Nachfahren aus Bonn und den USA Luther-Nachfahren erhalten Nachweis ihrer direkten Abstammung

Swisttal · Luther-Nachfahren aus Bonn und den USA erhalten in Buschhoven den offiziellen Nachweis ihrer direkten Abstammung vom Reformator. Den Nachweis hat Ahnen- und Familienforscherin Angelika Hansen erbracht.

 Am Tisch mit Martin Luther und dem weit verzweigten Stammbaum sitzen (von links) Angelika Hansen, Wolfgang Alt, Gerd Behlen, der auf seine Position im Stammbaum zeigt, und dessen Frau Margit.

Am Tisch mit Martin Luther und dem weit verzweigten Stammbaum sitzen (von links) Angelika Hansen, Wolfgang Alt, Gerd Behlen, der auf seine Position im Stammbaum zeigt, und dessen Frau Margit.

Foto: Matthias Kehrein

„Dieser Ort atmet Geschichte“. Dieser Satz passt perfekt auf einen Raum im Haus der Familie Hansen in Buschhoven. Rundum sind die Wände des Zimmers lückenlos bestückt mit deckenhohen Bücherregalen voller Biographien. Und am Kopf des langen Tisches thront eine Büste von Martin Luther. Ganz so, als ob der Reformator auf das schauen würde, was noch mehrmals gefaltet den Tisch bedeckt: die Familientafel seiner Nachkommen aus der sogenannten Steensen-Linie.

Gerd Behlen schaut auf das meterlange Papier und zeigt dann auf den Eintrag seines Namens. Der Bonner ist in der 13. Generation Nachkomme in der direkten Linie von Dr. Martin Luther und Katharina von Bora. Dass Behlen und seine Frau Margit bei Hansen am Tisch sitzen, hat seinen Grund: Die Buschhovenerin ist anerkannte Forscherin der nordfriesischen Luther-Nachfahren, Ehrenmitglied der Luther-Gesellschaft, Familienchronistin und Ahnenforscherin aus Buschhoven. Sie hat diesen Abstammungsnachweis erbracht.

Eine Urkunde bestätigt Gerd Behlen die Abstammung

Dem führenden Genealogen der Lutheriden-Vereinigung Deutschlands, Wolfgang Alt, dient dieser Nachweis als Grundlage, Gerd Behlen seine Abstammung mit einer Urkunde schriftlich zu bestätigen. „Gerd Behlen stammt in direkter Linie von Dr. Martin Luther und Katharina von Bora ab über deren erstgeborenen Sohn Dr. Johannes Luther, dann dessen Erstgeborenen Martin (des Jüngeren) und wiederum dessen Erstgeborenen Daniel, der Pastor in Breklum in Nordfriesland war“, erklärt Alt.

Bisher wurde diese Abstammung als nicht erwiesen angesehen. Durch Hansens akribische Recherche und ihre Zusammenarbeit mit Alt ist jetzt gelungen. „Dadurch werden noch etwa 2000 Nachkommen zusätzlich in das Buch aufgenommen. Dieser Zweig macht 30 Prozent des gesamten Buches aus“, schätzt Alt. Wegen Hansens Rechercheergebnissen und entsprechenden Gutachten war 2017 der Druck des Buches „Die Nachkommen des Reformators Martin Luther“, das die Lutheriden-Vereinigung herausgibt, gestoppt worden, um zu klären, ob die Steensen-Linie aufgenommen werden könne.

Für den nun offiziell anerkannten Luther-Nachfahren Gerd Behlen war der Nachweis keineswegs eine Überraschung. „Bei uns war immer bekannt, dass wir Luther-Nachfahren sind“, sagt er. „Das war bis in die 1920er Jahre – bis zur Gründung der Lutheriden-Vereinigung – auch unstrittig. Neu ist jetzt, dass die Lutheriden das auch so sehen wie wir das immer gesehen haben.“ Man beschäftige sich ganz anders mit Martin Luther, wenn man wisse, ein direkter Nachkomme zu sein.

Die Wurzeln des Diplom-Agrar­ingenieurs im Ruhestand, der am Institut für Agrarpolitik und Marktforschung an der Landwirtschaftlichen Fakultät der Uni Bonn tätig war und mit seiner Familie in Bonn lebt, liegen in der nordfriesischen Steensen-Linie. Mehrfach hatten deren Angehörige bei der Lutheriden-Vereinigung angefragt, ob sie als Nachfahren anerkannt werden, auch schon 2004 bei Alts Vorgängerin. Abgelehnt worden war die Anerkennung wegen fehlender Unterlagen zu einem fehlenden Vorfahren: eben jenes Martin Luther des Jüngeren, dessen Existenz Hansen nachgewiesen hat.

Erfolgreiche Spurensuche nach Martin, dem Enkel des Reformers

Sie hatte sich auf Spurensuche nach diesem Enkel des Reformators mit dem gleichen Vornamen gemacht. Auf ihn gestoßen war Hansen bei der Recherche zu Luthers Urenkel, Daniel Luther, der mit Theodor Luther jahrzehntelang als Pastor in der Breklumer St. Olaf-Kirche in Nordfriesland gewirkt hatte (der GA berichtete). Nach akribischer Suche war sie fündig geworden. Die Ergebnisse hat sie in der Ich-Form in ihrem Buch „Suchet so werdet ihr mich finden“ veröffentlicht.

Im Alter von nur sieben Jahren wurde der 1568 geborene Martin Luther (der Jüngere) zum Vollwaisen, und seine Paten und Vormünder übernahmen für ihn Verantwortung. Aber seine Spur verlor sich. Hansen fand ihn schließlich in Königsberg, wo er Fluss-Schiffer war. Mit 40 Jahren heiratete er, und seine Frau begleitete den fahrenden Handelsmann. Sie sind die Eltern von Daniel, jenem späteren Pfarrer in Breklum. Wie Behlen, erhält auch die Familie Heldt in den USA nun die offizielle Anerkennung als Luther-Nachfahren der Steensen-Linie. Hansen ist stolz, dass dies dank ihrer Recherchen möglich ist. Sie fühle aber auch eine große Verantwortung, weil diese Menschen sich auf ihre Recherche verlassen: „Ich fühle mich in diesem Sinne als Hüterin und Bewahrerin.“

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