Gespräch am Wochenden: Frank Gatzen Rheinbachs neuer Zug-Organisator bekam Straßenkarneval in Wiege gelegt

Rheinbach · Bevor Fußgruppen und Mottowagen in dieser Session durch die Straßen ziehen können, gibt es einiges zu tun. In Rheinbach hat Frank Gatzen den Vorsitz über das Zugkomitee übernommen und damit die Verantwortung für den Veilchendienstagszug. Mit GA-Redakteurin Juliane Hornstein sprach der begeistere Straßenkarnevalist über diese Aufgabe.

Von klein an lebt Frank Gatzen den Straßenkarneval. Nun hat er den Vorsitz des Rheinbacher Zugkomitees übernommen, und damit die Verantwortung für den Zug an Veilchendienstag.

Von klein an lebt Frank Gatzen den Straßenkarneval. Nun hat er den Vorsitz des Rheinbacher Zugkomitees übernommen, und damit die Verantwortung für den Zug an Veilchendienstag.

Foto: privat

Herr Gatzen, wie jeck muss man sein, um die Organisation eines Karnevalszuges zu übernehmen?

Frank Gatzen: Man muss einfach Spaß dran haben, den Straßenkarneval wirklich zu leben. Der und die Umzüge sind Teil der Tradition, vom Brauchtum. Man muss verstehen, dass sie die Menschen ansprechen, diese mitnehmen, die Gemeinschaft fördern und Miteinander schaffen.

Das klingt nach einem Jeck mit großer Erfahrung im Karnevalfeiern. Wo und wie feiern Sie?

Gatzen: Von klein auf, solange ich mich erinnern kann, waren meine Eltern mit mir auf Umzügen. Man hat unter Nachbarn gefeiert. Es war für uns Kinder Tradition und auch selbstverständlich, dass man da mitgeht, egal ob es kalt oder warm war. Aber das ist genau das, was es ausmacht: Dass man trotzdem miteinander unterwegs ist, dass man miteinander feiert. Ich habe sozusagen den Straßenkarneval direkt in die Wiege gelegt bekommen. Vor 18 Jahren habe ich meine jetzige Lebensgefährtin kennengelernt, die aus Rheinbach kommt und da schon bei den Stadtsoldaten war. So bin ich bei den Sitzungen dabei gewesen und dann auch in die tanzende Infanterie der Stadtsoldaten gegangen. Ich habe mich jetzt etwas zurückgezogen aus dem aktiven Bereich bei den Stadtsoldaten. Alles schaffe ich nicht auf einmal. Aber die Verbundenheit mit den Vereinen ist geblieben.

So ein Karnevalszug lässt sich ja aus zwei Perspektiven feiern. Sind Sie lieber Zugteilnehmer oder Kamellefänger?

Gatzen: Wenn man in der richtigen Gruppe ist, macht es gar keinen Unterschied, finde ich. Sowohl die Gemeinschaft im Zug wie auch die Gemeinschaft am Straßenrand macht Karneval aus. Über Jahre bin ich im Rheinbacher Zug mitgegangen. Aber wenn ich das vergleiche, würde ich sagen: Ich stehe ein bisschen lieber am Straßenrand.

Wenn Sie im Zug dabei sind: Wagen oder Fußgruppe?

Gatzen: Ich persönlich bin lieber zu Fuß unterwegs, da fühlt man die Zuschauer intensiver.

Und als Organisator? Womit beginnen Sie da?

Gatzen: Da müsste man eigentlich nach dem vorherigen Zug anfangen, praktisch an Aschermittwoch. Weil man da schon sieht: Das war nicht gut, das könnte man verbessern. Im Prinzip ist es ein großes Gesamtpaket, das so eine Zugorganisation ausmacht. Aber das ist Gottseidank in der Zusammenarbeit mit der Stadt Rheinbach und mit den Organisationen wie den Maltesern, der Feuerwehr und dem Ordnungsamt über Jahre gewachsen, auch unter meinen Vorgängern. Darauf baue ich auf.

Wie viel Arbeit geht in so einen Zug rein?

Gatzen: Ich sitze in der Woche mindestens zehn Stunden daran, manchmal auch mehr.

Gibt es eine Aufgabe, vor der Sie da besonders viel Respekt haben?

Gatzen: Respekt habe ich vor etwas, das den Zug jetzt nicht betrifft, aber in den nächsten Jahren klar an Bedeutung gewinnt: die Motivation der Leute. Es geht darum, nicht nur die Kernstadtvereine, sondern das breite Publikum dazu zu bewegen, wieder an dem Zug teilzunehmen.

Was bietet denn der Rheinbacher Zug dann den Teilnehmern, was andere Orte nicht haben?

Gatzen: Was den Zug besonders macht: Dass wir den Zug von Rheinbach präsentieren. Für alle Rheinbacher, auch in den Ortschaften, obwohl wir den Zug in der Kernstadt machen.

Für den Sie nun als Sie Vorsitzender im Zugkomitee verantwortlich sind.

Gatzen: Genau, seit diesem Sommer. Als im letzten Jahr Alfred Eich das Amt abgegeben hat, habe ich den Posten nicht mit vollkommener Überzeugung übernommen. Aber ich dachte: Wenn es keiner weitermacht, wird es noch schwerer für den Karneval in der Kernstadt. Ich stelle neben meinem Beruf als Krankenpfleger, was anspruchsvoll genug ist, Technik für Veranstaltungen. Dadurch war ich bei Sitzungen und den Zügen mit Beschallung und Licht gut beschäftigt und habe mich sonst zurückgehalten. Doch zusammen mit den Karnevalsvereinen haben wir beratschlagt und ich habe mich überzeugen lassen. Wenn die Zusammenarbeit klappt, kann man diese Arbeit, die auf einen zukommt, gut verteilen.

Bisher hieß der zuständige Verein „Festausschuss Rheinbacher Karneval“, nun hat er sich in „Zugkomitee“ umbenannt. Wie kam das?

Gatzen: Wir haben die Namensänderung vorgenommen, weil es davor immer die Fragen gab: Könnte der Festausschuss nicht mehr Aufgaben übernehmen? Es ging in die Richtung der Koordination der Vereine rundum, was eigentlich nicht die Idee bei der Gründung war. Es gibt ein Festkomitee in Köln, das ist eine übergeordnete Instanz. In Rheinbach ist das durch die Turmversammlung gegeben. Dazu treffen sich die Karnevalsvereine nach der Session im Wasemer Turm, geben Feedback und besprechen Termine. Den Ansatz halte ich für super, weil man nicht nur die Kernstadtvereine ins Boot holt, sondern auch die der Ortschaften.

Wie sehen Sie die Zukunft des Rheinbacher Zuges?

Gatzen: Das wichtigste ist: Der Zug soll jetzt einfach rollen. Man muss Kontinuität reinbringen. In den Dörfern geht es noch ohne Probleme, dass die Nachbarschaft oder Familiengruppen im Zug mitmarschieren. Aber das haben wir in Rheinbach fast gar nicht mehr. Die möchte ich wieder hineinbringen, zum Beispiel Schulen ansprechen. Dieses Jahr wird es nicht das Problem sein, dass Leute am Wegesrand stehen. Jeder möchte endlich wieder. Aber das Mitmachen, das ist eine Sache, die immer schwieriger wird für jeden.

Da gibt es aber noch Posten im Karneval, der immer sehr begehrt ist: einmal Prinz zu sein. Ist das was für Sie?

Gatzen: (Schüttelt sofort den Kopf). Ich bin durch und durch Straßenkarnevalist, und das möchte ich mir auch erhalten. Das erste Mal, als ich die Schule geschwänzt habe, bin ich Weiberdonnerstag nach Köln gefahren. Ich kannte auch Jecke in Uniform. Ich war in den Kneipen bei denen, und das war immer so stocksteif. Allerdings habe ich das ja über die Stadtsoldaten besser kennengelernt. Mittlerweile schätze ich auch den Vereinskarneval.

Und Prinz Karneval?

Gatzen: Ich halte es für eine Aufgabe, die viel Geben ist und wenig Nehmen. Da muss man das Ganze noch mehr leben oder es muss ein Traum sein. Aber das war es nicht für mich. Die Chance hätte ich gehabt – aber eigentlich: nee.

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