Krea-Forum in Swisttal Lesung mit Wolfgang Kaes und ein Tatort-Abend sorgten für doppelte Freude

SWISTTAL-MORENHOVEN · Sie steht auf der Liste der sieben Todsünden. Sie wird nicht nur im Christentum, sondern in allen Religionen geächtet und scheint doch in unserer heutigen Gesellschaft auf bedenkliche Weise legitimiert: die Habgier. Grund genug für den Chefreporter Region des General-Anzeigers und Krimiautor Wolfgang Kaes, ein neues Buch zu einem alten Thema zu schreiben.

"Das Gesetz der Gier" heißt sein inzwischen sechster Roman, aus dem er am Sonntagabend im voll besetzten Morenhovener Krea-Forum las. Anschließend gab es noch Gelegenheit, sich auf der Großbildleinwand den Kieler Tatort "Borowski und der brennende Mann" anzuschauen.

Eine Einladung, der die meisten Krimfreunde dort gerne folgten, nachdem sie sich in der Pause mit Rotwein aus der Rheinbacher Buchhandlung Kayser, als dem Gasteber der Lesung, und mit Würstchen des Krea-Teams gestärkt hatten. Neugierig auf weitere kriminelle Abgründe, so wie "Das Gesetz der Gier" sie zuvor offenbart hatte.

Der Roman greift ein ebenso aktuelles wie bedrückendes Thema auf, dem sich buchstäblich niemand entziehen kann. Es schildert zu Beginn auf beklemmend-realistische Art und Weise die menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie.

Wobei vor allem die Art des Autors, mit wenigen Strichen Figuren zu skizzieren und ihnen Profil zu verleihen das Auditorium sichtlich beeindruckte, wie so mancher zwischendurch gewechselte Blick zeigte. Es sind vor allem die so genannten kleinen Leute, deren Sicht der Dinge Kaes mit Sympathie und Einfühlungsvermögen schildert. Oft genug die Verlierer im globalen Wettrennen um Macht und Geld, denen doch bei all dem ihre Würde nicht genommen wird, wie das erschütternde Schicksal eines türkischen Textilarbeiters zeigt.

Interessante Passagen auszuwählen, die Lust machen auf mehr - das ist Kaes im Krea-Forum rundum gelungen. Zu wissen, wann man den vorläufigen Schlusspunkt setzt, ist eine weitere Kunst, die er mit Augenzwinkern unter Beweis stellte. Um nur noch soviel zu verraten: Antonia Dix, die Kommissarin aus den ersten vier Romanen ermittelt wieder. Und die Leserschaft kann bereits auf den siebten Roman gespannt sein.

Er soll voraussichtlich im September/Oktober 2014 erscheinen und schildert fiktiv den Fall Trudel Ulmen. Für die bundesweit beachtete Serie über das Verschwinden der Rheinbacherin und die Aufklärung der Straftat im vergangenen Jahr ist Kaes vor zwei Wochen mit dem Henri Nannen Preis in der Kategorie "Investigativ"ausgezeichnet worden.

Bis der vom Bruder des Opfers angeregte und gewünschte Roman in Druck geht und beizeiten auch im Krea-Forum vorgestellt wird, wird Axel Milberg als Borowski noch in einigen Fällen ermitteln. Womöglich ebenfalls an gleicher Stelle. Denn dass das so genannte Rudelgucken nicht nur Fußballfans Spaß macht, hat der Abend eindrucksvoll bewiesen. Inklusive wissender Blicke: "Hab ich dir's nicht gesagt... Das ist der Mörder."

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