Unzufriedenheit über Verwaltung In Swisttal bleibt der Ärger nach dem Laschet-Besuch groß

Swisttal · Vor zwei Tagen besuchte NRW-Ministerpräsident Armin Laschet Heimerzheim und Odendorf. Viel geändert hat das an der Unzufriedenheit der Anwohner mit den offiziellen Stellen nicht. Noch immer bleiben viele Wünsche offen.

Ein Reinigungsfahrzeug säubert am Mittwoch endlich die schlammige Alte Heerstraße in Odendorf.

Foto: Matthias Kehrein

Zwei Tage nach Armin Laschets Besuch in Swisttal ist die Stimmung der Bürger immer noch angespannt. Viel passiert sei seitdem nicht, aber das habe er auch nicht erwartet, berichtet Kai Imsande dem GA. Der Odendorfer Helfer-Koordinator hatte vor Laschets Besuch zusammen mit den Anwohnern einen 250 Fragen umfassenden Katalog zusammengetragen, den das Ministerium entgegenzunehmen versprach. Verschickt habe Imsande den Katalog, eine Eingangsbestätigung stehe noch aus. Imsande: „Aber ich bleibe hartnäckig.“

Die Grundstimmung unter den Odendorfern habe sich seit dem Besuch nicht verändert. Nach wie vor denkt der Großteil, dass die Gemeindeverwaltung „nah am Totalversagen“ arbeitet. Er selbst sehe das etwas differenzierter, immerhin seien auch Behörden auf Hilfe von außen angewiesen. Das größte Problem für ihn: Der Zeitpunkt, an dem die freiwilligen Helfer aufhören müssen. „Da wird ein Riesenvakuum entstehen. Wenn dann nichts von der Gemeinde kommt, weiß ich nicht, was passieren wird.“ Der Ministerpräsident sei bei seinem Besuch freundlich gewesen, aber darauf komme es nicht an. „Laschet wird jetzt daran gemessen, ob er seinen Worten Taten folgen lässt“, betont Imsande.

Den Besuch des Ministerpräsidenten bezeichnet Elvira Zimmer als „reines Wahlmanöver“. „Das war natürlich reine Schau, vor allem von unserer Bürgermeisterin.“ Die Anwohnerin der Alten Heerstraße am Rande von Odendorf findet, dass ihr Viertel vernachlässigt wird. „Wir sind die Vergessenen von Odendorf“, klagt sie. Weitergeholfen habe ihnen der Besuch nicht. Ganz davon abgesehen, dass sie darüber vorab nicht informiert worden seien. Auch in der Flutnacht seien sie nicht informiert worden. Ein älteres Paar sei bei der Evakuierung einfach vergessen worden und habe später einen Hubschrauber mit Lichtsignalen auf sich aufmerksam gemacht. Zimmer: „Erst dann wurden sie gerettet.“

Straßenreinigung erst am Mittwoch

Bis Mittwochnachmittag war die Alte Heerstraße noch von einer Schlammschicht bedeckt, erst dann kam auf Druck der Anwohner ein Fahrzeug, um sie zu reinigen. Zumindest in Teilen. An einer Stelle verstellte ein Anhänger von Anwohnerin Martina Lutterbeck den Weg. Niemand habe Bescheid gesagt, dass die Reinigung anstehe. „Wir haben das Gefühl, dass die Gemeinde uns ein bisschen im Stich gelassen hat. Aber inwieweit das stimmt, ist schwierig zu beurteilen“, sagt Nachbarin Heike Peter. Sie alle wünschen sich mehr Infos von der Gemeinde. Wohin etwa mit Schutt, Schlamm und Sperrmüll? „Es reicht ja, wenn man es einem sagt, der es dann ins Viertel trägt“, findet Lutterbeck.

„Es war gut, dass Herr Laschet und Frau Kalkbrenner hier waren, aber nach Versprechungen muss schnell Geld für die Anwohner fließen“, sagt der Heimerzheimer Philipp Schnitzler. Oliver Weiler, der im Haus seiner Schwiegermutter an der Kölner Straße hilft, hat der Besuch nicht beeindruckt. „Wir haben hier sechs, sieben Tage gearbeitet. Wenn dann, nach Abschluss der Arbeiten, wenn man mit seinen körperlichen Kräften am Ende ist, irgendein Politiker hier durchflaniert – das hat uns beim besten Willen überhaupt nicht interessiert.“ Hilfe sei natürlich willkommen. Eine Spendenaktion haben die Heimerzheimer auch selbst schon organisiert.

„Nahbarer als gedacht“ empfand Jasmin Klein den Ministerpräsidenten. „Er hat viel Geduld gehabt und sich Vieles sagen lassen, was nicht angenehm für ihn war.“ Sie wünscht sich von Laschet vor allem Unterstützung für die beschädigten Schulen, damit der Unterricht weitergehen kann, eine Verbesserung des Warnsystems und eine Überarbeitung der Steinbachtalsperre.