seien, machte Grünen-Ratsherr Nils Lenke deutlich. „Wir erzeugen ein neues Problem“, findet Lenke. „Die Schützenstraße gehört in Rheinbach nicht zu den leistungsfähigsten“, sagte der Grüne. Nach seinem Empfinden müssten auch die Überlegungen für die künftige Nutzung der Gebäude des früheren Vinzenz-Pallotti-Kollegs (VPK) und der Pallottikirche in die Verkehrsexpertise einfließen.

Diskussionen über Fußgängerampel vor dem VPK

SPD-Ratsherr Georg Wilmers nannte die Probleme für den Verkehrsfluss in der Gymnasiumstraße „eine harte Nuss“. Ebenso in die Betrachtungen einfließen, müsste auch die Fußgängerampel vor dem VPK. Eine Untersuchung aus dem Jahr 2006 habe zutage gefördert, dass die Fußgängerampel innerhalb einer Stunde für die Autofahrer 19 Minuten Rotlicht zeige.

„Fluch und Segen zugleich“ ist die Fußgängerampel aus der Sicht von Bürgermeister Stefan Raetz (CDU). Eine Aufgabe dieser Querungsmöglichkeit für Fußgänger an der verkehrsreichen Straße Vor dem Voigtstor nannte er aber „unrealistisch“. Der Architektenwettbewerb werde, so Raetz, Regelungen aufzeigen, wie Verkehr im neuen Wohnquartier zu vermeiden sei und gleichzeitig der Radverkehr gefördert werden könne.

„Lassen Sie uns zunächst mal die Wettbewerbsergebnisse abwarten“, sagte Fachbereichsleiterin Thünker-Jansen. Für den Wettstreit der Ideen seien „keine Denkverbote“ erteilt worden. Lediglich die Vorgaben aus dem Masterplan Innenstadt dienten als Rüstzeug für die Architekten.

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