Landwirt im Interview Christoph Stippler erläutert die verschiedenen Arten der Hühnerhaltung

Der Landwirt aus Swisttal-Dünstekoven hält Geflügel in Bodenhaltung im Stall und auf der offenen Wiese. Im Interview erklärt er die Unterschiede.

 Christoph Stippler inmitten seiner Hühner.

Christoph Stippler inmitten seiner Hühner.

Foto: Axel Vogel

Vor Ostern dreht sich vieles um das Ei und das Huhn. Und damit verbunden natürlich auch um die Haltung der Hühner. Der Landwirt Christoph Stippler aus Swisttal-Dünstekoven kennt sich damit aus. Er hält sowohl Hühner in Bodenhaltung im Stall als auch auf der offenen Wiese. Die Eier vermarktet er direkt im eigenen Hofladen, aber beliefert auch kleine Läden, Gaststätten und Küchen. Über den Unterschied beider Haltungsweisen sprach er mit Gerda Saxler-Schmidt.

Seit einiger Zeit steht auf einer Wiese am Ortseingang von Dünstekoven ein sehr individuelles Hühnermobil.

Christoph Stippler: Ja, das war ein alter Armeekofferwagen der Bundeswehr, den haben wir selbst umgebaut. Wir wollten kein vorgefertigtes Mobil. Aber der Wagen hat alles, was die Hühner brauchen: Nester, Sitzstangen, Futterautomat, Einstreu und Lüftung durch die Fenster.

Das sieht ja aus wie das reinste Idyll: Die Hühner genießen alle Freiheiten.

Stippler: Ja. Die Hühner können rein und raus, wie sie wollen, drin ihr Ei legen, draußen picken oder drin das Futter nehmen. Bei Regen bleiben sie von sich aus draußen und sitzen in einer geschützten Wind­ecke, bei Sonne dort im Schatten. Der Wagen wandert mit dem flexib­len Zaun über die Wiese. Wenn wir mehr brauchen, säen wir von Acker zu Acker neues Gras ein.

Wie schützen Sie die Hühner denn draußen zum Beispiel vor Füchsen?

Stippler: Der Zaun ist elektrifiziert, das hält ab. Bis jetzt hatten wir einen einzigen Riss, wahrscheinlich von einem Fuchs, nicht von einem Greifvogel. Der hätte wahrscheinlich auch keine Chance, denn die Hühner können sich mit ihren Schnäbeln ganz gut verteidigen.

Wollen Sie denn umstellen von Stall- auf Wiesenhaltung?

Stippler: Nein, komplett umstellen wollen wir nicht. Aber es ist nicht ausgeschlossen, dass wir den Zweig der Wiesenhaltung in Zukunft erweitern. Zurzeit haben wir auf dieser Wiese erst einmal 40 Hühner. Für uns ist das ein Versuch. Wir wollen damit testen und lernen. Es gibt für uns einige offene Fragen.

Welche sind das denn?

Stippler: Vor allem: Wo bleiben denn die Wiesenhühner, wenn die Hühnerpest bis zu uns kommen sollte? Die Tiere dann einfach in den Wagen zu sperren, kann nicht die Lösung sein. Denn der Wagen ist für die Hühner nur eine Schlafstätte. Da kann man die Tiere dann nicht einfach für längere Zeit einpferchen.

Sie halten ja schon seit vielen Jahren Hühner im Stall. Wie sieht dort die Haltung aus?

Stippler: Schon meine Eltern haben mit der Bodenhaltung im Stall angefangen. Jetzt haben wir zwischen 1500 und 1800 braune und weiße Hühner der Rasse Legehybride Lohmann, die im Alter von etwa 17 Wochen zu uns kommen. Wir könnten nach der Größe der Ställe auch mehr Tiere einsetzen, aber das wollen wir nicht. Wir haben festgestellt, dass es ruhiger ist, wenn es weniger Tiere sind.

Sie ziehen die Hühner also nicht selbst vom Küken an? Wieso haben Sie denn einen Hahn in der Herde?

Stippler: Den haben wir, weil wir festgestellt haben, dass die Herde ruhiger ist, wenn ein oder zwei Hähne dabei sind.

Die Hühner scheinen tatsächlich ganz gelassen, auch wenn wir in den Stall kommen.

Stippler: Ja, sie sind es gewohnt. Es ist ein kleiner Bestand quasi mit Familienanschluss. Wir gehen etwa drei Mal am Tag in den Stall und schauen nach dem Rechten. Wir kontrollieren die Stalltemperatur, die zwischen 19 und 20 Grad Celsius liegen soll, schauen, dass die Futterkette läuft mit Vollwert-Müsli aus dem Dosierautomaten, dass die Nippeltränken mit frischem Wasser versorgt sind. Zum Scharren und
Picken haben die Tiere Einstreu mit Holzspänen auf dem Boden, das ist staubfrei.

Wie sieht es denn mit dem Kot aus? Wird die Einstreu nicht dadurch verdreckt?

Stippler: Nein. Denn Tiere machen nicht in ihr Wohnzimmer. Hühner koten nachts sehr stark, wenn sie auf der Stange sitzen. Der Kot fällt auf ein Band und wird nach draußen transportiert.

Wo können die Hühner denn ihre Eier ablegen?

Stippler: Ihre Eier legen die Hühner tagsüber in geschützten und abgedunkelten Nestern. Die Eier rollen unten auf ein Band und werden hinaustransportiert. Wir haben sogenannte Kippboden-Nester. Die werden nachts senkrecht gekippt und sind dann für die Hühner nicht mehr zugänglich. Die Hühner sollen ja auf den Sitzstangen übernachten, eben weil sie nachts stark koten.

Apropos Eier: Jetzt zu Ostern brauchen Sie ja mehr Eier als sonst im Jahr. Wie decken Sie die höhere Nachfrage ab?

Stippler: Unsere Herde besteht aus vier Altersgruppen. Nach Ostern und in den Sommermonaten benötigen wir für die Vermarktung nur drei. Später fahren wir den Bestand wieder hoch, indem wir ältere Hühner länger halten, um die Nachfrage abzudecken. Denn es gilt immer: Zehn Hühner legen keine elf Eier.

Wenn Sie beide Haltungsarten vergleichen: Sind die Hühner auf der Wiese glücklicher als die im Stall?

Stippler: Nach meiner subjektiven Überzeugung geht es den Hühnern drinnen genauso gut wie denen draußen. Dennoch überlegen wir, wie wir den Umgang mit Tieren in Zukunft noch tiergerechter gestalten. Für kleine Betriebe wie den unseren müssen wir dabei auch die Wirtschaftlichkeit im Auge behalten. Denn größer werden oder eine Massentierhaltung wollen wir nicht. Wir wollen bei dieser Größe bleiben und dadurch unsere Freiheit und Unabhängigkeit behalten.

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