Im Park der Burg Heimerzheim Ein Friedwald für Swisttal

SWISTTAL-HEIMERZHEIM · Im Park der Burg Heimerzheim könnte demnächst ein Friedwald entstehen. Bei dieser Bestattungsform wird die Asche Verstorbener an einem Baum beigesetzt. Dazu muss das entsprechende Waldgebiet jedoch als Friedhof ausgewiesen und für 99 Jahre gewidmet werden.

Der Swisttaler Haupt-, Finanz- und Beschwerdeausschuss hat am Dienstagabend bei zwei Enthaltungen der SPD den Bürgermeister beauftragt, entsprechende Kooperationsvereinbarungen mit der Verwaltung Freiherr von Boeselager als Waldeigentümerin sowie mit der Firma Friedwald als Betreiberin zu entwerfen und dem Gremium vorzulegen. Zudem soll der Bürgermeister beim Rhein-Sieg-Kreis prüfen lassen, ob Bestattungen auf dem betreffenden Gelände zulässig sind.

"Ein Friedwald richtet sich an Menschen, die sich bewusst für etwas anderes entscheiden. Es geht um einen Beisetzungsort, der naturnah ist. Es gibt keine Grabsteine in Reih und Glied", erklärte Stephan Martini von der Friedwald GmbH. Das Unternehmen hatte 2001 den ersten Friedwald überhaupt in Deutschland eröffnet und betreibt heute 44 Standorte in Deutschland sowie einen in Österreich.

Für den Friedwald im Park der Burg Heimerzheim ist eine Fläche von mehr als 31 Hektar vorgesehen, etwa 50 Prozent davon sind Wald, die andere Hälfte ist freie Fläche. Allerdings könnte ein Teil davon aufgeforstet werden, um auch jüngere oder selbst gepflanzte Bäume anbieten zu können. "Der Park-Charakter soll aber erhalten bleiben", so Martini.

Damit der Park überhaupt genutzt werden kann, müsste zuvor der Wald hergerichtet werden. "Das ist mein Part", sagte Eigentümer Antonius von Boeselager im Gespräch mit dem GA. "Ich wäre für die Verkehrssicherung zuständig. Alle Bäume müssten gesund geschnitten, alle Wege in Ordnung gebracht und Bänke aufgestellt werden", sagte von Boeselager, der zudem Personal für die Beerdigungen, die Parkpflege und für Führungen einstellen müsste. "Noch ist der Park in einem schlechten Zustand.

Um ihn in seiner ursprünglichen Form zu erhalten, brauche ich einen Gegenwert", erklärte er einen seiner Beweggründe. Von Boeselager hat bereits ein Gutachten in Auftrag gegeben, das klären soll, welche Auswirkungen ein Friedwald auf die Natur hätte. Dass ein Friedwald nahe der Burg Heimerzheim ein Alleinstellungsmerkmal in der Region wäre, davon ist Martini überzeugt: "Burg und Park als besondere Kulisse, das ist eine schöne Konstellation.

"Er schätzt, dass als Einzugsgebiet ein Bereich aus dem linksrheinischen Kreis, dem südlichen Rhein-Erft-Kreis und von Köln bis zur Grenze nach Rheinland-Pfalz infrage kommt. "Dort leben mehr als eine Million Menschen." Bedenken, dass die Nutzung der Burg für Feiern oder der Radweg an der Swist zu Konflikten führen könnten, zerstreut Martini: "Unsere Erfahrungen zeigen, dass das kein Problem sein wird."

Zuvor hatte Bürgermeister Eckhard Maack begründet, warum es für einen Friedwald in gemeindeeigenem Forst keine geeigneten Areale gebe. Die SPD hatte im Vorfeld moniert, dass dafür bislang keine nachprüfbaren Fakten vorlägen. In dem jetzigen Konzept würde die Gemeinde aber als Trägerkommune drei Prozent der Netto-Umsätze erhalten: "etwa 10.000 Euro pro Jahr", so Martini.

Friedwald

In einem Friedwald wird die Asche Verstorbener in einer biologisch abbaubaren Urne an einem Baum beigesetzt. Das Grab befindet sich in rund zwei bis drei Metern Abstand zu dem Baum, die Urne wird mit etwa 50 Zentimetern Erde bedeckt. Im Friedwald stehen etwa 100 Bäume pro Hektar, um einen Baum herum gibt es zehn Grabplätze.

Die Friedwald GmbH schätzt, dass im Park der Burg Heimerzheim etwa 100 bis 120 Beisetzungen pro Jahr stattfinden würden. Die günstigste Ruhestätte an einem Gemeinschaftsbaum kostet 770 Euro für eine Dauer von bis zu 99 Jahren, die Beisetzung noch einmal 225 Euro.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort