Vortrag im Himmeroder Hof Zur Sommerfrische an die Tomburg

Rheinbach · Vor über 100 Jahren war Rheinbach ein beliebter Luftkurort. Womit die Stadt einst die sogenannten Sommerfrischler anlockte, erzählt Archivar Dietmar Pertz.

 Diese Postkarte aus dem Jahr 1899 zeigt das Rheinbacher Waldhotel noch ohne Anbau.

Diese Postkarte aus dem Jahr 1899 zeigt das Rheinbacher Waldhotel noch ohne Anbau.

Foto: Archiv der Stadt Rheinbach

Die Umgebung von Rheinbach ist von einzigartiger Schönheit – zumindest sind viele Rheinbacher davon bis heute überzeugt. Weithin bekannt war die Landschaft aber schon vor rund 100 Jahren. In einer Zeit, in der sogenannte Sommerfrischler gerne einen Ausflug oder einen kleinen Urlaub hier verbrachten. Denn der „Luftkurort Rheinbach“ hatte durchaus etwas zu bieten, wie Stadtarchivar Dietmar Pertz zusammengestellt hat.

„In der Tat dürften sich wenige Fleckchen Erde weit in der Runde finden, an welchem dem wirklichen Ruhebedürftigen und Ruhesuchenden so reichlich alles dazu Erforderliche geboten wird, wie gerade in Rheinbach; – ein kleines, stilles, weit von der großen Heer- und Verkehrsstraße liegendes ländliches Städtchen“, schrieb ein Besucher 1907 etwas umständlich in einem Brief über die Stadt.

Viel Wald, wenig Industrie und die Tomburg sprachen die Touristen an

Die Vorzüge Rheinbachs: vor allem viel Wald und eine ruhige Lage. In der erst landwirtschaftlich und dann von Beamten geprägten Stadt gab es im 19. und 20. Jahrhundert keine industriellen Strukturen, die die Erholung stören könnten. Dafür aber die Tomburg, ein werbewirksam eingesetztes Kleinod im aufkeimenden Tourismus. Ernst Moritz Arndt schwärmte in seinem Buch „Wanderungen aus und um Godesberg“ im Jahr 1844 schon, sie müsse „im Mittelalter eine der festesten Burgen gewesen seyn, indem mehrere große Belagerungen gemeldet werden, die sie tapfer ausgehalten hat“.

Die Rheinbacher, von denen es in der Stadt selbst im Jahr 1900 gerade einmal 2241 gab, wussten das zu nutzen. Mit einem umtriebigen Verschönerungsverein beispielsweise, der 1883 den bis dahin zugeschütteten Burgbrunnen ausschachten ließ.

Manche Einrichtung aus jener Zeit ist bis heute erhalten

Wer nach Rheinbach kam, den zog es nach draußen. Passend für diese Gäste entstanden Wanderwege wie der bis heute beliebte Pilgerpfad. Und spätestens ab 1927 gab es mit dem Waldschwimmbad noch einen guten Grund, sich in Rheinbach zu erholen. Wenn allerdings auch anfänglich zu getrennten Zeiten für Männer und Frauen. Den Wunsch nach einem gemeinsamen Familienbad lehnte der Stadtrat noch 1933 ab, weil es „kaum zur Hebung von Sitte und Moral beitragen dürfe“, wie es damals in einer Zeitung stand.

Ihrer Zeit als Luftkurort verdankt die heutige Glasstadt einige Einrichtungen, die immer noch erhalten sind. Der Eifelverein, der weiterhin Wege und Ausflugsmöglichkeiten betreut, entstand damals. Und das Waldhotel nahm 1888 seinen Ursprung in einer kleinen Waldwirtschaft. Auch diverse Teiche im Stadtwald ließen umtriebige Rheinbacher anlegen. Nicht zuletzt, weil aus Euskirchener Richtung gespottet wurde, in Rheinbach gebe es nur Wald und keine Gewässer. Wer Touristen aus dem ganzen Reich anlocken wollte, der musste ihnen halt etwas bieten. Und sei es nur einen besonderen Bereich im Wald, in dem das Rauchen erlaubt war.

Was sonst noch in und um Rheinbach für die Sommerfrischler geschah, was sie hinterließen und wo sie unterkamen, hat Dietmar Pertz in einem Vortrag ausgearbeitet. Er hält ihn am Mittwoch, 6. Oktober, um 19.30 Uhr im Himmeroder Hof. Zu der Veranstaltung der Freunde des Archivs der Stadt Rheinbach haben auch Nicht-Mitglieder kostenfreien Zutritt. Es gelten die 3G-Regeln und eine Maskenpflicht auf dem Weg zum Sitzplatz.

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