Diebstahl nimmt zu Wie das Regionalforstamt mit Trackern gegen Holzdiebe vorgeht

Swisttal · Holzdiebstähle im großen Stil nehmen in den Wäldern im Linksrheinischen zu. Wie sich das Regionalforstamt zur Wehr setzt – und Dieben auf die Schliche kommt.

Revierleiter Daniel Braun platziert einen GPS-Tracker in einem Baumstamm, in den Försterin Julia Kroll mit der Kettensäge eine passende Öffnung gesägt hat.

Revierleiter Daniel Braun platziert einen GPS-Tracker in einem Baumstamm, in den Försterin Julia Kroll mit der Kettensäge eine passende Öffnung gesägt hat.

Foto: Petra Reuter

Immer wieder verschwindet Holz in den heimischen Wäldern. Wie den Langfingern Einhalt geboten werden soll, dazu hat sich jetzt das Regionalforstamt im Rahmen einer Pressekonferenz geäußert. Förster Stephan Schütte berichtete dabei von sich häufenden Holzdiebstählen im großen Stil und über aktuelle Schutzmaßnahmen. Mit einer Kombination aus Technik und Tücke sollen Holzdiebe zuverlässig identifiziert und strafrechtlich belangt werden können.

Rund 65 Prozent des nordrhein-westfälischen Walds sei in privatem, der Rest in öffentlichem Besitz, also staatlicher Wald oder Stadtwald, schickt Schütte voran. Und stellt klar: Egal, in welchem Wald man unterwegs sei, herumliegendes Holz dürfe man nicht einfach mitnehmen, denn das gehöre immer jemandem: „Das ist Diebstahl.“ Auch die früher üblichen Holzlesescheine, mit denen die Schein-Inhaber weniger große Äste und Stücke für den Eigenbedarf legal im Wald sammeln durften, gebe es heute nicht mehr. Zudem sei das Verlassen der Wege in großen Teilen der Wälder im Rheinland ohnehin verboten, weil viele Abschnitte unter Naturschutz stünden.

Es sind Lastwagenladungen, die verschwinden

Dass Spaziergänger im Wald Holz mitnehmen, sei eh und je schon vorgekommen, erklärt der Förster. Er unterstreicht diese Behauptung mit einem mittelalterlichen Gemälde, das eine arme Holzsammlerin im Konflikt mit einem Förster darstellt. „Was wir zurzeit erleben, hat allerdings eine andere Dimension“, sagt Schütte. In den vergangenen Wochen und Monaten würden Diebstähle im großen Stil massiven Schaden anrichten. „Wir sprechen nicht von zwei oder drei Scheiten, wir sprechen von Lkw-Ladungen.“ Die Quelle des Übels seien zumeist dubiose Holzbetriebe, „die in irgendwelchen Hinterhöfen Brennholz lagern.“ Beim Verkauf zum aktuell hohen Holzpreis spüle das gestohlene Gut pro Ladung oft vierstellige Beträge in die Kassen der Kriminellen.

Der Vermutung, dass ein Lastwagen im Wald auf Passanten eigentlich verdächtig wirken müsste, hielt Schütte eine einfache Erklärung entgegen: Es sei in der Waldwirtschaft normal, dass große Fahrzeuge Holz in größeren Mengen abholen. Weil der Erholungssuchende nicht wissen könne, ob das aufgeladene Holz dem Fahrer eines Lkw und seinen Begleitern gehöre oder nicht, schöpfe er in der Regel auch keinen Verdacht. Aufgefallen seien solche Diebstähle im großen Stil in letzter Zeit eher, wenn die Täter nachts kamen oder ein Spaziergänger die Besitzverhältnisse gut kannte und Alarm schlug. Weil Brennholz wegen der Energiekrise teilweise vier Mal teurer als noch vor einem Jahr ist, gehen die Schäden beim Regionalforst in die Tausende.

Nicht größer als eine Zigarettenschachtel

In dem riesigen Waldgebiet könne man die Holzabfuhr weder flächendeckend überwachen noch absperren, erklärte der Förster, Schranken würden von entschlossenen Holzdieben einfach weggerissen. Deshalb bedient man sich nun moderner Technik und setze GPS-Tracker ein. Die rund 200 Euro teuren Geräte von der Größe einer Zigarettenschachtel werden mit geschickt angesetzter Kettensäge in Poltern, also zu Stapeln aufgeschichteten Holzstämmen, versteckt. Zum Einsatz kommen gegen Feuchtigkeit geschützte Geräte, die nach der ersten Platzierung in einen Standby-Modus schalten und bei Bewegung ein Signal senden, das per Computer oder Smartphone empfangen werden kann. Zusätzlich legen die „Fallensteller“ einen sogenannten Geofence fest: Ein digital definiertes Gebiet, außerhalb dessen Grenzen Alarm geschlagen wird. Dabei lässt sich die Route genau nachverfolgen.

Der Tracker schlägt Alarm, sobald sich sein Standort verändert und führt das Forstamt per Satellitenortung zu dem Laster, auf dem das Holz bewegt wird. „Dann kontrollieren wir das betreffende Fahrzeug“, erklärt Stephan Schütte weiter. Könne sich der Fahrer nicht mit dem richtigen Holzabholschein als Eigentümer ausweisen, übernehme die Polizei den Fall. Nicht nur das Regionalforstamt schütze seinen Besitz auf diese Weise: Auch viele Privatbesitzer, deren Holz noch im Wald liegt, seien zu dieser Methode übergegangen.

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