Rheinbach und Douaumont-Vaux Eine deutsch-französische Städte-Partnerschaft nimmt Fahrt auf

Rheinbach / Verdun · Die Stadt Rheinbach möchte die Kooperation mit Douaumont-Vaux bei Verdun rasch mit Leben füllen. Das Motto: „Partnerschaft für den Frieden“

Im Fort Douaumont, an der vom Rheinbacher Künstler Pater Ludwig gefertigten Bronzeskulptur „Der Abschied“, gedachte die Rheinbacher Delegation der Weltkriegstoten.

Im Fort Douaumont, an der vom Rheinbacher Künstler Pater Ludwig gefertigten Bronzeskulptur „Der Abschied“, gedachte die Rheinbacher Delegation der Weltkriegstoten.

Foto: Axel Vogel

Rasch mit Leben füllen möchte Rheinbach die vor drei Wochen geschlossene „Partnerschaft für den Frieden“ mit der lothringischen Gemeinde Douaumont-Vaux bei Verdun. Die Glasstadt ist die erste Kommune, die mit dem im Ersten Weltkrieg vollkommen zerstörten Orten eine Kooperation als besonderes Symbol der deutsch-französischen Freundschaft, der Verständigung und der Zusammenarbeit über den Gräbern von Verdun eingeht. Konkrete Ideen, wie sich bilateral kooperieren lässt, gibt es bereits.

Für kommenden Mittwoch lädt Bürgermeister Stefan Raetz ins Rathaus ein, um mit Teilnehmern der Delegation, die bei der Unterzeichnung der Partnerschaft in Frankreich mit dabei waren, und mit weiteren Akteuren über die Ausgestaltung der Kooperation zu sprechen. Raetz ist es wichtig, dass vor allem die Jugendlichen an der Partnerschaft für den Frieden teilhaben. „Wir haben etwas Historisches erreicht und wollen das jetzt mit der Jugend beleben“, sagte er dem General-Anzeiger. Sie seien „die besten Friedensbotschafter der nächsten Generation“.

Bereits im März das nächste Treffen

Schon im März soll es auf sportlichem Terrain zum nächsten Treffen kommen. Wie Stephanie Ewald, Französischlehrerin am Städtischen Gymnasium Rheinbach und Delegationsmitglied der Verdun-Reise vor drei Wochen, hat mit Armand Falque telefoniert und vom Bürgermeister der Gemeinde Douaumont-Vaux das Angebot erhalten, dass mindestens zehn Rheinbacher zum Volkslauf in Verdun am 29. März ihre Sportschuhe schnüren, um 15 oder 30 Kilometer mitzulaufen. Die verbindende Sprache des Sports hatten beide Seiten schon während eines Initialgesprächs in Verdun besprochen.

Die zweite Projektmöglichkeit ist Ewald zufolge biologischer Natur. Im ehemaligen Dorfgebiet um „Douaumond-Vaux steht eine Vielzahl an erkrankten, morschen Bäumen, die wegen Pilzbefalls gefällt werden sollen.“ Hintergrund: Da eine Vielzahl von Dörfern rund um Verdun während der Kampfhandlungen des Ersten Weltkriegs im Wortsinne dem Erdboden gleich gemacht worden sind, mussten die Dörfer nach Kriegsende nach und nach an anderer Stelle wieder aufgebaut werden. Wo früher beispielsweise die Häuser und Geschäfte des Ortes Vaux gewesen waren, ist heute ein Wald, der allerdings wegen der vielen Munition im Boden nur auf ausgewiesenen Wegen betreten werden darf.

Zu Beginn der Partnerschaft 50 Bäume zu pflanzen

„Unsere Idee wäre nun, alte Fruchtbaumarten aus Deutschland nach Verdun zu bringen und diese in einer Aktion mit Kindern anzupflanzen“, erklärt Ewald den mit Bürgermeister Falque besprochenen Vorschlag.  Im ersten Schritt sollten etwa 50 Bäume aus Rheinbach und Umgebung in der lothringischen Partnergemeinde gepflanzt werden und wachsen. Bäume zu pflanzen, würde zudem die Symbolik aufgreifen, die auch während der Unterzeichnung der „Partnerschaft für den Frieden“ bei den französischen Freunden großen Anklang fand.

Während des Festaktes durften Paula Dörflinger und Friederike Krancke, beide 13 Jahre alt und Schülerinnen des Städtischen Gymnasiums Rheinbach, ein Kunstwerk an Bürgermeister Armand Falque überreichen, das die Französischklassen der Jahrgangsstufe acht des Gymnasiums geschaffen hatten. Es handelte sich um einen Baum, an dem viele Papierblüten mit den Wünschen der Schüler hingen. „Somit würde unser toter ‚Symbolbaum des Friedens’ am Ende noch lebendig und würde wirklich Früchte tragen“, findet Ewald.

Etwa 100 Mal nach Lothringen gefahren

Im Herbst nächsten Jahres soll diese Aktion umgesetzt werden. Im Gegenzug könnte auch eine Art Hain mit Bäumen aus Frankreich in Rheinbach entstehen. Voraussetzung für beide Projekte ist allerdings, dass eine Möglichkeit der Finanzierung gefunden wird.

Voller Ideen und Anregungen zur Vertiefung der Partnerschaft ist auch der Rheinbacher Militärhistoriker Peter Baus, der als Dozent und Exkursionsleiter etwa hundertmal in Lothringen gewesen ist und Teil der Delegation war. Im ersten Schritt soll bei einem Vortragsabends unter dem Motto „Drei Tage bei Verdun“ mit vielen Bildern, Informationen und Berichten der Delegationsteilnehmer an die historischen Momente der Fahrt zur Unterzeichnung erinnert werden. So war Stefan Raetz der – nach Bundeskanzlerin Angela Merkel – erst der zweite Deutsche, der zum Gedenktag des Ende des Ersten Weltkriegs in Douaumont die Flamme vom Grab des unbekannten Soldaten vom Pariser Arc de Triomphe entzünden durfte.

Außerdem solle die Partnerschaft des Friedens dauerhaft etwa im Rathaus dokumentiert werden, schlägt Baus vor. Ebenso soll es Lehrer- und auch Sponsoren-Exkursionen nach Verdun geben, um Multiplikatoren, respektive Geldgeber zur Ausgestaltung der Kooperation zu finden. Als „wichtige Aktivität“ nennt Baus die Etablierung einer alljährlichen, möglichst kostenfreien zwei- bis viertägigen Exkursion nach Frankreich für Jugendliche ab 14 Jahren. Nicht zuletzt sollen Bürgerfahrten möglich gemacht werden.    

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