Für gefährdete Arten Im Naturschutzgebiet Dünstekoven entstehen neue Teiche

Swisttal-Dünstekoven · Schweres Gerät baggert zurzeit im Naturschutzgebiet Kiesgrube Dünstekoven. Was erste einmal unpassend klingt, hat einen tieferen Sinn: Es entstehen neue Teichflächen für Grasfrosch, Kammmolch und Co.

 Peter Meyer (links) vom Nabu bespricht mit Baggerfahrer Maik Schwall die anstehenden Erdarbeiten.

Peter Meyer (links) vom Nabu bespricht mit Baggerfahrer Maik Schwall die anstehenden Erdarbeiten.

Foto: Axel Vogel/AXEL VOGEL

Freigelegtes Erdreich, entfernte Wurzeln, Löcher im Boden zwischen sonst unberührten Sträuchern und Bäumen. Es sieht ein bisschen aus wie eine offene Wunde mitten im Naturschutzgebiet Kiesgrube Dünstekoven, einem Ort, den man eher naturbelassen erwartet.

Doch hat es seinen Sinn: Am Ende sollen diese grob anmutenden Arbeiten gefährdeten Arten helfen, versichern die Zuständigen von Rhein-Sieg-Kreis und Nabu (Naturschutzbund) Bonn. Denn dort entstehen insgesamt 1500 Quadratmeter neue Teichfläche. Und um die zu schaffen, kommt selbst in einem Schutzgebiet schon mal schweres Gerät zum Einsatz.

Obere Bodenschicht wird abgetragen

In diesem Fall ist es ein Bagger, der in einem rund 8000 Quadratmeter großen Bereich nahe an der Grenze zur Waldville die obere Bodenschicht abträgt und Baumwurzeln aus der Erde holt. In einigen Fällen dürfe man nicht zu verhalten darangehen, erklärt dazu Nabu-Gebietsbetreuer Peter Meyer.

Das bestätigt auch Christopher Weber. Er ist am Mittwoch nach Dünstekoven gekommen, um die Arbeitsfortschritte zu begutachten. Immerhin hat er als Mitarbeiter der Naturschutzbehörde beim Rhein-Sieg-Kreis die Planung, Ausschreibung und Finanzierung betreut. Rund 10 000 Euro kostet die Aktion, 80 Prozent kommen aus Fördermitteln des „Europäischen Fonds für die Entwicklung des ländlichen Raums“, der Rest vom Kreis.

Naturschutzgebiet braucht Pflege

Ein Naturschutzgebiet wie das in Dünstekoven kann nicht sich selbst überlassen werden. Fast täglich sind Ehrenamtliche dort mit Pflegearbeiten beschäftigt. Ziel der aktuellen Arbeiten ist es, wieder flache Gewässer für Libellen wie die Binsenjungfer, für Grasfrosch und Kammmolch anzubieten. So wie es sie in den 80er Jahren gab, doch Weiden und andere Gehölzarten sowie das Absinken des Grundwasserspiegels hatten sie austrocknen lassen.

Bevor der Bagger anrückte, hatten zahlreiche Helfer Tausende Arbeitsstunden geleistet. Ein „Wurzelgeflecht wie in einem Magrovenwald“ galt es zu entfernen, so Meyer. Der Bagger übernimmt nur die letzten Grabungen, schafft einen halben bis einen Meter tiefe Bereiche. Wie und wo genau, zeigt sich erst bei der Arbeit. Denn es geht nicht tiefer als die dichte Lehmschicht reicht. In der ehemaligen Kiesgrube würde das Wasser sonst schnell versickern.

Hoffen auf Regengüsse

Für Baggerfahrer Maik Schwall eine neue Herausforderung. Er muss den Boden gut beobachten. Aber er mag die Arbeit im ruhigen Naturschutzgebiet, nennt sie entspannend und ganz anders als den üblichen Baustellenbetrieb. Mit seiner Leistung sind Meyer und Weber sehr zufrieden, die ersten Gruben sind fertig. Die könnten sich bald mit Wasser füllen – wenn es denn regnet. Denn Trockenheit ist auch im Naturschutzgebiet ein Problem.

So pflanzt man im Herbst statt im Frühjahr neue Gewächse, da man auf mehr Regen in dieser Jahreszeit hoffe, so Weber. Einige der Teiche werden im Sommer trotzdem trockenfallen. Das sei für manche Arten allerdings besser, erklärt Weber.

Angenommen werden die Laich- und Lebensräume vermutlich schon, bevor der Bewuchs die Baggerspuren ganz verstecken kann. Meyer ist überzeugt: „Wenn im Winter hier Wasser steht, werden die ersten Arten im Frühjahr ablaichen.“

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