Kultur in Corona-Zeiten So gingen die Morenhovener Kabarett-Tage zu Ende

Swisttal-Morenhoven · Im Morenhovener Kreaforum ließen Robert Griess und sein Team das Jahr 2021 Revue passieren. Es gab Parodien auf Lauterbach, Trump und noch viel mehr.

 Das Ensemble der „Schlachtplatte“ 2021 (v.l.n.r.).: Robert Griess, Henning Schmidtke, Sebastian Rüger und Dagmar Schönleber.

Das Ensemble der „Schlachtplatte“ 2021 (v.l.n.r.).: Robert Griess, Henning Schmidtke, Sebastian Rüger und Dagmar Schönleber.

Foto: Matthias Kehrein

Mit einer thematisch reich gedeckten und mit satirischer Würze exquisit abgestimmten „Schlachtplatte“ sind am Sonntagabend die Morenhovener Kabarett-Tage der Saison 2021/22 zu Ende gegangen. Und obwohl dieses Mal zusätzlich zu der seit Ende November geltenden 2Gplus-Regel mit Teststation auf dem Hof auch die Maskenpflicht während der gesamten Vorstellung galt und die Bar geschlossen blieb, hat sich das Publikum davon keinesfalls abschrecken lassen.

Zumal angesichts der sich weiter ausbreitenden Omikron-Variante infrage stand, ob der Abend überhaupt wie geplant würde stattfinden können. Kurzum: Bei der Begrüßung von Klaus Grewe – dem Vorsitzenden der Kreativitätsschule Morenhoven und Spiritus Rector der Kabarett-Tage –  war dessen Erleichterung denn auch hör- und spürbar, bevor er dem Lupe-Preisträger 2021, Robert Griess, und dessen Team des Jahres die Bühne überließ.

Zwei Lupe-Preisträger im Ensemble

Und diese Mannschaft konnte sich sehen lassen. Mit dabei: Sebastian Rüger vom 2013 mit der Morenhovener Lupe ausgezeichneten Duo Ulan & Bator, Kabarettist, Musiker und Autor Henning Schmidtke als Kreaforum-Debütant sowie Kabarettistin und Autorin Dagmar Schönleber. Sie hatte bereits vor zwei Jahren just auf dieser Bühne bewiesen, dass Frauen beim Anrichten der „Schlachtplatte“ in Sachen Sarkasmus ebenso beherzt zulangen wie ihre männlichen Kollegen. Und wenn auch der eine oder andere glauben mag, 2021 habe es außer Corona nicht viel anderes zu berichten gegeben, ist dies doch ein gewaltiger Irrtum, wie diese vier zu demonstrieren angetreten waren.

Zum Beispiel als „Die vier Lauterbachs“, um dessen Präsenz in diversen Talkshows noch halbwegs gerecht werden zu können. Dazu gibt es einen Abgesang auf die CDU, die „mehr Vorsitzende verschlissen hat als der 1. FC Köln“ und nach 16 Jahren Merkel, „also gefühlten 32 Lockdowns“, auch aus dem Kanzleramt ausziehen muss. Wahlweise mit einer ausgesuchten Spitze gegen die Grünen, die „wahrscheinlich in den Koalitionsverhandlungen mehr Kröten zu schlucken hatten als sie früher über die Straße getragen haben“.

Wohingegen Dagmar Schönleber insgeheim davon träumte, eine Königin der guten Laune zu werden, samstags zwischen 10 und 13 Uhr zu regieren und sich dabei für eine Quote wirklich unfähiger Frauen starkzumachen: „Annegret Kramp-Karrenbauer und Julia Klöckner haben da ja schon mal gut vorgelegt“, wie ihre Majestät mit feinsinnigen Lächeln hinzufügte. 

Robert Griess dichtete derweil weiter an seinem Quarantäne-Tagebuch als „Art-Performance“ mit 17 Flachbildschirmen, um der Banalität des Seins Tribut zu zollen. Und lieferte par excellence eine wunderbar schwarzgallige Parodie als Auslandskorrespondent in Afghanistan; live vom Balkon eines Luxushotels und in treffender Friedhelm-Brebeck-Manier. Henning Schmidtke wiederum konnte den Kult um den Thermomix nicht recht nachvollziehen und enttarnte überdies den schwedischen Konzern mit vier Buchstaben „als internationales Sägewerk, das statt Möbeln bloß Bretter und Schrauben verkauft“.

Eine rundum überzeugende Visitenkarte gab Sebastian Rüger ab, der überdies als gebürtiger Flerzheimer im Nachbarort Morenhoven ein echtes Heimspiel feierte. Ob als Ex-US-Präsident Donald Trump mit Simultandolmetscher in Personalunion, ob als irritierter Querdenker, der sich beim Vorlesen einer Dankesrede zum Physiknobelpreis an der Aussprache Isaac „Nuttens“ verstieg oder als Udo Lindenberg beim Abschiedsständchen für Mutti Merkel. Auch ohne Eierlikörchen ein echter Hingucker.    

Erleichterung, dass trotz Corona alles gut über die Bühne gegangen ist

Und so war nach gut zwei Stunden schließlich auch diese Schlachtplatte verspeist. Die Türen des Kreaforums schlossen sich damit vorerst, während hinter den Kulissen schon die ersten Verträge für den Herbst geschlossen werden. Grewes Dank galt neben dem disziplinierten, geduldigen und treuen Publikum vor allem dem Team aus Ehrenamtlichen, „ohne die dies alles hier ja gar nicht möglich wäre“.

Man habe, so blickte Grewe zurück, „schon Blut und Wasser geschwitzt, aus Sorge, dass doch etwas passieren könnte“. Jetzt hoffe das Team, dass es in der nächsten Saison etwas leichter werde. Auch mal wieder ohne Maskenpflicht, dafür mit Getränken und natürlich mit Vorfreude auf neue Gesichter und alte Freunde.

Denn eine gute Nachricht gab es zum Abschluss noch obenauf:  Robert Griess wird auch in der Saison 2022/23 mit dabei sein. Mit seinem Solo und der Schlachtplatte 2023 wären dies dann die Auftritte 18 und 19, und dieser Champions-League-Rekord schwerlich zu knacken. Zuvor steht die aktuelle Ausgabe der Schlachtplatte am Donnerstag, 27, Januar, auf dem „Speiseplan“ im Bonner Haus der Springmaus.

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