Ortskernentwicklung Buschhovener Bürger befragen Bürger

SWISTTAL-BUSCHHOVEN · Buschhovener beteiligen sich an der Entwicklung des neuen Dorfkonzeptes für ihren Ort. Bürger befragen Bürger nach ihren Wünschen. Am 12. Juni gibt es einen Workshop.

Was wünschen sich die Buschhovener für ihre Lebensqualität? Oder anders gefragt: Was muss es in ihrem Dorf in der Zukunft geben, um den Ortskern lebendig zu erhalten und es den Buschhovenern zu ermöglichen, im besten Fall lebenslang im Ort und in ihrem gewohnten sozialen Umfeld bleiben zu können? Diese zentralen Zukunftsfragen können nur dann überzeugend und belastbar beantwortet werden, wenn die Bürger als Fachleute in eigener Sache beteiligt werden.

Ob Dienstleistungen, regionale Lebensmittel, Nachbarschaftshilfe oder Treffpunkte – die Bürger sollen in dem offenen Prozess mitbestimmen, welche Angebote nach dem Motto „Alles unter einem Dach“ in einem multifunktionalen Nahversorgungszentrum für Buschhoven entwickelt werden sollen. Als professionellen Begleiter des offenen Beteiligungsprozesses hat die Gemeinde Swisttal das Planungsbüro Dorv-Zentrum (Dienstleistung und Ortsnahe Rundum-Versorgung) aus Jülich beauftragt.

Als Ortskern werden in dem Prozess nicht nur der zentrale Tonius-platz definiert, sondern darüber hinaus die benachbarten Bereiche um den Burgweiher und die Alte Poststraße. Aber ohne die Eigentümer, die bereit sind, sich an Entwicklung und Veränderung in dem Bereich zu beteiligen, wäre nichts möglich. Nachdem es laut Bürgermeisterin Petra Kalkbrenner und Dorv-Geschäftsführer Heinz Frey im Vorfeld durchweg positive Signale von den Eigentümern gab, wurde jetzt der Beteiligungsprozess gestartet.

Dass die Buschhovener selbst auf jeden Fall bereit sind, sich einzubringen und sich zu engagieren, zeigte das enorm große Interesse an der Informationsveranstaltung: An die 200 Bürger waren in den Pfarrsaal der katholischen Kirchengemeinde gekommen. Für die Bürger besonders glaubwürdig: Dorv selbst ist ein bürgerschaftliches Projekt, das vor 15 Jahren aus eigener Betroffenheit im eigenen Ort entstanden und in der Zwischenzeit rund 40 Mal in Deutschland multipliziert worden sei, wie Dorv-Geschäftsführer Frey und der Leiter der Dorv-Regionalbüros, Christian Klems, erläuterten.

Angebote unter einem Dach bündeln

Wie sie ausführten, gehe es mit der Schaffung einer multifunktionalen Nahversorgung in einem schönen lebenswerten Ortskern nicht um Verdrängung, sondern darum, Partnerschaften zu schmieden mit den eingesessenen Geschäften und so das Angebot zu ergänzen. Als Basis dienen „fünf Grundsätze zum Erfolg“: Möglichst viele bis dahin als unvereinbar geltende Angebote unter einem Dach zu bündeln, ein passgenaues und an den Bedürfnissen der Bürger orientiertes Angebot als Grundversorgung zu schaffen, bestehende Strukturen zu stärken durch Einbindung von regionalen Anbietern, den Wettbewerbsvorteil von Qualität und Frische der Produkte aus räumlicher Nähe zu nutzen und schließlich auch neue Medien einzusetzen, um manche Wege in die Innenstadt oder die nächste Stadt überflüssig zu machen.

Dieses Modell sieht keinen Onlinehandel nach dem Muster der großen Plattformen für Internethandel vor, der andere Händler verdrängt. Vielmehr geht es laut Frey um eine „online basierte Abholstation“, wo zum Beispiel morgens ab sechs Uhr beim Brötchenholen das am Nachmittag zuvor beim örtlichen Buchhändler online bestellte Buch gleich mit abgeholt werden könne.

„Der Trick dahinter ist die Lieferung über Nacht“, sagte Dorv-Manager Klems. „Genau damit können wir ein Vollsortiment und mehr schaffen.“ Es gehe aber nicht allein um das reine Einkaufen, so Klems, sondern vielmehr auch darum einen sozialen Treffpunkt zu schaffen etwa mit einem Café.

Auf Moderationskarten hielten die Buschhovener ihre Wünsche und Ideen fest zu den Aspekten Lebensmittel, Dienstleistungen, Kulturangebot, Kommunikation und sozialmedizinische Versorgung. Einige Stichpunkte: Mehrzweckhalle oder ein Dorfhaus, ein Treffpunkt für Jugendliche und ein Treffpunkt für Senioren, kostenfreies Wlan in den Sportstätten, ein Bistro mit kleiner Speisekarte und Außenterrasse, Spielplatz oder Buddelecke als Treffpunkt für Kinder im Ortskern, ein Fahrradladen, ein mobiles Kino, eine Kulturscheune mit vielfältigen kulturellen Angeboten und Erhalt der vorhandenen historischen Gebäude.

Betreutes Wohnen, Tagespflege für Senioren und Übernachtungsmöglichkeiten für Fortbildungen im Behindertensport sollen die Angebote abrunden. Lebensmittel im Ortskern, Bio-Produkte, regionale Frischprodukte, Drogerie, Schuster und Metzger sowie eine bessere Anbindung und Taktung im Öffentlichen Nahverkehr sind weitere Wünsche.

Die Moderationskarten sind die Basis für den Workshop am Dienstag, 12. Juni, ab 18 Uhr, bei dem die Bürger selbst einen Fragebogen entwickeln „von Buschhovenern für Buschhovener“. Danach gehen Buschhovener persönlich von Haus zu Haus, um ihre Nachbarn in jedem Haus nach ihren Vorstellungen zu befragen.

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