175. Geburtstag der Morenhovener Orgel Gute Menschen und der Zufall

SWISTTAL-MORENHOVEN · Für den Organisten Ansgar Pöhler ist die Orgel in der Morenhovener Sankt Nikolaus Kirche etwas ganz Besonderes. Wenn er von ihrem einzigartigen Klang, besonders der Register "Mixtur" und "Trompete", erzählt, kommt der 42-jährige Wahl-Morenhovener regelrecht ins Schwärmen.

Indes, es ist nicht nur der Klang, der das Instrument, das 1840 von den Brüdern Weil aus Neuwied konstruiert und gebaut und seitdem nur geringfügig verändert wurde, kennzeichnet. Auch die klassizistische Bauweise des Gehäuse ist einzigartig in Swisttal. Im linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis gibt es nur in Rheinbach-Ramershoven noch eine weitere klassizistische Orgel.

2015 steht Morenhoven ganz im Zeichen des 175. Geburtstages der Orgel. Aus diesem Anlass fand am Samstag ein Festgottesdienst mit einer eigens für das Jubiläum geschriebenen "Morenhovener Orgelmesse" statt. "Mir liegt die Orgel sehr am Herzen. Deshalb wollte ich die 175 Jahre ihres Bestehens auch gebührend feiern", erläutert Pöhler, der ein Festprogramm mit verschiedenen Konzerten für das Jubiläumsjahr zusammengestellt hat.

Die Orgel auf der Empore in der Kirche fällt ins Auge. Sichtbar sind die sogenannten "schönen" silbernen Pfeifen. Sie sind umrahmt von einem lindgrünen, mit roten Streifen abgesetzten Holzgehäuse mit einem spitzen Dach. "Diese Konstruktionsart war Mitte des 19. Jahrhunderts modern", erklärt Pöhler, der seit 2009 die Gottesdienste musikalisch begleitet.

Für die finanziell stets klamme Morenhovener Gemeinde war die Anschaffung 1840 im wahrsten Sinne des Wortes ein Geschenk. Denn der damalige Pfarrer Adolph Scheben zahlte von den rund 976 Talern, die die Orgel kostete, 769 Taler aus eigener Schatulle.

Die Weil-Brüder konstruierten die Orgel mit neun Registern und einem Manual (Tasten). Kriegsschäden an der Kirche im Jahr 1945 hinterließen auch bei der Orgel Spuren. Sie wurde stark verschmutzt, teilweise fielen Pfeifen heraus und wurden plattgetreten. Die Restaurierung erfolgte 1954/55 durch die Aachener Firma Stahlhuth. Diese integrierte einen Motor in das Gehäuse, reinigte die Pfeifen, erweiterte die Anzahl der Pedaltasten und entsprechend auch Pfeifen um zwölf Töne. Zudem wurden rechts und links vom Spieltisch mit der Klaviatur vier neue Registerzüge sowie eine zweite Klaviatur eingebaut, um später einmal die Tonvielfalt erweitern zu können.

"Die Kosten für die Renovierung, rund 10 000 Mark, wurden hauptsächlich durch Haussammlungen und die Einzelspenden vieler guter Menschen zusammengetragen", erzählt Pöhler, der sich in den vergangenen Jahren aus Interesse mit der Kirche und der Orgelgeschichte beschäftigt hat.

Sogar über die Grenzen Swisttals hinaus ist die Orgel aus dem kleinen Ortsteil bekannt. So hat ein Organist aus Neuseeland schon um eine Spielerlaubnis gebeten.

In den Genuss des warmen Klangs kamen Besucher der samstäglichen Uraufführung der "Morenhovener Orgelmesse". Jerome Josef Lanuza, zeitgenössischer Komponist von den Philippinen, hat das Werk für Chor, Orgel und Soloinstrumente eigens für diesen Tag geschrieben. Für Pöhler, Lehrer für Musik und Latein an der Europaschule in Bornheim, "ist es Zufall und Glück", dass die Orgel hier steht.

Veranstaltungen anlässlich des Orgeljubiläums

Sonntag, 10. Mai: 17.30 Uhr, "Orgel trifft Klarinette", eine Klezmer-Rhapsodie;

Sonntag, 31. Mai: 15.30 Uhr, Fahrt mit Fahrrad oder Auto zur Orgel nach Ramershoven;

Freitag, 26. Juni: 19 Uhr, Orgelkonzert mit polnischen Musikern;

Sonntag, 6. September: 11.15 Uhr, ökumenischer Kirmesgottesdienst; Samstag, 24. Oktober: 19.30 Uhr, "Orgel trifft Gesang und Cembalo";

Samstag, 21. November: 18 Uhr, Orgel als Zeitzeuge zu historischen Episoden aus den vergangenen 175 Jahren, Vortrag;

Sonntag, 13. Dezember: 17 Uhr, "Orgel trifft Saxofon".

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