Zwei Jahre ohne Festival Oldtimer-Fan kann Rheinbach Classics kaum erwarten
Rheinbach-Todenfeld · Pandemiebedingt mussten Liebhaber von „Rheinbach Classics“ auf das Oldtimer-Festival verzichten. Was ist aus den Fans geworden? Vor der Neuauflage hat der GA einen Enthusiasten in Todenfeld besucht.
Der limettengrüne Ford erscheint wie ein Gegenentwurf zu aktuellen Werbespots der Automobilindustrie: Fahrassistenzsysteme sucht man ebenso vergebens wie eine Servolenkung oder eine Klimaanlage. Alles überflüssig, findet der stolze Besitzer Jürgen Alex-Fahnenbruck. Der 50-Jährige aus Rheinbach-Todenfeld schätzt das ganz andere Fahrgefühl des 70er-Jahre-Autos: „Wenn man sich reinsetzt, ist es quasi ein Wohnzimmer auf Rädern.“ Das Recken und Strecken nach dem Aussteigen, wenn er längere Strecken mit neueren Fahrzeugen unterwegs sei, könne er sich bei seinem „Granada“ - erste Serie, Baujahr 1977 - sparen.
Pandemiebedingt musste der Todenfelder ebenso wie tausende andere Fans zwei Jahre lang auf das Oldtimer-Festival „Rheinbach Classics“ verzichten. Außer Treffen in kleiner Runde habe in der Szene tatsächlich notgedrungen sozialer „Stillstand“ geherrscht, bedauert er. Umso mehr freut er sich, seinen Ford bald wieder dorthin ausführen zu dürfen. Wie er die beiden Jahre herumgebracht hat, da muss Jürgen Alex-Fahnenbruck nicht lange überlegen: „Mit Schrauben!“, sagt er und lacht.
Nur das Lackieren macht er nicht selbst
Denn seinen grünen Flitzer in die Hände einer Werkstatt zu geben, kommt im Normalfall für den 50-Jährigen nicht in Frage. „Außer Lackieren mache ich alles selber. Ich bin gelernter Dachdecker, da arbeite ich auch mit Blech. Wie man Reparaturen an der Karosserie macht, habe ich mir privat angeeignet.“ Sein Vater sei zudem Automechaniker der „ganz alten Schule“, vom ihm habe er schon in jungen Jahren viel über Autos gelernt.
Den Ford Granada kauft sich Jürgen Alex-Fahnenbruck mit 19 Jahren, es ist sein zweites Auto. Viel Geld muss er dafür nicht ausgeben. „Es gab eine Zeit, da wurden die alle verschrottet, da bekam man einen Granada für ne Kiste Bier hinterhergeschmissen“, erinnert er sich. Seine Freunde hätten damals über die Anschaffung gelacht: „Was willst du mit dem Schrott, haben alle gesagt.“ Das damals bei Einwanderern beliebte Modell sei als „Türkenbomber“ verschrien gewesen.
Einmal in 31 Jahren blieb der Ford liegen
31 Jahre sind seitdem vergangen, und der Todenfelder fährt seinen Ford noch immer. „Es gibt nichts Nachhaltigeres“, sagt er mit Überzeugung. 480.000 Kilometer habe die Karosserie inzwischen zurückgelegt, die meisten in den ersten acht Jahren. „Damit sind meine Frau und ich auch mal nach Frankreich oder Bulgarien gefahren. Ich bin nur ein einziges Mal liegen geblieben, das war zum Glück hier um die Ecke.“ Defekt war ein sogenanntes Stirnrad, ein Bauteil im Motorraum, das in den 70er Jahren noch anstelle der heute üblichen Zahnriemen oder Steuerketten verbaut wurde. „Ein altbekanntes Leiden von den V6-Motoren“, räumt Jürgen Alex-Fahnenbruck eine kleine Schwäche seines Lieblings ein.
Der Motor, der kurz darauf bei einer kleinen Probefahrt mit dem GA-Reporter an Bord wummert, ist nicht mehr der ursprünglich verbaute. Dafür kann der 50-Jährige bleifreies Benzin tanken, auch E10 sei kein Problem, berichtet er. Neben seinem Markenzeichen - ein Westernstiefel, der als Schlüsselanhänger am Rückspiegel hängt und im Original über der Anhängerkupplung zu sehen ist - hat er sich auch ein paar technische Upgrades erlaubt: Ein CB-Funkgerät (“Auf den Frequenzen ist leider nicht mehr so viel los wie früher“) steht ebenso zur Verfügung wie ein modernes Autoradio, das auch das digitale Programm empfängt. Äußerlich anzumerken ist das den Armaturen nicht. Darauf legt der Oldtimer-Fan großen Wert: „Die Optik bleibt natürlich original!“
Mit seinem Ford Granada, in dem er schon zu seiner Hochzeit gefahren ist, begleitet von einem Korso seiner Hobbykollegen, wird Jürgen Alex-Fahnenbruck am Wochenende wieder bei den Rheinbach Classics zu sehen sein. Er hat dazu übrigens auch einen passenden Wohnanhänger aus den 70er Jahren, die Kombi-Variante des Ford besitzt er ebenfalls und restauriert diese gerade. Andere Modelle würden ihn auch reizen, sagt er, aber man müsse auch irgendwo die Grenze ziehen, sagt er augenzwinkernd: „Es muss ja auch noch Zeit sein für andere Dinge.“