Bonner Landgericht Familien-Trio aus Swisttal wegen Hehlerei und Urkundenfälschung angeklagt

Bonn/Swisttal · Seit Mittwoch muss sich ein Familienvater mit zwei seiner Söhne aus Swisttal wegen Hehlerei und Urkundenfälschung vor dem Bonner Landgericht verantworten. Eigentlich hätte auch ein dritter Sohn angeklagt werden sollen, doch dieser soll nach Kasachstan ausgewandert sein.

Das Bonner Landgericht (Symbolfoto).

Foto: dpa/Daniel Naupold

Wenn es zutrifft, was die Anklage annimmt, dann hat eine Familie aus Swisttal ein ganz besonderes Familienunternehmen betrieben: Seit Mittwoch steht ein 47-jähriger Familienvater mit zwei seiner Söhne vor dem Bonner Landgericht. Wegen banden- und gewerbsmäßiger Hehlerei sowie Urkundenfälschung muss sich das Trio verantworten.

Eigentlich hätte am Mittwochnachmittag noch ein weiterer Sohn auf der Anklagebank sitzen sollen, dieser sei aber mittlerweile nach Kasachstan ausgewandert. Das Verfahren gegen einen vierten Sohn war von vorneherein abgetrennt worden, weil bereits vorab feststand, dass auch dieser Sprössling der Familie in das Geburtsland seiner Mutter ausgewandert war.

Mit falschen Identitäten sollen sie 38 hochwertige Fahrzeuge ausgestattet und verkauft haben

Insgesamt 38 hochwertige Fahrzeuge – vom Porsche 911 Carrera bis zu Toyota-SUVs – soll die Familie mit einer neuen Identität ausgestattet haben, um sie anschließend gewinnbringend zu verkaufen. Mit gefälschten Fahrzeugpapieren und unter Nutzung der Identität von erfundenen oder ahnungslosen Personen sollen die Angeklagten die Wagen im Rhein-Sieg-, Rhein-Erft- und im Kreis Euskirchen sowie in Salzburg angemeldet haben. Der Wert der Autos geht wohl in die Millionen, die Familie soll die Gewinnspanne aus ihren Geschäften unter anderem zur Finanzierung des gemeinsamen Hauses genutzt haben. Gut 125.000 Euro sollen nach dem Wunsch der Staatsanwaltschaft der Einziehung unterliegen, für einen Teil der Summe soll auch die Ehefrau des Hauptangeklagten und Mutter der gemeinsamen Söhne geradestehen.

Der Familienvater – so nimmt die Anklage an – soll führendes Mitglied einer Gruppe gewesen sein, die europaweit entwendete oder unterschlagene Fahrzeuge verkauft. Von vielen der Fahrzeuge sollen dabei sogenannte Doubletten angefertigt worden sein, um den problemlosen Verkauf der Wagen in Deutschland zu ermöglichen.

Folgendermaßen soll das System funktionieren: Quasi nach Auftragsbuch gestohlene oder auch bei Verleihfirmen unter Angabe falscher Daten gemietete aber nicht zurückgegebene Fahrzeuge sollen von Kurierfahrern zunächst nach Osteuropa gefahren worden sein. Dort wurden dann sowohl die physischen als auch elektronischen Fahrzeugidentifikationsnummern ausgetauscht. Diese finden sich bei modernen Fahrzeugen nicht nur an der Karosserie, sondern ist auch als Datensatz in Schlüssel und Bordrechner. Ausgetauscht werden die Nummern dann gegen solche von Fahrzeugen, die etwa in die USA exportiert worden sind.