Flussbett der Swist Angelverein Vorgebirge hat den Bach gepachtet

SWISTTAL-HEIMERZHEIM · Ausgerüstet mit Wathose und Gummistiefeln steigt Hans Kemp in das Flussbett der Swist. Kemps Interesse gilt den Steinen, er dreht sie um. Zwar nicht jeden, wie das Sprichwort besagt. Aber das ist auch gar nicht nötig. Denn schon als er den ersten größeren Stein aus dem Wasser hebt und sich die Unterseite anschaut, ruft er begeistert: "Das hier ist toll! Da sind Larven. Die sind ein wichtiger Indikator für den Zustand des Gewässers." kümmert.

Und der wird "immer besser", hat Kemp über die Jahrzehnte festgestellt, in denen er jetzt schon in der Fischereigenossenschaft Swisttal aktiv ist. Kemp ist der Vorsitzende des Angelvereins Vorgebirge, der sich als Pächter auf insgesamt zehn Kilometern um die Pflege der Swist

Die dramatischen Folgen eines Arbeitsunfalls beim Abbau von Quarzsand im oberen Flusslauf vor einigen Jahren, bei dem ausgetretener Quarzsand auf fünf Kilometern Länge alle Fische in der Swist erstickt hatte, sind längst behoben. "Schwermetalle und organische Stoffe werden immer weniger. Das Gewässer wird immer sauberer", wie Kemp anhand der Larven zeigt. Ohne Larven keine Fische. Denn die Larven sind deren Nahrungs- und Lebensgrundlage. Mit der Verbesserung der Gewässerqualität kommt die Genossenschaft einem ihrer Ziele näher, wie Kemp sagt: "Wir beobachten die Population. Denn wir möchten, dass die Swist wieder zum Salmoniden-Gewässer wird mit Forellen und Lachsen, wie das vor 30 bis 50 Jahren war."

Welche Fischarten überhaupt in der Swist existieren, stellen die Genossenschaftler mittels elektrischen Abfischens fest. Das muss natürlich eigens genehmigt werden und darf nur von Fischern ausgeführt werden, die den entsprechenden einwöchigen Lehrgang und die Abschlussprüfung erfolgreich absolviert haben. Denn so ganz ungefährlich wäre die Methode ansonsten nicht, wenn die Fischer im Gewässer stehend mit 1000 Volt und bis zu zehn Ampere "angeln". Nach der Bestandsaufnahme der Arten werden die Fische natürlich wieder zurückgesetzt ins Gewässer.

Informationen über die Fischarten in der Swist ebenso wie über die Vögel geben die Genossenschaftler auf den Schautafeln, die sie in Lützermiel, dem ehemaligen Swistübergang an der heutigen Zufahrt zur Mülldeponie Miel, und in Heimerzheim an der Brücke Burg Heimerzheim aufgestellt haben. Zu den Vögeln zählen Wasseramsel, Reiher und Eisvogel, zu den Fischen Hecht, Bachforelle und Döbel. An den "dicksten" Fang erinnert sich Kemp noch gut: "Das waren zwei Hechte von 72 und 78 Zentimetern Länge. Der längste Döbel war rund 60 Zentimeter." Die Laichgebiete seien in der Regel in der Swist selbst, aber auch in zulaufenden Bächen. Von 1000 Eiern komme "mit Glück ein Fisch durch", schätzt Kemp.

Während die Pflegemaßnahmen im Uferbereich der Swist der Erftverband ausführt, bewirtschaften und betreuen die Fischereigenossenschaften das Gewässer. Der Genossenschaft Obere Swist obliegt der Flusslauf von der Landesgrenze Rheinland-Pfalz bis zum Zufluss in die Erft, erklärt Kemp: "Wir betreuen insgesamt eine Strecke von 16,5 Kilometern." Die Kollegen in Wachtberg sind zuständig für 1,5 Kilometer, Meckenheim für fünf Kilometer, Rheinbach ebenfalls für fünf Kilometer und Swisttal für zehn Kilometer. Die jüngsten der insgesamt neun Mitglieder sind elf und 13 Jahre, ihr Vater ist Gewässerwart.

Kemp selbst ist für einen 200 Meter langen Abschnitt zuständig. Die Aufgaben beschreibt er so: "Wir arbeiten unterhalb der Wasserkante. Dazu gehört auch die Beobachtung und Prüfung des Nahrungsangebotes." Das Rüstzeug zum Beispiel als "Gewässerwart" hat er ebenso wie seine Kollegen in einer Reihe von Lehrgängen erworben. Die Fischereirechte in der Swist haben die Genossenschaften.

Was aber nicht bedeutet, dass deren Mitglieder unbegrenzt Fische aus dem Flüsschen angeln dürfen. "Jeder darf pro Jahr nur fünf Kilo angeln", erklärt Kemp. Jeder Fang wird auf behördlichen Vordrucken dokumentiert mit Daten wie Art und Länge der Fische. Daran hält sich der Kormoran nicht.

"Ein Kormoran frisst pro Tag zwischen 250 und 350 Gramm Fisch. Wenn mehrere Kormorane einfliegen, ist das jeden Tag ein großer Schaden", sagt Kemp. Aber auch davon lassen sich die Genossenschaftler nicht entmutigen, das Ziel im Blick, die Swist wieder zu einem Salmoniden-Gewässer zu machen.

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