260 Tage nach der Flutkatastrophe Traditionsgaststätte „Büb“ in Odendorf wieder offen

Swisttal-Odendorf · 260 Tage nach der Flutkatastrophe hat Inhaberin Tina Kurth die rundum sanierte Traditionsgaststätte wiedereröffnet. Jetzt heißt es in Odendorf wieder wie seit Jahrzehnten: „Isch jonn ens jraad bei de Büb“.

 Mit einem Ständchen des Tambourcorps feiern die Odendorfer, angeführt von Ortsvorsteher Jürgen Bröhl (mit Blumen), mit Gastwirtin Tina Kurth (Mitte) 260 Tage nach der Flut die Wiedereröffnung „Beim Büb“.

Mit einem Ständchen des Tambourcorps feiern die Odendorfer, angeführt von Ortsvorsteher Jürgen Bröhl (mit Blumen), mit Gastwirtin Tina Kurth (Mitte) 260 Tage nach der Flut die Wiedereröffnung „Beim Büb“.

Foto: Gerda Saxler-Schmidt

260 Tage nach der Flutkatastrophe hat Odendorf seinen „Büb“ zurück. Nahezu das ganze Dorf war auf den Beinen, um mit Gastgeberin Tina Kurth, ihrer Familie und ihrem Team die Wiedereröffnung der Traditionsgaststätte in der Odinstraße zu feiern. Jetzt heißt es in Odendorf wieder wie seit Jahrzehnten: „Isch jonn ens jraad bei de Büb“. Oder manchmal auch: „Loss me ens jraad bei et Tina jonn.“

Denn Tina Kurth führt seit 2002 die Kultkneipe in der Nachfolge ihres Großvaters Josef „Büb“ Schäfer, dem die Gaststätte ihren Namen verdankt. „Wir haben endlich unser Wohnzimmer wieder“, sprach Ortsvorsteher Jürgen Bröhl als einer der ersten Gratulanten den Odendorfern und Swisttalern aus dem Herzen. Natürlich kommt „der alte Büb“ nach der durch die Flut erzwungenen Komplettsanierung „moderner“ daher.

Saniert und leicht modernisiert, aber dennoch unverkennbar

Aber es ist nach wie vor eine Kneipe, wie Gastwirtin Tina Kurth betont: „Die große Theke ist zwar eine andere als vorher. Aber alle stehen wieder um sie herum. Also: Kneipe.“ Die Aufteilung ist immer noch die gleiche: Gastraum mit großer Theke, offene Sitzkojen in der Raummitte und an der gegenüberliegenden Wand, daran anschließend der bei Bedarf für Gesellschaften abtrennbare erste Gastraum, der zweite Gastraum hinten zum Garten. Am Vortag hatte es eine Art Pre-Opening gegeben. „Es ist ja vieles anders, Theke und Küche haben einen anderen Aufbau. Da war es uns sicherer, erst einmal die Abläufe zu üben“, sagt die 43-jährige Gastwirtin. Dabei waren natürlich die Familie, darunter die 90-jährige Oma Leni Schäfer und die Eltern Hansi und Regina Kurth. Und die vielen Unterstützer, die „uns alle seit dem 14. Juli mitgenommen haben, bei denen wir übernachtet haben, die uns getragen und unterstützt, die mit uns zusammengehalten haben.“

Der „alte Büb“ war in der Flut vom 14./15. Juli 2021 wortwörtlich komplett untergegangen. Gerettet werden konnten nur ein paar Bilder, die höher als 1,60 Meter hingen. „Ein Pferde-Kupferstich, eine Uhr und ein Bachus. Nicht unbedingt schön. Aber ich habe sie wieder aufgehängt. Die gehören dazu“, sagt Tina Kurth. Den „Abriss“ der zerstörten Gaststätte bewerkstelligte die Familie selbst, mit Unterstützung durch viele freiwillige Helferinnen und Helfer. Den Wiederaufbau übernahmen Fachfirmen. „Aber wenn mein Vater Hansi nicht jeden Tag auf der Baustelle gewesen wäre, wären wir heute noch nicht fertig“, ist Tina Kurth sicher. Auf den Tag der Eröffnung hat sie hin gefiebert: „Jetzt ist endlich wieder so ein Stück Alltag und ein Stück Freiheit. Jetzt geht es wieder los mit dem, was Spaß macht.“

In Zukunft gibt es zwei Ruhetage

Dankbar ist sie in der Rückschau aber auch für die Zeit nach der Katastrophe: „Die Flut hat uns gelehrt, dass es auch andere wichtige Dinge im Leben gibt.“ Dabei denkt die Mutter dreier Kinder an einen Satz, den ein Kind aus ihrer Familie gesagt hatte: „Wenn der viele Regen nicht gewesen wäre, war der Sommer doch eigentlich schön. Wir waren immer alle zusammen.“ Dies treffe es auch für sie selbst sehr genau. In Zukunft will sie sich mehr Zeit für diese „anderen wichtigen Dinge im Leben“ nehmen.

Deshalb wird der „Büb“ in Zukunft zwei Ruhetage in der Woche haben, Montag und Dienstag. An den anderen Tagen gilt: Ab 17 Uhr hat das Dorf „beim Büb“ wieder seinen Treffpunkt und sein Kommunikationszentrum. Jeden Donnerstag gibt es ab 17.30 Uhr frische Reibekuchen – „jedenfalls so lange wir Öl haben“, wie Gastgeberin Kurth mit Verweis auf die aktuelle Verknappung sagt. Und ansonsten gilt: Jede und jeder kann wieder das bestellen, „was sie oder er schon immer bestellt hat.“

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