Rainer Mittmann Der Bürger-Polizist verabschiedet sich in den Ruhestand

SWISTTAL · Rainer Mittmann vertritt als Polizist, als Leiter des Bundespolizeiaus- und fortbildungszentrums in Heimerzheim, bis zum heutigen Tag, an dem er in den Ruhestand geht, den Staat.

 Zum Abschied in den Ruhestand wünschte sich Polizei-Direktor Rainer Mittmann (blaues Trikot) eine Radtour durch Swisttal, um auf das Rad als Verkehrsmittel hinzuweisen.

Zum Abschied in den Ruhestand wünschte sich Polizei-Direktor Rainer Mittmann (blaues Trikot) eine Radtour durch Swisttal, um auf das Rad als Verkehrsmittel hinzuweisen.

Foto: Roland Kohls

Er handelt im Auftrag des Grundgesetzes, "aber nicht von oben herab", wie er betont. "Wir sind Bundespolizei und Bürger-Polizei." Mittmann führt ein Stammpersonal von 300 Frauen und Männern, hinzu kommen 600 wechselnde Auszubildende.

Gestern verabschiedete sich der 60-Jährige mit einem Frühstück in der Kantine von seinen Kollegen. Von den Bürgern Swisttals hatte er sich zuvor bereits auf einer Radtour durch alle zehn Orte verabschiedet. Die 34 Kilometer, auf denen er von 70 Mitarbeitern sowie Vizebürgermeister Manfred Lütz, der Kreistagsabgeordneten Brigitte Donie und dem Heimerzheimer Ortsvorsteher Hermann Leuning begleitet wurde, schaffte er locker.

Denn Mittmann ist Triathlet, läuft morgens vor dem Dienst schon mal zehn Kilometer und steigt nach Dienstschluss oft aufs Rad. So will er sich in den nächsten Jahren einen Traum erfüllen: Auf Hawaii einen "kleinen" Triathlon bewältigen, und am Ziel soll seine Partnerin Walburga Schwenne ihm das Handtuch reichen.

Mittmann hat während seiner Dienstzeit in Heimerzheim seit 2008 stets Wert darauf gelegt, dass die Bundespolizei bei Veranstaltungen in Swisttal präsent ist und damit die Verwurzelung in der Gemeinde auch nach außen zeigt. Die Bundespolizei lud zu Tagen der offenen Tür und vereidigte neue Polizisten in der Burg Heimerzheim oder im Mieler Dorfsaal. "Wir wollen uns nicht abschotten", sagt Mittmann.

Der gebürtige Essener, der Kabarettist Herbert Knebel seit der Schulzeit kennt und schätzt, wird sich nun seinem Hausbau in Unna widmen: Dafür überreichten Annika Schulz, Michael Bernhardt und Dirk Loest im Namen der Mitarbeiter einen mit Geld gefüllten "Werkzeugkasten". So dankten sie auch einem Mann, der sich als Chef durch Menschlichkeit, Geradlinigkeit und trockenen Ruhrpott-Humor ausgezeichnet habe. Auf die "wertschätzende Führung gegenüber allen Mitarbeitern" habe er stets Wert gelegt, sagte Mittmann.

Und die Angewohnheit, "das zu sagen, was ich denke, hat mich bestimmt einen Stern gekostet". Offenheit ließ er auch bei seiner Abschiedsrede nicht vermissen: Es sei toll, wie "hoch engagiert" die Mitarbeiter seien, und das bei "sehr schlechten Rahmenbedingungen". Die bauliche Infrastruktur in der Dienststelle sei nämlich der einer "preußischen Strafanstalt im 18. Jahrhundert" nicht unähnlich.

Auf seinen Nachfolger, Polizeioberrat Carsten Westerkamp, der heute vorgestellt wird, warte also eine schwere Aufgabe. Mittmann beziffert den Investitionsbedarf für eine Kernsanierung der gesamten Dienststelle auf 38 Millionen Euro. Hinzu kämen zehn bis zwölf Millionen Euro für ein neues großes Ausbildungsgebäude. Den Standort in Heimerzheim sieht Mittmann "allerhöchst gesichert", denn er bediene die Ballungsräume Rhein-Ruhr und Rhein-Main.

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