Hochwasserkatastrophe Warum die Beseitigung der Flutschäden in Swisttal so lange dauert

Swisttal · Während der Flut stand das Wasser zwei Meter hoch in den Klassenräumen der Heimerzheimer Grundschule. 15 Monate danach hat die Sanierung noch nicht einmal begonnen. Dafür gibt es auch rechtliche Gründe.

Die Sanierung der Heimerzheimer Swistbachschule, die durch die Flutkatastrophe im vergangenen Jahr schwer beschädigt worden war, verzögert sich weiter.

Die Sanierung der Heimerzheimer Swistbachschule, die durch die Flutkatastrophe im vergangenen Jahr schwer beschädigt worden war, verzögert sich weiter.

Foto: Axel Vogel

Für Swisttals Bürgermeisterin Petra Kalkbrenner ist es die „Katastrophe nach der Katastrophe“. Sie meint die Tatsache, dass 15 Monate nach der Flut vom Juli 2021 noch immer nicht mit der Sanierung der direkt am Swistbach gelegenen Grundschule in Heimerzheim begonnen werden konnte. Und das hat seinen Grund im Vergaberecht des Landes Nordrhein-Westfalen.

Keller und Erdgeschoss der Schule, in dem das Wasser etwa zwei Meter hoch stand, wurden in den Tagen und Wochen nach Flut entrümpelt. Der feuchte Estrich und der Putz wurden abgeschlagen, die Räume mit Bautrocknern getrocknet, um Schimmelbildung zu verhindern. Seitdem ist nichts passiert. Der zunächst angepeilte Wiedereinzug von Schülern und Lehrern nach den Weihnachtsferien muss erneut verschoben werden. Auf unbestimmte Zeit. „Frustrierend“, sagt Kalkbrenner. Auch deshalb, weil die Verwaltung die doppelte und dreifache Arbeit ins Bemühen stecke, Firmen an Land zu holen. Bislang ohne Erfolg.

105 Sanierungsprojekte in Swisttal

Jörg Timmermann vom Planungsbüro Schumacher aus Wiehl ist der von der Gemeinde Swisttal beauftragte Projektmanager für den Wiederaufbau nach der Flut. Insgesamt betreut er 105 Projekte: Straßen, Brücken, Gräben, Gebäude. 74 Millionen Euro sind insgesamt für die Beseitigung der Flutschäden in Swisttal veranschlagt. Am Beispiel der Grundschule Heimerzheim erläutert Timmermann die Problematik.

Die Sanierung ist gemäß NRW-Vergaberecht in sieben Baulose aufgeteilt: Rohbauarbeiten, Innenputz, Fenster, Türen, Elektrotechnik, Isolierung und Heizung/Sanitäranlagen. Auf die Ausschreibung habe lediglich eine Firma regiert. Sie interessierte sich für den Einbau der Alu-Eingangstür. „So können wir aber nicht mit der Sanierung beginnen, wir müssen natürlich mit dem Innenputz starten“, sagt Timmermann. Die Firmen aus dem Köln/Bonner Raum seien mit Aufträgen aus dem Flutgebiet auf Monate hin ausgelastet, kleinere Aufträge lohnten sich für sie oft nicht.

Termin des Wiedereinzugs steht in den Sternen

Nach der erfolglosen Ausschreibung startete die Timmermann die sogenannte Markterkundung. Das heißt, er wurde selbst aktiv und trat mit etlichen Firmen in Kontakt. Das seien für die Grundschule etwa 40 bis 50 Firmen pro Baulos gewesen. Von denen hätten einige signalisiert, eventuell ein Angebot zu schicken. Andere hätten unverhältnismäßig hohe Preise aufgerufen. Auch Gespräche mit der Handwerkskammer hätten noch keinen Erfolg gebracht.

Unterm Strich: Es steht immer noch nicht fest, wann mit der Sanierung begonnen werden kann. So lange werden die Grundschüler in den Containern auf dem Gelände der Gesamtschule unterrichtet. Diese Container werden aber auch dringend von der Gesamtschule benötigt.

Die Bürgermeisterin will nun das Gespräch mit dem NRW-Bauministerium suchen mit dem Ziel, eine Ausnahme im Vergaberecht zu erwirken. Kalkbrenner: „Wenn wir einen Generalunternehmer für die ganze Schule beauftragen könnten, ginge es schneller voran. Das wäre auch für den Unternehmer attraktiv. Das aktuelle Vergaberecht erlaubt uns nämlich nicht, einen Generalunternehmer zu beauftragen.“

Odendorfer Fußballplatz ist gereinigt

Die Baugenehmigung für den Neubau der Heimerzheimer Feuerwache an gleicher Stelle ist vom Kreis mündlich zugesagt. Für den Bau der Fahrzeughalle brachte die Ausschreibung kein Angebot, wohl aber für den Bau der Sozialräume. Auch will die Gemeinde 36 Kilometer Fließgewässer (Gräben, keine Bäche) dahingehend untersuchen lassen, ob sie noch ausreichend dimensioniert sind oder vertieft oder verbreitert werden müssen.

Für die Reinigung des Odendorfer Kunstrasenplatzes waren acht Reinigungsgänge notwendig, aber porentief rein ist er immer noch nicht. Zu tief war der Flutschlamm eingedrungen. Die Turnhalle Odendorf muss abgerissen werden. Der Gemeinde schwebt nun vor, auf deren Fundament bis zur Fertigstellung des Neubaus eine provisorische Leichtbauhalle zu errichten. Denn der Schulsport in den Dorfsälen Odendorf und Morenhoven sei nur eine Notlösung.

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