20 Jahre Ökumenische Hospizgruppe „Mehr männliche Begleiter wären schön“

Swisttal · Menschen am Ende ihres Lebens begleiten - diese nicht einfache Aufgabe übernehmen Hospizdienste wie die Ökumenische Hospizgruppe Rheinbach-Meckenheim-Swisttal. Zum 20-jährigen Jubiläum erzählen Ehrenamtler über ihre Tätigkeit - und warum mehr männliche Begleiter wichtig wären.

 Andrea Kleinfeld, Kurt Surges, Monika Matern, Manfred Engler und Claudia Wilmers (v.l.n.r) gehören zum Vorstand der Ökumenischen Hospizgruppe.

Andrea Kleinfeld, Kurt Surges, Monika Matern, Manfred Engler und Claudia Wilmers (v.l.n.r) gehören zum Vorstand der Ökumenischen Hospizgruppe.

Foto: Stephan Faber

Es begann mit einem Treffen: Im Oktober 1997 fand sich auf Initiative von Pfarrer Dr. Eberhard Kenntner in der evangelischen Kirchengemeinde Rheinbach eine Gruppe von Ehrenamtlern mit unterschiedlichen Konfessionen zusammen, um eine ambulante Sterbebegleitung ins Leben zu rufen. Fünf Jahre später, im Juni 2002, wurde aus der stetig wachsenden Ökumenische Hospizgruppe Rheinbach-Meckenheim-Swisttal ein Verein – der nun bereits seinen 20. Geburtstag feiert.

Geplant sind dazu gleich drei Veranstaltungen. Den Auftakt machte ein Gottesdienst mit der frisch gekürten Superintendentin Claudia Müller-Bück in der Heimerzheimer Maria-Magdalena Kirche. Unter dem Motto „Den Tagen mehr Leben geben“ stellten die Mitglieder des Vereins dort in einem kleinen Rollenspiel eindrucksvoll dar, was ihnen bei ihrer Arbeit am Herzen liegt.

100 Stunden Ausbildung vor dem ersten Einsatz

Gründungsmitglied Kurt Surges nahm die Gäste außerdem mit auf einen kleinen Rundgang durch die in mehreren Räumen aufgeteilte Informationsausstellung. Die zeigte die vielfältigen Themenbereiche rund um Tod und Sterben. Während ein Kurzfilm, der in Kooperation mit Schülerinnen und Schülern der Glasfachschule in Rheinbach entstanden ist, einen kleinen Einblick in die Arbeit der Sterbe- und Trauerbegleitung gab, standen auch aktive Mitglieder des Vereins für weitere Gespräche bereit. So erzählte Bettina Muermann, die seit rund zehn Jahren in der Hospizgruppe tätig ist, was vor der Hospizarbeit kommt. „Bevor wir mit der Lebensendbegleitung beginnen, wurden wir vom Verein in 100 Stunde über ein Jahr lang darauf vorbereitet und ausgebildet“, so die rüstige Rentnerin. Und auch während der Begleitung stehe ein Netzwerk aus Medizinern und Seelsorgern für eine regelmäßige Supervision und Fortbildung bereit.

Eine Begleitung dauert im Schnitt ein bis drei Jahre

Die Koordination der Fälle übernimmt dabei unter anderem Claudia Wilmers, die nach einem Erstgespräch aus aktuell 60 Begleiterinnen und Begleitern auswählen kann. „Grundsätzlich gilt die Devise: Ein Fall – eine Begleitung, denn mehr können wir unseren Kräften nicht zumuten“, erklärt sie. Sprich jeder Ehrenamtliche hat immer nur einen Fall auf einmal, den er im Schnitt ein bis drei Jahre lang begleitet. Die Arbeit des ambulanten Hospizdienstes kann dabei ganz unterschiedlich aussehen. Oder wie Muermann es sagt: „Jede Begleitung ist anders.“ Manchmal sitzt sie einfach an einem Bett, mit einem Ehepaar sei sie aber auch schon ins Schwimmbad gefahren. Zeit schenken und da sei, so sieht der Verein seine Aufgabe. Wobei Wilmers noch gleich einen Wunsch für die Zukunft nennt: „Mehr männliche Begleiter wären schön, denn manchmal sind gerade auch Gespräche unter Männern für unsere Schwerkranken und Sterbenden wichtig.“

In Schulen über Trauer und Verlust sprechen

Um auch jüngere Menschen frühzeitig an das Thema heranzuführen, besuchen die Koordinatorinnen der Hospizgruppe zudem regelmäßig die Schulen in Rheinbach, Meckenheim und Swisttal. „In einer Doppelstunde reden wir über Trauer und Verlust. Dabei fällt auf, dass diese Gefühle schon sehr präsent sind durch persönliche Erlebnisse bei den Schülerinnen und Schülern“, so Wilmers Erfahrung. Monika Matern, Kommunikationsbeauftragte des Vereins, sieht vor allem beim Bekanntmachen der Angebote wie Gesprächs-Cafés oder „Letzter Hilfe“ noch deutlich Luft nach oben: „Ich bekomme oft zu hören: Wenn wir das gewusst hätten, dass es jetzt so etwas gibt.“ Auch dazu solllen die Jubiläumsveranstaltungen beitragen.

Weitergefeiert wird am Sonntag, 12. Juni, im Rheinbacher Freizeitpark am Café Parkplätzchen mit musikalischer Unterstützung vom „Kölsche Swing Trio“ und Bernd Schumacher. Schlusspunkt der Feierlichkeiten ist am 18. September in der Aula der Meckenheimer Realschule ein Konzert der „Hot Jazz Boys“. Weitere Informationen zu den Feiern und zum Verein stehen auf www.hospiz-voreifel.de.

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