Infoveranstaltung zu Flüchtlingen in Odendorf Dorfhäuser und Turnhallen sind tabu – zunächst

SWISTTAL-ODENDORF · 120 Bürger informieren sich im Odendorfer Dorfhaus über die Flüchtlingssituation in Swisttal.

 Am Mikrofon: Bürgermeisterin Petra Kalkbrenner beantwortet die Fragen der Zuhörer. FOTO: AXEL VOGEL

Am Mikrofon: Bürgermeisterin Petra Kalkbrenner beantwortet die Fragen der Zuhörer. FOTO: AXEL VOGEL

Foto: Axel Vogel

„Bis zum 4. April wird das Dorfhaus Odendorf nicht für die Unterbringung von Flüchtlingen genutzt. Aber für das komplette Jahr 2016 können wir keine Garantie geben.“ Für die rund 120 Interessierten, die zur Informationsveranstaltung über die Flüchtlingssituation ins Dorfhaus Odendorf gekommen waren, konnte Bürgermeisterin Petra Kalkbrenner nicht konkreter werden, sie betonte aber: „Das Dorfleben ist wichtig und braucht Raum, in dem es stattfinden kann.“

Deshalb habe der Rat einstimmig beschlossen, die Dorfhäuser und Turnhallen erst als letzte Möglichkeit zu nutzen, dann in der Reihenfolge Straßfeld, Morenhoven und Odendorf. Gemeinsam mit Fachgebietsleiterin Silke Adamek und Pressesprecher Bernd Kreuer, dem Bezirkspolizeibeamten Stefan Arth und Vertretern der Flüchtlingshilfe stellte sie sich den Fragen, informierte über die aktuelle Situation und künftige Szenarien.

Rund 350 Flüchtlinge und Asylbewerber mit 31 Nationalitäten seien zurzeit in Swisttal untergebracht, so die Bürgermeisterin, darunter rund 200 alleinstehende Personen und rund 80 Kinder. Aktuelle Verteilung auf die Ortschaften: 47 in Buschhoven im Sportlerheim und in mehreren angemieteten Wohnungen, 133 in Heimerzheim, 44 in Ludendorf, 20 in Morenhoven, 99 in Odendorf, zwei in Ollheim, bisher keine in Straßfeld, Essig und Dünstekoven.

Wenn es auch aktuell eine Atempause gebe, sei auch künftig mit weiteren Zuweisungen zu rechnen, wie im letzten Jahr bis zu 20 Personen in der Woche. Die Prognose liege weiter bei rund fünf Prozent der Bevölkerung.

Als erfreulich bezeichnete die Bürgermeisterin die Angebote von Mietwohnungen vom freien Markt. Zurzeit seien rund 40 zu marktüblichen Preisen angemietet, laufend kämen weitere Angebote hinzu. In diesem Jahr sollen zwei neue Übergangsheime gebaut werden, eins in Buschhoven Am Fienacker und eins in Odendorf für rund 90 Personen am Bahnhof bei den bestehenden Übergangsheimen zur späteren Nutzung als Studentenwohnheim. Für ein 2017 geplantes Übergangsheim sei noch kein konkreter Standort ermittelt. Als mobile Lösungen sollen am Rathaus in Ludendorf (24 Personen), in Dünstekoven hinter der Alten Schule und in Straßfeld am Dorfhaus jeweils Container errichtet werden. In Heimerzheim gebe es zurzeit zwei Vorbereitungsklassen, eine Integrationsklasse werde gebildet und die Kitas nehmen Flüchtlingskinder auf.

Auf Nachfragen von Bürgern erklärte die Bürgermeisterin, dass es in Swisttal keine Steuererhöhungen wegen der Kosten für die Flüchtlingsunterbringung geben werde. Ein kontinuierlicher Steueranstieg sei bereits 2013 beschlossen worden innerhalb des Haushaltssicherungskonzepts mit Ziel Haushaltsausgleich 2023. Odendorfer, die in Bahnhofsnähe wohnen, beklagten Beschädigungen ihrer Hauswand durch eine aus Richtung Übergangsheim abgeschossene Silvesterrakete.

Dies klärten die Bürgermeisterin und der Bezirkspolizeibeamte Arth im Einzelgespräch nach der Versammlung. Allgemein betonte Arth, dass es – abgesehen von teils handgreiflichen Auseinandersetzungen untereinander – keine Probleme mit Asylbewerbern und Flüchtlingen gebe. „Weder eine Zunahme von Ladendiebstählen noch von Straßenkriminalität“, so Arth. Auch an Karneval hätten sich alle „gut benommen“.

Zur Sicherheitsfrage sagte die Bürgermeisterin, dass die Übergangsheime regelmäßig von Sicherheitsdiensten angefahren würden. Wenn der Gemeinde angezeigt würde, dass es problematisch werde, würde umgehend mehr Sicherheitspersonal eingesetzt. Michael Gadow informierte über das Netzwerk LEO, das in den Ortschaften Ludendorf, Essig und Odendorf die Hilfen rund um die Flüchtlingsbetreuung zusammenführt, sowie über den neugegründeten „Förderverein Flüchtlingshilfe Swisttal“.

Thomas Kühler von der Katholischen Jugendagentur KJA lud die Odendorfer zur Begegnungsstätte im Bonhoeffer-Haus ein. Öffnungszeiten: Mittwoch und Samstag jeweils 16 bis 19 Uhr. Seit Januar ist für jedermann die Kleiderstube Orbachstraße 15 wieder eröffnet, so Brigitte Haselwanter, Öffnungszeiten sind mittwochs von 9 bis 12 und freitags von 14 bis 18 Uhr. Dann werden auch Spenden von Kleidung, Haushaltsgegenständen und ähnlichem entgegengenommen.

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