Wahl in Swisttal „Gestalten, nicht nur verwalten“

SWISTTAL · Der parteilose Christian Böse will als Bürgermeister von Swisttal die Gemeinde zur Klimaneutralität führen. Er fordert Gesamtkonzepte für Baugebiete.

 Kleines Biotop im Garten: Für Christian Böse spielt Politik nach ökologischen Gesichtspunkten eine wichtige Rolle.

Kleines Biotop im Garten: Für Christian Böse spielt Politik nach ökologischen Gesichtspunkten eine wichtige Rolle.

Foto: Matthias Kehrein

„Christian Böse – damit’s gut wird“, steht auf zahlreichen Wahlplakaten in Swisttal. Dieses Wortspiel mit dem Nachnamen des Kandidaten konnten sich SPD und Grüne, die den 58-jährigen parteilosen Heimerzheimer Ratsherrn ins Rennen um den Chefsessel im Rathaus schicken, nicht verkneifen.

Doch das Wortspiel ist auch Programm. Böse will vieles gut und besser machen als Amtsinhaberin Petra Kalkbrenner (CDU). „Gestalten, nicht nur verwalten“, ist seine Devise. So soll die Verwaltung bürgerfreundlicher werden: „Es kann doch nicht sein, dass Bürger monatelang auf die Beantwortung ihrer Eingaben warten.“ Auch die Bearbeitung von Anfragen der Parteien dauere zu lange. Böse will, falls er Bürgermeister werden sollte, die Eigenverantwortung und Motivation der Mitarbeiter stärken und die Digitalisierung im Rathaus sowie in den Schulen und Kindergärten vorantreiben.

Dazu gehört für ihn die Ausstattung mit digitalen Medien und die Fortbildung der Lehrer. Für ihn hat jedenfalls der Neubau einer Schule Vorrang vor einem Neubau des Rathauses. Dabei denkt er insbesondere an die Georg-von-Boeselager-Schule in Heimerzheim, die nach der Umwandlung in eine Gesamtschule zum Schuljahr 2021/22 mit dem jetzigen Raumangebot nicht mehr hinkomme.

Es sei aber auch denkbar, dass die Gesamtschule die Heimerzheimer Grundschule mit nutze. In diesem Fall müsste eine neue Grundschule errichtet werden.

Böse will im Rathaus die Weichen stellen, dass Swisttal bis spätestens 2035 eine klimaneutrale Gemeinde wird. Das heißt: Der Energieverbrauch in der gesamten Gemeinde soll aus erneuerbaren Quellen stammen. „Wenn alle nichts machen, verändert sich auch nichts“, sagt er. „Wir müssen in Generationen denken.“ Diese Prämisse hat er von seinem Großvater, der Förster war, übernommen. In seinem Garten hat Böse bereits vor 20 Jahren ein kleines Biotop mit Teich und Bachlauf angelegt, in und an dem sich Goldfische, Frösche, Libellen, Schmetterlinge und Vögel tummeln. „Ich mag keine sterilen Gärten“, sagt der Mann, der bei Datteln in einem Forsthaus aufgewachsen ist.

Der promovierte Agrarwissenschaftler möchte, dass Neubauten klimaneutral errichtet und mit Solaranlagen ausgestattet werden. Er selbst hat eine solche seit 2006 auf dem Dach, nun will er eine Erdwärmeheizung installieren. Böse fährt, wenn er in der Gemeinde unterwegs ist, oft mit dem Fahrrad. Für seine Dienstreisen als selbstständiger Berater im Bereich Erneuerbare Energien nutzt er immer häufiger die Bahn.

Von einer Baumschutzsatzung, einer Forderung der Grünen, hält er nicht viel: „Das wäre kontraproduktiv, dann würden viele Leute Bäume entfernen, bevor diese den Umfang, der eine Fällung verbietet, erreicht haben.“ Zu Böses ökologischem Profil gehört auch der Appell, regionale Bioprodukte zu kaufen, etwa beim Marktschwärmer-Projekt oder in Hofläden. Er selbst isst nur noch einmal in der Woche Fleisch. Der Überkonsum mit all seinen negativen Auswirkungen auf Mensch, Tier und Natur müsse reduziert werden.

Mit seiner Frau Anne und den Töchtern Jannika und Carolin kam Böse 1999 nach Heimerzheim. Er setzte sich in einer Bürgerinitiative dafür ein, dass die damalige Hauptschule mit einem Realschulzweig ergänzt wurde. So kam er zur Kommunalpolitik, schloss sich als parteiloses Mitglied der SPD-Ratsfraktion an und war von 2004 bis 2009 Vizebürgermeister. Parteilos will er auch als Bürgermeister bleiben: „Ich möchte meine Unabhängigkeit erhalten. So kann ich einfacher mit allen reden. Es geht ja um Sachlösungen, nicht um Parteiprogramme.“

Böse vermisst in der Gemeinde Gesamtkonzepte für Baugebiete, etwa mit Mehrgenerationenhäusern. Er plädiert für den Bau von sicheren Radwegen und für günstigere ÖPNV-Tickets. Den Bau des Seniorenpflegeheims in Heimerzheim begrüßt er, bezweifelt aber, dass die 15 geplanten Parkplätze für Besucher und Mitarbeiter reichen. Als Bürgermeister würde er mit dem Betreiber sprechen, um diese Zahl zu erhöhen. Böse möchte die Ortskerne in Buschhoven und Odendorf auch nach dem Wegzug der Lebensmittelmärkte an den Ortsrand attraktiv erhalten. Darin sieht er eine wichtige Aufgabe des neuen Wirtschaftsförderers.

Als Jugendlicher spielte Christian Böse in Datteln häufig auf der Straße Fußball. Mit dabei war der Nachbarsjunge Ingo Anderbrügge, der später bei Borussia Dortmund und Schalke 04 Karriere machen sollte. „Der hat uns alle nass gemacht, obwohl er jünger war“, erinnert sich Böse. Anderbrügge war in der Bundesliga bekannt für seine harten Schüsse und sein Durchsetzungsvermögen. Letztere Tugend gilt für den BVB-Fan Böse nicht nur auf dem Fußballplatz, sondern auch in der Politik: „Man muss am Ball bleiben, wenn man etwas erreichen will.“

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