Ortsspaziergang in Swisttal Ludendorf ist beschaulich, aber vor allem die Karnevalsfete hat es in sich

LUDENDORF · Ludendorf ist eingekesselt. Denn im Süden liegt der Ortsteil Essig, im Osten die Bundesstraße 56 und ansonsten rundherum Felder. Mitten durch den Ort führt noch die Kreisstraße 67. Deshalb kann Ludendorf nicht mehr wirklich größer werden.

 Markante Gebäude: Die frühere Amtsverwaltung Ludendorf.

Markante Gebäude: Die frühere Amtsverwaltung Ludendorf.

Foto: Wolfgang Henry

Obwohl der Bebauungsplan noch einige wenige Braugrundstücke aufweist. Allerdings sind diese in privater Hand und stehen aktuell nicht zum Verkauf.

"Wenn wir die Ortsumgehung bekommen, dann wird das wieder leichter mit den Baugrundstücken", sagen CDU-Ratsmitglied Gertrud Klein und Ortsvorsteher Josef Breuer. Denn vor allem junge Familien fehlen dem Örtchen. Obwohl Breuer knapp 65 kleine Kinder in den Bilanzen für Ludendorf zählte. "Nur wo die sind, weiß ich auch nicht", sagt er und zuckt mit den Schultern.

Der demografische Wandel ist in Ludendorf ziemlich offensichtlich: Die Einwohnerzahl ist von mehr als 700 Menschen auf etwa 550 gesunken, der Junggesellenverein Ludendorfer Jonge firmiert nun als Brauchtumsverein, von den ehemaligen drei Dorfkneipen und zwei Tanzsälen sind keine mehr übrig, die Schnelligkeit des DSL-Anschlusses liegt teilweise nur knapp über Modemgeschwindigkeit, es gibt weder einen kleinen Supermarkt noch Hausärzte, und der Öffentliche Nahverkehr schneide das Dorf auch nur an.

Das sind jedenfalls die Mängel des Örtchens, wie sie eigentlich nahezu jeder kennt, der es vorzieht, auf dem Land zu leben, und die Breuer und Klein aus dem Stegreif nennen können.

Auch Josef Stein bedauert die Veränderung des Dorflebens ein wenig. Bevor er in Rente ging, trug er die Post aus, seine Frau arbeitet in der Poststelle. Die war wiederum in dem Haus der Steins, das gleichzeitig ein Gasthaus war.

"Das war manchmal ganz schön anstrengend bis nachts auszuschenken und am nächsten morgen ganz früh die Post auszutragen", erinnert sich Stein. "Hier war schon ordentlich was los." Er schmunzelt dabei recht spitzbübisch. Leider seien viele weggezogen. Dennoch sei Ludendorf wohnenswert, sind sich alle drei einig. Schöne alte, gepflegte Fachwerkhäuser und Bauernhöfe, frische Luft und Natur drum herum seien nur ein paar Pluspunkte.

Denn der Ort hat auch einen entscheidenden Vorteil gegenüber den städtischen Regionen, wie es nahezu nur Dörfer haben. "Vor allem der Zusammenhalt und das Miteinander hier ist prima", sagt Breuer. Und eigentlich sei in Ludendorf auch ordentlich etwas los. Neben den Ludendorfer Jonge engagieren sich die Bürger bei der Freiwilligen Feuerwehr und im Kameradschaftsverein 1871. Legendär sind auch die Karnevalsfeten im Baubetriebshof.

Größen wie Bernd Stelter und die Paveier bringen das Programm auf kölsches Niveau. "Die Halle wird dann zum Wellblechpalast", berichtet Breuer mit einem Lachen. Jedenfalls haben externe Karnevalisten dem Veranstaltungsort diesen Namen als Ausdruck des Respekts gegeben.

Vor allem der frühere Ratsherr und Ortsvorsteher Hans Jonas prägte das Leben an der B56 nachhaltig. Er setzte sich in seiner offizielle Funktion vor allem für ein Dorfhaus ein. Mit Erfolg. Aus der ehemaligen Schule ist vor einigen Jahren ein Sammelpunkt für die Ludendorfer geworden. Dort treffen sich die Senioren zum Plausch und die Gymnastikgruppe zum Sport. Außerdem wird das Haus für private Feiern vermietet. Jonas hat Kontakte geknüpft und Verhandlungen geführt. Am Ende übernahm die Pfarrgemeinde einen großen Anteil über 300 000 Mark für die Instandsetzung des Gebäudes. Dafür darf sie das Haus für ihre Veranstaltungen kostenfrei nutzen.

"Hätte sich Jonas nicht so eingesetzt, hätten wir heute kein Dorfhaus", sagt Breuer. Und die Ludendorfer wissen um ihren Schatz: Ohne, dass es einer großen Organisation bedarf, halten die Nachbarn den Vorplatz instand und sauber. Absolut ehrenamtlich und ohne jegliche Gegenleistung. Wieder so etwas, was das Leben auf dem Land besonders macht.

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