Schule in Corona-Zeiten So laufen die Abi-Vorbereitungen im Rhein-Sieg-Kreis

Rhein-Sieg-Kreis · Der Gymnasiast Maximilian Plück erzählt von seiner Angst, dass die Prüfungen noch einmal verschoben werden. Die Schulen im Kreis setzen aktuell auf das Internet, um Inhalte zu vermitteln.

 Abi in Corona-Zeiten: Maximilian Plück aus Königswinter-Thomasberg hofft, dass die Prüfungen nicht erneut verschoben werden.

Abi in Corona-Zeiten: Maximilian Plück aus Königswinter-Thomasberg hofft, dass die Prüfungen nicht erneut verschoben werden.

Foto: Frank Homann

So ganz traut Maximilian Plück der Sache noch nicht. Nachdem die Landesregierung in NRW am vergangenen Freitag beschlossen hat, dass das Abitur um drei Wochen auf den Zeitraum vom 12. bis zum 25. Mai verlegt werden soll, ist der angehende Abiturient von der Jugenddorf-Christophorusschule (CJD) in Königswinter weiter skeptisch. „Ich habe immer noch Angst, dass es nach hinten verschoben wird. Ich frage mich, wo die drastische Änderung der Situation herkommen soll“, sagt er. Nach der zwischenzeitlichen Ankündigung der schleswig-holsteinischen Bildungsministerin Karin Prien, auf die Abschlussprüfungen ganz zu verzichten, habe es in den sozialen Medien heftige Diskussionen unter den Schülern und sogar Petitionsgruppen gegeben.

Der 17-Jährige aus Königswinter-Thomasberg hätte das nicht gut gefunden. Er hat schon Weihnachten einen Zeitplan aufgestellt, nach dem er sich für die erste große Prüfung seines Lebens fit macht. Demnach könnte das Abitur für ihn, wie ursprünglich geplant, auch schon direkt nach den Osterferien stattfinden. „In den drei Wochen, die jetzt ausgefallen sind, hätten wir noch zwei Wochen normalen Unterricht, zum Teil auch in unwichtigen Fächern, und die Mottowoche gehabt. Dadurch haben wir jetzt sogar mehr Zeit, uns aufs Abi vorzubereiten“, berichtet er. Er weiß aber auch von Mitschülern, die nach der Verschiebung erst mal einen Gang herausgenommen haben.

Video-Chats für kleinere Kurse

Während in einigen kleineren Kursen von den Lehrern Video-Chats angeboten würden, erhalte er seine Aufgaben in den Leistungskursen Deutsch und Englisch und in den beiden anderen Abi-Fächern Mathematik und Erdkunde per E-Mail. Als Problem habe sich dabei zum Beispiel in Mathe herausgestellt, dass sein Kurs die vorgeschriebenen Inhalte noch nicht komplett durchgenommen hatte, als vor zwei Wochen der Unterricht ausfiel. „Da war die Eigenverantwortung der Schüler besonders gefragt“, sagt er. Auch die Note seiner Vorabiklausur in Mathe erhielt er per E-Mail, die korrigierte Klausur fand er in seinem Briefkasten vor. „Da hätte ich mir natürlich eine persönliche Rücksprache mit dem Lehrer gewünscht.“

Ohne den täglichen Unterricht sei es für ihn total wichtig, den Tag selbst zu strukturieren. Maximilian Plück steht in der Regel um 8.30 Uhr auf, frühstückt und lernt dann in Intervallen – dreimal 25 Minuten mit jeweils fünf Minuten Pause. Danach gönnt er sich eine Pause von 30 Minuten. Sonntags mache er ganz frei. Insgesamt schreiben in diesem Jahr 1996 Schüler ihr Abitur im Rhein-Sieg-Kreis – 1636 an Gymnasien, 360 an Gesamtschulen. Am Erzbischöflichen Sankt-Joseph-Gymnasium in Rheinbach werden die angehenden Abiturienten ebenfalls via Internet unterrichtet. „Die Schüler erhalten von ihren Lehrern regelmäßig Aufgaben mit einer klaren Deadline“, sagt Berit Keiser, die für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Schule verantwortlich ist und selbst unterrichtet.

„Nicht jeder will sich ins Wohnzimmer gucken lassen“

Aus Lehrersicht mache dieses Verfahren sehr viel Arbeit, das Feedback von den Schülern sei aber sehr positiv, auch wenn sich einige über die Fülle der Aufgaben beschweren würden. Video-Chats, in der Regel bei ausgeschalteter Kamera („Nicht jeder will sich ins Wohnzimmer gucken lassen“), seien eine gute Vorbereitung. Sie habe aber gerade erst eine Gruppenarbeit mit Präsentation der Ergebnisse im Netz gemacht. „Das hatte einen Touch von Normalität und tat allen gut“, sagt sie.

Am Rhein-Sieg-Gymnasium in Sankt Augustin sei man nach der Schließung der Schulen in der glücklichen Lage, mit der Dalton-Pädagogik zu arbeiten, sagt der stellvertretende Schulleiter Christoph Spieß, auch wenn diese nur in den Jahrgangsstufen 5 bis 10 praktiziert werde. Ein Drittel der Unterrichtszeit arbeiten die Schüler dabei autonom in Freiarbeit. Zwei Tage vor dem Shutdown habe man zudem eine Testphase mit der App Sdui eingeläutet, die speziell für schulische Zwecke entwickelt wurde und eine Kommunikation mit dem einzelnen Schüler und im Klassenverband zulässt. „Auch mit den angehenden Abiturienten kommunizieren wir auf diese Weise“, so Spieß. Darüber hinaus werde die App Zoom für Videokonferenzen genutzt. Außerdem erhielten die Abiturienten per E-Mail Aufgabenpakete.

„Wir sind auch in der glücklichen Lage, dass wir vor dem Shutdown mit den Vorabiklausuren und dem Stoff durch waren“, berichtet Spieß. Für Maximilian Plück war sein letzter Schultag am 13. März sehr merkwürdig.  „Das wurde im Laufe des Freitags ja erst bekannt. Ich hätte mir einen anderen Abschluss meiner Schulzeit gewünscht. Auch viele andere hatten Probleme, mit der Situation klar zu kommen, dass es so plötzlich zu Ende war. Da waren schon einige sehr traurig“, sagt er. Jetzt hoffe man, die Mottowoche vielleicht nach den Osterferien doch noch nachholen zu können. Auch der Abiball, der in der Stadthalle Troisdorf stattfinden soll, könnte vielleicht verschoben werden.

Unklar ist ebenfalls, ob aus seinem Plan, im Herbst nach Mexiko zu gehen, um dort im Rahmen eines Freiwilligendienstes Kinder in Englisch zu unterrichten, noch etwas wird.

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