Erinnerung an die Flut Metallplatten symbolisieren Chaos und Zerstörung

Swisttal · Ein Denkmal soll an die Flut vom Juli 2021 in Swisttal und an deren Opfer erinnern. Der Künstler Jürgen Brockerhoff hat es geschaffen.

Erinnerung an die Flut: (v.l.) Klaus Grewe (Jury), der Künstler Jürgen Brockerhoff, Bürgermeisterin Petra Kalkbrenner, Lisa Killian (Kunstverein Swisttal), Dr. Carl Körner und Sybille Prochnow Penedo (Jury).

Erinnerung an die Flut: (v.l.) Klaus Grewe (Jury), der Künstler Jürgen Brockerhoff, Bürgermeisterin Petra Kalkbrenner, Lisa Killian (Kunstverein Swisttal), Dr. Carl Körner und Sybille Prochnow Penedo (Jury).

Foto: Gemeinde Swisttal

„Einblicke Durchblicke“ heißt das Werk, das derzeit nur als Modell existiert. Es wird aus sieben ineinander verzahnten Metallplatten bestehen, die jeweils zwei mal drei Meter messen. Die gesamte Skulptur wird etwa 4,50 Meter hoch sein und vier Tonnen wiegen. Sie soll an die Flut erinnern, die Swisttal am 14./15. Juli 2021 heimsuchte. Und natürlich an deren Opfer. Wo sie aufgestellt wird, ist noch nicht klar.

Der Künstler Jürgen Brockerhoff aus Mettmann hat das Werk konzipiert. Er wird es in seinem Atelier konstruieren und dann nach Swisttal bringen lassen, wo es an einem noch nicht bestimmten Ort mit Hilfe eines Krans aufgestellt und fest im Boden verankert wird. Brockerhoff ist aus dem Wettbewerb für ein Flutdenkmal, den die Gemeinde Swisttal ausgerufen hatte, als Sieger hervorgegangen. Den zweiten Platz vergab die Jury an Joachim Röderer und sein Werk „Wave“. Den dritten Platz erreichte die Rheinbacher Künstlerin Annegret Goebels mit ihrer Skulptur „Figuren auf Sockel“. Das Werk stellt ein mit Flutschlamm bedecktes Paar dar.

Inspiration auf Mallorca

Brockerhoff, der viele Freunde in Swisttal hat und sich von ihnen von der Flut berichten ließ, holte sich seine Inspiration auf Mallorca. Dort entdeckte er vor einiger Zeit kleine Metallplatten am Wegesrand, die rechteckige Löcher, ähnlich Fenstern und Türen, aufwiesen. Aus diesen blattartigen Gebilden konstruierte er eine ein mal zwei Meter umfassende Skulptur. Als er dann von der Ausschreibung für ein Flutdenkmal in Swisttal erfuhr, war ihm sofort klar, dass er dieses erste Modell weiterentwickeln würde. So entstand zunächst im Modell ein Konstrukt, das das Chaos, die Unordnung, die Zerstörung durch die Flut symbolisiert. Der Betrachter kann in dem abstrakten Werk etwa ein zerstörtes Haus sehen.

Zum Gedenken an die Flutkatastrophe am 14. und 15. Juli 2021 hatte die Gemeinde den Arbeitskreis „Jahrestag Flutkatastrophe“ gegründet. Er besteht aus Vertretern jeder im Rat der Gemeinde Swisttal vertretenen Fraktionen sowie der Bürgermeisterin. Dieser Arbeitskreis hatte zu dem Wettbewerb aufgerufen. 15 Entwürfe von Künstlerinnen und Künstlern zur Errichtung eines Denkmals wurden eingereicht. Sie wurden im Flur des Rathauses ausgestellt. Es handelte sich um einen zweistufigen Wettbewerb. In einer ersten Stufe hatte die Bürgerschaft die Möglichkeit, ihre Favoriten zu wählen.

Erinnerung und Mahnung zugleich

In der zweiten Stufe hat der Arbeitskreis eine fünfköpfige Kommission, bestehend aus Vertretern der lokalen Kunst- und Kulturszene, einberufen. Die Entscheidung für das Werk von Brockerhoff begründet die Kommission wie folgt: „Das zukünftige Denkmal stellt einen Bezug zu dem katastrophalen Ereignis in seinen starken Auswirkungen der Zerstörung dar: Häuser sind an Brücken durch die Kraft und Gewalt des Wassers zerschellt. Es soll bei dem Betrachter das Verständnis für die Gewaltigkeit der menschengemachten Klimakatastrophen wecken und die Menschen mahnen, was bisher zum nachhaltigen Schutz vor solchen Katastrophen versäumt wurde.“ Aufgrund seiner Größe wird das Denkmal gewaltig auf den Betrachter wirken. Insbesondere dadurch, dass das Denkmal begehbar sein wird und somit der Betrachter ein Teil des Denkmal wird.

Bei einem Graffiti-Workshop haben auch Schüler der Gesamtschule Swisttal die sie belastenden Ereignisse wie die Corona-Pandemie, aber auch die Ereignisse der Flutkatastrophe verarbeitet. Hierbei wurden zerstörte Häuser in einer ähnlichen Form wie das zukünftige Denkmal dargestellt. Das zukünftige Denkmal wird somit auch die junge Generation ansprechen.

Aus Gründen der Unfallverhütung und der zu erwartenden Größe des Denkmals kann es auf Anraten einer Landschaftsplanerin entgegen bisheriger Planungen nicht auf dem zukünftigen Mehrgenerationenplatz an der B56 zwischen Ludendorf und Essig errichtet werden. Zum endgültigen Aufstellungsort werden derzeit Gespräche mit den Grundstückseigentümern geführt. Ins Auge gefasst hat die Gemeinde einen Standort in Miel und einen zwischen Odendorf und Essig.

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