Die Geschichte des Hochwassers in Swisttal Heimerzheim und die Sommerfluten aus der Talsperre

Swisttal-Heimerzheim · Warum es schon in den Jahren 1961, 1982 und 2016 zu dramatischen Hochwassern kam. Verdacht auf Öffnung der Talsperre.

 Die Swist überflutete 1961 die Kölner Straße.

Die Swist überflutete 1961 die Kölner Straße.

Foto: Privat

Als der Pegel der Swist im Laufe des Mittwochs um etwa 1,70 Meter anstieg, erinnerte sich manch ein Heimerzheimer an vergangene dramatische Überschwemmungen in den Sommermonaten. So ist das Hochwasser vom 3./4. Juni 1961 als die erste große Flutwelle in die Ortsgeschichte eingegangen. Damals sprach man nach tagelangem Regen von einem Jahrhunderthochwasser. Zuvor hatte man das Bett der Swist tiefergelegt und den Bachlauf begradigt. Das sollte gegen die Überflutung wirksam sein. Am Himmelfahrtstag wurden dem zum Trotz Wohnungen und Keller an der Bachstraße, Quellenstraße und Kölner Straße überflutet. Damals, so hieß es, sei es zur Flutwelle gekommen, als durch das zusätzliche Öffnen des Grundventils der übervollen Steinbachtalsperre der Bachpegel in Heimerzheim innerhalb von zwei Stunden um zwei Meter angestiegen sei.

Der Staudamm ließ Sickerwasser durch

„Damals war der Staudamm, der im Jahre 1934 gebaut wurde, instabil und ließ Sickerwasser durch, er hätte brechen können“, berichtet der Heimerzheimer Georg Schmidberger. Die Talsperre war damals so voll, dass sie bereits überlief. Dieses Szenario galt auch für das zweite große Hochwasser am 30./31. Mai 1984. Damals stieg der Pegel in einer Stunde um fast einen Meter. Und der Bach trat über die Ufer.

Erst 1986 war herausgekommen, dass der Talsperrendamm marode gewesen ist, was ja bereits seit den 60er Jahren bekannt war. „Ein Bruch des Dammes hätte damals zur Katastrophe führen können, wie sie sich 1985 im Südtiroler Stavatal mit 268 Opfern ereignet hat. Das Eingeständis, den Auftrag zum Öffnen des Grundventils erteilt zu haben, hätte ein juristisches Verfahren um Schadensersatz nach sich gezogen“, berichtete Schmidberger.

Keine gerichtsfesten Beweise gefunden

Seiner Interessensgemeinschaft sei es nicht gelungen, einen gerichtsfesten Beweis für das Öffnen des Grundventils durch den Talsperrenwärter zu erbringen. Im Jahre 2001 bestätigte allerdings Franz-Josef Hambach, der Heimerzheimer Bürgermeister in den 60ern, „die Schleuse ist 1961 sehr wohl geöffnet worden“. Die Anwohner der Bachstraße mussten damals ihre Häuser verlassen, nachdem sie ihre Möbel in die höheren Etagen gerettet hatte. Das letzte große Sommerhochwasser war am 4. Juni 2016.

Nach sintflutartigen Starkregenfällen in Wachtberg und auf der Grafschaft ist auch die Swist in Heimerzheim, Miel, Morenhoven, Flerzheim und Meckenheim in rasendem Tempo angestiegen. Für die Heimerzheimer verlief es in diesem Falle allerdings glimpflich, das Wasser überwand die Sandsäcke und Spundwände in der Bachstraße diesmal nicht. Obwohl man in den vergangenen Jahren auch politisch Lehren aus den Katastophenszenarien zog, der Swist mehr Raum zum Ausdehnen gab und den Bach renaturierte, ist es nun in der Nacht zum Donnerstag zum Supergau gekommen. So hoch wie diesmal hat die Swist noch nie gestanden. erklomm sie doch die Häuser der Bachstraße und Kölner Straße bis in das erste Obergeschoss.

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