Flutschäden in der Landwirtschaft Landwirte im Linksrheinischen bangen um ihre Erträge

Meckenheim/Swisttal · Felder unter Wasser, ertrunkene Pflanzen, zerstörte Hofläden: Dennoch fällt die Unwetter-Bilanz bei den Landwirten im Linksrheinischen sehr unterschiedlich aus. Dafür gibt es bestimmte Gründe.

 Claudia Bohnen-Heinrich und Jürgen Heinrich zeigen, wie hoch das Wasser in ihrem Hofladen gestanden hatte.

Claudia Bohnen-Heinrich und Jürgen Heinrich zeigen, wie hoch das Wasser in ihrem Hofladen gestanden hatte.

Foto: Petra Reuter

Weggeschwemmte Aussaaten, ertrunkene Pflanzen, Ernteausfälle: Auch die Landwirtschaft kämpft mit den Folgen der Unwetterkatastrophe. Je nach Lage der Ackerflächen sowie der Wasserverträglichkeit der Kulturen stellt sich die Lage im Links­rheinischen sehr unterschiedlich dar.

„Mit welchen Verlusten wir im landwirtschaftlichen Bereich des Rheinlands zu rechnen haben, kann man noch nicht abschätzen“, sagt Bernhard Conzen, Präsident des Rheinischen Landwirtschafts-Verbands (RLV). Oberstes Anliegen des RLV sei es nach wie vor, betroffenen Landwirten kurz- aber auch langfristige Hilfe zukommen zu lassen.

Apfelplantage voller Müll

„Zunächst geht es bei allen darum, Haus und Hof trocken zu kriegen sowie den Nachbarn und den Kollegen zu helfen“, berichtet Johannes Brünker, Landwirt aus Swisttal und Vorsitzender der Kreisbauernschaft Bonn-Rhein-Sieg. Seine Wintergerste konnte er vor der Katastrophe mit einem guten Ertrag einfahren, bei den Erträgen von Winterweizen und Raps rechnet er mit etwa zehn Prozent weniger.

Sein Betrieb in Hohn – zwischen Buschhoven, Morenhoven und Dünstekoven – sei glimpflich davongekommen, zieht Brünker Bilanz. Ähnlich sieht es bei Obstbauer Philipp Wißkirchen aus Altendorf-Ersdorf aus – obgleich der über die Ufer getretene Ersdorfer Bach jenseits der A 61 seine Apfelplantage mit viel Müll verdreckt hat.

 Vernichtete Ernte: Landwirt Johannes Heck mit Sohn Jacob hocken in einem verwüsteten Feld.

Vernichtete Ernte: Landwirt Johannes Heck mit Sohn Jacob hocken in einem verwüsteten Feld.

Foto: Axel Vogel

Die Aufweichung des Bodens hat zur Entwurzelung einiger Bäume geführt. „Dadurch, dass Fahrten in die Plantagen nicht mehr möglich waren, konnten wir den Blättern auch kein Calcium zuführen. Daher könnte mit einer Beeinträchtigung der Lagerfähigkeit zu rechnen sein“, erklärt er. Eines hat das Hochwasser nach Ansicht von Wißkirchen aber deutlich gemacht: Die Landwirtschaft ist wichtig für die Versickerung des Wassers.

Faule Kartoffeln

Bei Landwirt Johannes Heck aus Straßfeld wirken sich die Wassermassen ganz unterschiedlich auf die Kulturen aus. Während die Rüben das Wasser gut weggesteckt hätten und der Raps „okay ist“, sieht es laut Heck bei den Kartoffeln anders aus, die längere Zeit unter Wasser gestanden haben. „Was im Boden ist, das werden alles faule Kartoffeln.“ Das Wasser auf den Spargelfeldern hat er weggepumpt, die Aussaat der Bohnen ist im Wasser verlaufen. „In zwei Wochen“, so Heck, „werden wir mehr über die Auswirkungen wissen“. Beim Winterweizen rechnet Heck mit einem Qualitätsproblem.

Unter den Landwirten, die ihre Höfe entlang der Meckenheimer Mühlenstraße haben, gibt es kaum jemanden, der keine Schäden beseitigen muss. An einem der tiefsten Punkte der Straße hatten die Fluten der Swist sich mit einem an den Hauswänden gemessenem Wasserstand von rund zwei Metern in die Bonner Straße ergossen.

Die Trümmer einer Existenz

Familie Bohnen-Heinrich, die in Meckenheim ihren Hof bewirtschaftet, einen Hofladen betreibt und gerade neu gebaut hatte, steht vor den Trümmern ihrer Existenz. „Inventar weg, Ware weg, Trecker kaputt, Kühlhaus Schrott“, berichtet Jürgen Heinrich resigniert. Im Neubau neben dem Laden waren kurz zuvor die Fenster eingebaut worden. „In ein paar Wochen wollten wir da einziehen. Jetzt sind die Fenster gerissen.“ Ob das Fundament noch trägt oder der Abriss droht, müssen demnächst Fachleute beurteilen. Natürlich sei man grundsätzlich auf Hochwasser vorbereitet. „Aber so etwas haben wir hier noch nicht erlebt“, sagt Claudia Bohnen-Heinrich, im leergeräumten Laden zwischen den Helfern stehend.  

Landwirt Lothar Krämer hat mit seinem etwas höher gelegenen Laden an der Bonner Straße zwar mehr Glück gehabt. Er zeigt aber ein weiteres Problem auf: Im Feld sind nach seiner Messung 115 Liter Regen pro Quadratmeter heruntergekommen. Auch wenn das meiste Wasser abgeflossen sei, stünden einige Flächen auch fünf Tage nach der Katastrophe noch unter Wasser. „In einer Fläche ist es jetzt noch einen Meter hoch“, fügt Krämer hinzu. In welchem Umfang die Bäume auf den Obstplantagen Schäden davontragen, sei zurzeit nicht abzusehen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort