Zehnthaus in Odendorf Josef Muhr über "Huhdütsch met Knubbele - was ist typisch Rheinisch?"

SWISTTAL-ODENDORF · Es gibt ihn wohl doch, den typischen Rheinländer. Was unterscheidet den Menschen aus Bonn, Düsseldorf, Köln, dem Bergischen Land und der mittleren und unteren Sieg von Bewohnern anderer deutscher Regionen?

Experte der "kölschen Sproch": Josef Muhr zu den feinen Nuancen des Dialekts.

Experte der "kölschen Sproch": Josef Muhr zu den feinen Nuancen des Dialekts.

Foto: Henry

Diese Frage beschäftigt seit Jahren den Germanisten und Historiker Josef Muhr. Um "Rheinische Mentalität im Spiegel Ihrer Sprache" ging es in seinem Vortrag am Dienstagabend im Odendorfer Zehnthaus. Auf Einladung des Vereins Zehnthaus Swisttal-Odendorf/Essig um die erste Vorsitzende Maria Burger sprach der gebürtige Kölner zum dritten Mal in der Swisttaler Ortsgemeinde.

Muhr geht in seiner "Sprach- und Mentalitätsforschung" ("es ist keine mathematische Bestimmbarkeit, sondern eher eine Vernunft des Herzens") vom Kölschen, seiner Muttersprache, aus ("das Hochdeutsche habe ich mir als Zweitsprache angeeignet"). Und da faszinieren die Derbheit und Direktheit der Sprache, die aber, so Muhr, trotzdem in ihren Bedeutungen nuanciert sei.

So benutze der Kölsche "leck mich am Aasch" im Sinne von "Was Du nicht sagst" oder "das darf doch nicht wahr sein". Muhr machte deutlich, dass der Rheinländer hinter seiner groben Sprache ein Gefühlsleben verberge, mit dem er jedoch nicht "hausieren" gehe. Die Zurschaustellung seiner Gefühle sei ihm unangenehm.

"Nä, nä, wat ene bedrövte Krom, do spricht mer am beste jarnit vun", sei dann eine der Standard-Antworten. Der Grund für das Misstrauen allem Pathetischen, allem Fanatismus gegenüber liegt für Muhr in der Vermischung der Bevölkerung durch die Jahrhunderte. Ein Rheinländer kritisiere nicht, sondern seine Kritik wirke eher besänftigend.

Als Urkölner führte Muhr denn auch "Tünnes und Schäl"an, in deren Logik das Denken und Fühlen der Domstädter sichtbar werde. Witze über die politische und kirchliche Obrigkeit gehörten auch heute noch zum Alltag. Geselligkeit, Lebens- und Genussfreude seien wesentliche Merkmale des typischen Rheinländers. Letztlich, so Muhrs Fazit, drücke sich in der Sprache die Denkweise und damit auch die Mentalität des Rheinländers aus.

Bedauerlich findet er das allmähliche Verschwinden der deutschen Mundarten. "Aber es gibt ermutigende Zeichen dafür, dass wir im Rheinland dem hochdeutschen Einheitsbrei nicht gänzlich anheimfallen werden". Begeistert zeigten sich die 70 Zuhörer, deren Fragen zu dialektalen Nuancen Muhr beantwortete.

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